Ab Montag gilt 2G

Rhein-Neckar-Zentrum Viernheim: Händler bangen ums Weihnachtsgeschäft

Von 
Bernhard Zinke
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Im Gespräch über die ungewisse Zukunft: Center-Manager Dani Marquardt (v.l.), Doris Gimmy (Yeanshalle) und FDP-Bundestagsabgeordneter Till Mansmann. © B. Zinke

Viernheim. Doris Gimmy hat die Sorgenfalten auf der Stirn. „Ich kann jetzt nicht wirklich damit umgehen“, sagt sie - und meint damit die neuen Regeln beim Einkaufen ab Montag. Doris Gimmy ist die Filialleiterin der Yeanshalle im Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ). Das Einkaufszentrum steht vor einer echten Herausforderung. Ab Montag gilt für die überwiegende Mehrzahl der der Geschäfte in der Ladenstraße 2G, also nur noch Zutritt für Geimpfte und Genesene. Allerdings bieten 25 der insgesamt 110 Läden auch Waren für den täglichen Bedarf, mit denen sich auch Ungeimpfte eindecken können.

Das bedeutet für Center-Manager Dani Marquardt, dass eine zentrale Kontrolle an den Eingangstüren zum Zentrum überhaupt keinen Sinn ergibt. Dort sei ja keineswegs erkennbar, welches Geschäft die Kunden aufsuchen werden. Eine Kontrolle an den Eingangstüren wäre auch kaum leistbar. Es gibt schließlich acht öffentliche Zugänge und acht weitere Lieferanteneingänge. Sprich: Es muss also jeder Shop selbst dafür sorgen, dass er seine Kunden schon möglichst am Eingang auf seinen Impf-oder Genesenen-Status überprüft. Die Mietpartner hätten allerdings signalisiert, dass sie das schaffen, berichtet er. Gleichwohl ist durchaus eine gespannte Stimmung da. Nicht jeder Filialleiter will etwas dazu sagen.

Doris Gimmy hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Ihre Erwartungen für die kommende Woche sind nicht allzu groß. Besonders grotesk findet sie die Situation, dass die Mitarbeiter der Shops, die nicht geimpft sind, zwar hier arbeiten, aber nichts aus dem eigenen Sortiment oder aus benachbarten Geschäften einkaufen dürfen.

Im Oktober habe sich die Lage gerade einigermaßen normalisiert, die Umsätze hätten sich erholt. Und jetzt gebe es faktisch den nächsten „Lockdown Medium“. Und dann finde der Weihnachtseinkauf wieder im Internet statt, befürchtet sie. „Wenn die Pandemie irgendwann vorbei ist, dann wollen die Leute ja wieder in die Läden gehen. Aber die sind dann vielleicht gar nicht mehr da. Mir macht das große Angst“, sagt Doris Gimmy.

Für die Gastronomie im Center sind die neuen Regeln nochmal ein ganz eigenes Thema. Wer sich beispielsweise eine Bratwurst auf die Hand holt, darf sie nur in den Bereichen rund um die Sitzgelegenheiten in der Ladenstraße verzehren. Die Verkäufer hinter den Imbisstheken müssten vorher eigentlich auch fragen, ob der Kunde den 2G-Status erfüllt. Aber er könnte ja die Wurst auch vor der Tür verzehren, dann bräuchte er gar keinen Nachweis.

Armbändchen als Alternative

Um die komplizierte Situation etwas zu erleichtern, überlegt das Centermanagement, an einer zentralen Stelle für alle genesenen und geimpften Kunden ein Bändchen auszugeben. „Das würde die Mietpartner etwas entlasten“, sagt Dani Marquardt. Die Überlegungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Klar sei dann aber auch: Wer kein Bändchen trage, bei dem sei dann für jedermann sichtbar, dass er nicht geimpft oder genesen sei, gibt Marquardt zu bedenken. Schließlich wolle man auch niemanden stigmatisieren.

Andere Center des RNZ-Mutterkonzerns ECE probierten die Bändchen gerade aus. Deren Erfahrungen warte man nun ab. Letztlich müsse alles dafür getan werden, um einen weiteren Lockdown wie etwa aktuell in Österreich zu verhindern. „Wir wollen, dass die Menschen einkaufen gehen können und dass das Weihnachtsgeschäft stattfinden kann“, sagt der Center-Leiter.

Grundsätzlich unterstütze ECE jede Anstrengung in Sachen Impfen. Man habe ja selbst schon zwei Impfaktionen durchgeführt und dem Kreis Bergstraße auch schon angeboten, Impfaktionen im Rhein-Neckar-Zentrum durchzuführen, sofern Impfstoff verfügbar sei. „Wir können es nur anbieten“, sagt Marquardt.

Der Bergsträßer Bundestagsabgeordnete Till Mansmann (FDP) ist auf Einladung des RNZ ebenfalls vor Ort und hört sich die Nöte der Viernheimer Shop-Mitarbeiter an. Eine Patentlösung hat auch er nicht. „Ich bin selbst ratlos, was die richtige Antwort auf die aktuelle Situation ist“, gesteht der Politiker, dessen Partei als Teil der Berliner Ampelkoalition jetzt das Sagen hat, unumwunden ein. Angesichts der Situation in den Krankenhäusern könne man’s jedenfalls nicht einfach so weiterlaufen lassen: „Es gibt keine Argumente dafür, keine Maßnahmen zu ergreifen“.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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