Viernheim. Montag, früher Abend in der Weinheimer Straße in Viernheim. Es hat schon etwas von Ausnahmezustand. Sehr viele Einsatzfahrzeuge, unzählige Polizeikräfte und das Einsatzsonderkommando (SEK) der Polizei aus Frankfurt sind hier aufgeboten. Am Ende wird ein 46-jähriger Familienvater aus Viernheim festgenommen. Im Haus finden die Beamten eine Armbrust. Der Mann befand sich am Dienstagmittag zur Klärung verschiedener Sachverhalte noch in Polizeigewahrsam. Ob er ihnen einschlägig bekannt ist, sagen die Beamten nicht.
Der 46-Jährige hatte den Einsatz verursacht, gegen ihn wird wegen des Verdachts auf häusliche Gewalt, also Körperverletzung, und unerlaubten Waffenbesitz ermittelt. Das SEK musste nicht eingreifen, Beamte der Polizeidirektion Bergstraße hatten in zuvor festgenommen. Er hat keinen Widerstand geleistet.
Nach unseren Informationen sind die Kinder des Mannes erwachsen beziehungsweise minderjährig. Bernd Hochstädter, Sprecher des Polizeipräsidiums Südhessen in Darmstadt, schildert die Abläufe auf Nachfrage dieser Redaktion am Dienstag wie folgt.
Sämtliche Polizeikräfte im Einsatz
Gegen 15.15 am Montagnachmittag ruft eine Familienangehörige die Polizei an und meldet den Vorfall. Auf die entsprechende Frage sagt sie, es befänden sich möglicherweise Schusswaffen im Haus. Nach einer Lageanalyse im Polizeipräsidium wird das SEK in Marsch gesetzt, die Spezialkräfte sind in Frankfurt stationiert. „Wenn Waffen im Spiel sein könnten, ist das für normale Streifenwagenbesatzungen einfach zu gefährlich“, sagt Hochstädter.
Die Armbrust soll die Entscheidung der Polizei bestätigen. Die Frage, ob der Mann Familienmitglieder damit bedroht hat, ist auch am Dienstag noch Gegenstand der Ermittlungen.
Bis zum Eintreffen des SEK sind sämtliche verfügbaren Kräfte der Polizeidirektion Bergstraße und benachbarter Direktionen zum Einsatzort geeilt. Die Polizei betreibt in solchen Fälle einen großen Aufwand. Es ist nicht der Tatort allein, der zu sichern ist. Das Gebiet ist weiträumig abzusperren, und diese Sperren sind zu kontrollieren, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.
Das SEK trifft ein. Über ein halbes Dutzend dunkelfarbiger Kleinbusse, besetzt mit vermummten Männern, stoppen vor dem Haus in der Weinheimer Straße. Sie tragen Schutzkleidung in Tarnfarbe, Helme und schwere Waffen. In den Fahrzeugen jede Menge Spezialgerät.
Ermittlungen: Wurden Familienmitglieder verletzt?
Der Zugriff durch diese Spezialkräfte erübrigt sich jedoch. Regulären Polizeibeamten der Direktion Bergstraße war es zuvor gelungen, den Mann in einem günstigen Moment dingfest zu machen. Weder er noch Einsatzkräfte werden verletzt. Ob Familienmitglieder durch ihn verletzt wurden, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen.
Gegen 18 Uhr, es ist längst dunkel, weicht die gespenstische Szenerie der Normalität: Die Polizei zieht ab, die Straßen sind wieder frei. Unterdessen verweilen einige Menschen am Ort. „Da hat es eine ordentliche Schießerei gegeben“, sagt eine Mittvierzigerin auf die Frage eines hinzugekommenen Passanten. Sie verbreitet Unfug. Warum man denn wegen eines einzelnen Mannes so einen Aufwand treiben müsse, fragt ein anderer einen Beamten, der sich gerade zur Abfahrt bereitmacht. Er muss nicht antworten. Ein Passant raunzt den Fragesteller an: „Mein Gott, seien Sie doch froh. Es kann doch vorher keiner wissen, was aus so einer Sache wird.“
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