Ehrenamtliches Engagement

Rund 900 Viernheimer helfen beim 20. Freiwilligentag

Rund 900 Engagierte haben beim 20. Freiwilligentag in Viernheim mitangepackt. Ob im Vereinsheim oder in der Kita: Mit vereinten Kräften wurde viel erreicht.

Von 
Sandra Usler
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In der „Kita Naturverwurzelt“ wird der Zaun um den neu anzulegenden Bauerngarten aufgestellt. © Sandra Usler

Viernheim. Man geht nur wenige Stufen zur Empore der Marienkirche hoch und steht in einer dichten Staubwolke. Aus dem Kirchturm hört man, wie die Besen über den Boden fegen, Staub und Sand rieseln durch die Holzritzen nach unten. Ein Helfer kommt über die schmale Treppe nach unten, in jeder Hand einen Eimer, gefüllt mit dem Dreck aus dem Innern des Turms.

Beim Projekt der Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. beim 20. Freiwilligentag in Viernheim geht es hoch hinaus. Das Innere des Kirchturms der Marienkirche wird gereinigt, dort hat sich in den vergangenen Jahre viel Staub und Schmutz angesammelt. Verwaltungsleiterin Christina Arnold verteilt deshalb nicht nur die bunten Freiwilligentag-Shirts an die Helfer, sondern auch Schutzbrille und Atemmaske. „Auch der Innenputz bröckelt, den entfernen wir gleich mit“, erzählt die Projektverantwortliche. Mit vereinten Kräften ist nicht nur der Kirchturm mit allen Etagen blitzblank, auch der Dachstuhl des langen Kirchenschiffs wird noch mitgereinigt. Und am Ende entschädigt der Blick aus den Kirchturmfenstern über die gesamte Stadt für die Mühen und Anstrengungen der vergangenen Stunden.

Sigmund Botta hilft mit, das Innere des Kirchturms der Marienkirche zu reinigen. © Sandra Usler

Die zwölf Helfer aus der Marienkirche sind nur ein Teil der Viernheimer, die am Samstag ihre Zeit in Projekten eingesetzt haben. Bei perfekten Wetterbedingungen sind über 900 Freiwillige dabei – bei Gartenarbeit, beim Streichen und Malen, beim Aufräumen und Umräumen. „Es hilft uns allen weiter, wenn jeder nur ein bisschen mitmacht“, bedankt sich Bürgermeister Matthias Baaß beim großen Abschlussfest am Rhein-Neckar-Zentrum. Bei Livemusik, kühlen Getränken und leckerem Essen können sich die Freiwilligen nach getaner Arbeit stärken und miteinander ins Gespräch kommen. „Mit dem Freiwilligentag wollen wir dafür werben, sich einzubringen und sich in den Vereinen und Institutionen zu engagieren“, sagt Baaß und wünscht sich, dass der freiwillige Einsatz über den Tag hinaus fortgesetzt wird.

In der Kita „Naturverwurzelt“ wird ein Bauerngarten angelegt

Über zu wenige Helfer kann sich die naturnahe Kindertagesstätte „Naturverwurzelt“ nicht beschweren. Da dürfen sogar die Kleinen mit anpacken. Mit einer Schubkarre ausgestattet, rupfen sie das Unkraut aus dem Feld, in dem später der Bauerngarten angelegt wird. Die Erwachsenen hauen dagegen zuerst die großen Pfostenhalter in die Erde. „Wir müssen erst den Zaun bauen und können dann pflanzen – sonst kommen unsere Hühner und picken die Saat und die Samen wieder aus“, erklärt Kita-Leiterin Mira Rolle lachend. In einer anderen Ecke des Kitageländes wird ebenfalls gesägt, dort entsteht als Sichtschutz zum Nachbarn ein großer Webrahmen, in den die Kita-Kinder Zweige und Äste „hineinweben“ dürfen. Auch die Vorstandsmitglieder des Trägers Förderband Viernheim unterstützen tatkräftig. Robin Zubrod schwingt die Hacke und hebt das Loch für die Sickergruppe aus – dahin wird künftig das Regenwasser vom Bauwagen abgeleitet. Nur einer lässt sich vom Treiben auf dem Gelände gar nicht stören: Kitahund Jaro macht es sich im Schatten gemütlich. Auch in fünf anderen Tagesstätten wird der Freiwilligentag für Arbeiten genutzt: Streichen, Unkraut jäten, Umbauen.

Weitgehend unter sich sind die Freiwilligen beim „Club der Gemütlichen“. Die Fastnachter haben in der Vergangenheit noch nie am Freiwilligentag teilgenommen. „Aber wir dachten, zu unserem 110-jährigen Bestehen könnte man unser Vereinsheim etwas aufhübschen“, berichtet Michael Werle und holt den nächsten Farbeimer aus der Garage. Die Fassade des Hauses wird nämlich in einer hellen Farbe gestrichen, auch die Fenstergitter erhalten die gleiche Farbe. „Der Farbton heißt Cognac, das passt zu uns“, meint Werle schmunzelnd. Besonderer Blickfang ist der Schriftzug am Dachrand. „Das stand da schon mal, ist aber verblasst“, freut sich der Vorsitzende, dass der Vereinsname „Karnevalverein CdG“ jetzt schon von weitem zu lesen ist.

Sorgfältig pinselt Rainer Hafner den letzten Buchstaben zum Schriftzug „Karnevalverein CdG“ ans Dach des Vereinsheims. © Sandra Usler

Die Fußballer des TSV Amicitia haben die Möglichkeit genutzt, die Freiwilligen-Aktionen auf eine ganze Woche zu verteilen. Im Waldstadion wird das Grün geschnitten, die Räume ausgemistet, Tornetze ausgetauscht und Kabinen gestrichen – da bringen sich die Mannschaften und Verantwortlichen mit Feuereifer ein. Für viele Vereine ist der Freiwilligentag die beste Gelegenheit, anstehende Aufgaben zu erledigen, die im normalen Betrieb nicht zu erledigen sind – oder für die man eben ein paar helfende Hände mehr braucht.

Einen Überblick über alle Projekte des Freiwilligentags haben die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Sandra Funk und Michael Gess sowie Harald Hofmann und Dimitrij Dammer sind alle Projekte abgefahren, haben sich über die Arbeiten informiert und die jeweilige Helferzahl notiert. „Weil es bei einigen Projekten so viele Freiwillige waren, waren die Arbeiten schnell fertig oder man hat einfach noch etwas mehr gemacht“, hat Michael Gess mitgenommen.

Harald Hofmann notiert, dass bei den meisten Projekten die „Eigenen“ helfen: Eltern, Kinder, Lehrer, Erzieher, Vereinsmitglieder. Im Vogelpark sei das anders gewesen: „Dort waren viele Freiwillige, die sich vorher noch nicht im Verein oder im Park engagiert haben“, sagt der Verantwortliche des Freiwilligentags – und hofft, dass sich der Wunsch des Bürgermeisters erfüllt.

Freie Autorin

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