Viernheim. Wer am Fleischerfachgeschäft Georg-Franz Kempf vormittags vorübergeht, der wird fast immer eine lange Schlange von Kunden sehen – so beliebt sind die Wurst- und Fleischwaren. Nun lädt Inhaber Rudi Bugert mit seiner Frau Claudia am Samstag, 17. Juni, zur großen Feier des 175. Jubiläums seines Betriebs ein.
Der 62-jährige Metzgermeister ist voller Stolz und Selbstbewusstsein. Dabei war ihm dieser Beruf nicht in die Wiege gelegt. Rudi Bugert ist in Heppenheim auf die Welt gekommen und dann in Viernheim aufgewachsen. Nach dem Abschluss der Friedrich-Fröbel-Schule absolvierte er eine Lehre zum Kfz-Mechaniker. „Das wollte ich unbedingt lernen.“
Die Welt gesehen
Später folgte der Bundeswehrdienst. Rudi Bugert machte eine technische Ausbildung an der Marineschule in Brake und tat Dienst auf dem Zerstörer „Mölders“. Er mochte das Leben auf dem Schiff: „Ich habe die Welt gesehen.“ So war er in Frankreich, Portugal und Malaga und wollte sich eigentlich für eine längere Zeit verpflichten. Doch dann verliebte er sich auf den ersten Blick in seine spätere Frau Claudia. Er sagt: „Wir sind seit 43 Jahren zusammen, seit 36 Jahren verheiratet und haben einen Sohn und eine Tochter.“ Dann fügt er hinzu: „Mit der Liebe kam das Aus für die Bundeswehr. Ich habe meine Pläne geändert.“
Seine Frau Claudia Bugert stammt aus einer Metzgerfamilie, deren Betrieb 1848 von ihrem Urgroßvater gegründet worden war. Rudi Bugert startete also mit 21 Jahren seine zweite Ausbildung als Metzger. Um 4.30 Uhr stand er damals auf, arbeitete im Betrieb, fuhr um 7 Uhr zur Schule und besuchte den Unterricht bis 14 Uhr. Er sagt: „Mein großes Vorbild war mein Lehrmeister und Schwiegervater Herbert Schäfer.“ Nach zwei Jahren schloss er die Lehre ab und absolvierte später als Bester unter 51 Teilnehmern die Meisterprüfung. Er schmunzelt: „Das alles mit Hauptschulabschluss.“
Vor 25 Jahren, zum 150. Jubiläum des Fleischerfachbetriebs, übernahm Rudi den Betrieb: „Das war schön. Man sieht am Ende jedes Tages, was man gemacht hat. Wir setzen auf Tradition und Qualität.“
Rudi Bugert gehört zu den wenigen seines Berufsstandes, die auch heute die Wurst nach Familienrezepturen selbst herstellen. Zu seinen Favoriten gehören die Hausmacher Wurst, die Leber- und die Blutwurst, der Schwartenmagen und die vor wenigen Tagen auf dem „Hessentag“ goldprämierte Fleischwurst. Beliebt sind auch die hausgemachte Bratwurst und die Weißwurst. Die Metzgerei beliefert die Küchen von fünf Mannheimer Caritas-Heimen, aber auch weitere Kunden in Mannheim, Heidelberg und Darmstadt.
Seit 25 Jahren ist die Viernheimer Metzgerei bekannt für ihr Catering. Statt kalte „Platten“ gibt es heute Fingerfood wie Kalbsbällchen, Mini-Schnitzel und Garnelen. Rudi Bugert betont: „Wir sind an den Wochenenden, Weihnachten und Ostern immer bei der Arbeit.“ So geht sein Dank nicht nur an seine Frau, sondern an das gesamte Team, unter anderem an Karl-Heinz Künstler (seit 42 Jahren dabei), aber auch an Roman Franz und Christian Müller in der Produktion. Tiefe Dankbarkeit empfindet er auch gegenüber seinen Schwiegereltern Herbert und Inge Schäfer, die bis ins hohe Alter mitgeholfen haben.
Im Laufe der Jahre bildete Rudi Bugert 22 Lehrlinge aus. Seine erste Azubi Kerstin Stahl feiert ihr 25. Jubiläum. Sie erzählt: „Damals haben Mitarbeiter mich bei jedem Wetter abgeholt. Wir haben mein Kind im Kindergarten abgegeben und sind dann zur Arbeit gefahren. Nachmittags haben die Mitarbeiter mit mir wieder mein Kind abgeholt und uns zuhause abgesetzt. Der Betrieb ist wie eine Familie.“ Seit mehr als 40 Jahren spielt Rudi Bugert Trompete und trat oft mit dem Musikzug „Die Herolde“ auf. Seit über 20 Jahren ist er im Orga-Team des Weihnachtsmarkts aktiv. Lange Jahre war er Teil des Vorstands des Gewerbevereins und der City-Gemeinschaft. Rudi Bugert ist eifriger Fastnachter: „Meine Frau hat mich früher verkleidet.“ Auch heute unterstützt er „Die großen Drei“, den „Club der Gemütlichen“ und die Löwenjäger in Mannheim. Er ist Sponsor der Viernheimer Handballer und der beiden Fußball-Vereine. Und er ist „bekennender FC-Bayern-Fan“.
Bugert gehört auch zur Weinbruderschaft. Jeden Mittwoch trifft er sich mit Freunden zum Stammtisch. Er liebt Reisen mit seiner Frau. „Wir sind Italien-Liebhaber.“ Doch sie waren auch schon mit dem Hausboot in Deutschland und Holland unterwegs.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/viernheim_artikel,-viernheim-rudi-bugert-ist-aus-liebe-metzger-in-viernheim-geworden-_arid,2093769.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/viernheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html