Fastnacht

Prunksitzung beim CdG – und das Bürgerhaus bebt

Gäste feiern vierstündiges Programm ausgelassen. Von Faktotum Werner Beidinger bekommt jeder sein Fett ab

Von 
Othmar Pietsch
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Närrischer Dresscode? Aber wie. Der Bauer Sepp (Tobias Paltz) (Mitte) findet keine Frau. Urgestein Werner Beidinger bringt humoristisch die vergangenen drei Jahre unter einen Hut. © Othmar Pietsch

Viernheim. Nachdem auch die Viernheimer Narren wegen Corona fast drei Jahre lang die Füße still halten mussten, kommen den Menschen Fastnachtsveranstaltungen wie eine Erlösung vor. So auch bei der närrischen Sitzung des Clubs der Gemütlichen (CdG) am Samstag, als die Statik des mittlerweile altehrwürdigen Bürgerhauses mit lautstarken Klängen und von begeisterten Gästen auf eine harte Probe gestellt wurden.

Mehr als vier Stunden lang wurde ausgelassen gefeiert, als gebe es kein Morgen mehr. Über allem thronte Alina I., Stadtprinzessin und Regentin der Kampagnen 2021/2022 und 2022/2023, die das bunte Treiben zu ihren Füßen sichtlich genoss.

Nicht nur der älteste Karnevalsverein der Stadt hatte sich gut vorbereitet und den großen Saal sowie die Bühne festlich dekoriert. Auch die Besucher zeigten sich beim Dresscode einfallsreich. So waren Indianer, Supermänner und Superfrauen, Prinzessinnen, Clowns, Matrosen, Panzerknacker, Hippies, Polizisten, Piraten, Kreuzritter, ein Kardinal sowie Mönche und Nonnen an den Tischen zu finden.

Bürgermeister Matthias Baaß war diesmal als Küchenchef erschienen. Auch zwei Feuerwehrmänner waren zugegen, die schoben allerdings Dienst und hatten trotzdem viel zu lachen. Nicht zu vergessen die starke Delegation der Karnevalsvereinigung „Die Großen 3“ mit ihrer Prinzessin Zoe I. an der Spitze.

CdG-Präsident Detlef Gläser hatte es bei seiner Begrüßung schon eilig und fasste sich kurz, „denn wir wollen ja bis um vier Uhr wieder hier raus sein“. Das Programm war einmal mehr rundum gelungen und minutengenau geplant. Am Ende dauerte es doch länger als vorgesehen, auch wegen der zahlreichen Zugaben, und so gingen in der Narhalla erst nach Mitternacht die Lichter aus.

Den Auftakt machte diesmal Musikprofessor Werner Beidinger, das Faktotum der Viernheimer Fastnacht schlechthin. Er steht seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne und musste diesmal die Geschehnisse von drei Jahren unter einen Hut bringen.

Da bekam natürlich jeder sein Fett weg, ob am Flügel gesungen oder nur so daher gesagt. Weder Angela Merkel noch Boris Becker, FIFA-Präsident Giovanni Infantino, dem er einen Katarrh wünscht, oder Bundeskanzler Scholz wurden verschont.

Mit dem Lied „Rot, gelb und grün“ nach der Melodie „Cordula Grün“ präsentierte er zudem die neue Regierungshymne. Bei der Frage nach seinem Lieblingslied von Beethoven antwortete er „Für Elise“ und nach seinem Lieblingsstück: „von Wagner Pizza Salami“. Dafür gab es nicht nur tosenden Beifall, er erhielt auch noch den BDK-Verdienstorden in Gold mit Brillanten, die höchste Auszeichnung, die der Bund Deutscher Karneval zu vergeben hat.

Ein neues Gesicht war Peter Karl, alias Ted Louis, der als Deutsch-Holländer, mit seinem Outfit, Zaubereien und neckischen Anekdoten für gute Stimmung im Saal sorgte. Auch der einfältige Bauer Sepp (Tobias Paltz) feierte mit den Schilderungen der Probleme eines Landwirts bei der Suche nach einer Frau eine gelungene Premiere in Viernheim.

Auf „Heile, heile Gänsche“ steht er aber nicht, er mochte es mit „Who Let The Dogs Out“ eher deftig. Marion Striebich hat es als Klara Kohlbecher gerne mal so und mal so, wie aus ihren leicht schlüpfrigen Erzählungen in der Bütt zu entnehmen war.

Wenn Stimmung gewünscht ist, dann darf Gerhard „Holiday“ Schneider nicht fehlen. Der Viernheimer Sänger brachte unter anderem sein eigenes Lied „Is nix passiert“ zu Gehör, aber auch Stücke wie „Hulapalu“ oder „Leyla“ sorgten dafür, dass niemand mehr auf seinem Stuhl sitzen blieb.

Zwischen den Büttenreden sorgten die Auftritte der CdG-Garden für Abwechslung auf der Bühne. Den Auftakt machten die Konfettis, die Sternengarde zeigte einen Showtanz und die Funkengarde ihren Gardetanz. Auch die Offiziere präsentierten sich tänzerisch. Ehemalige Prinzessinnen hatten einen Auftritt als Meerjungfrauen, und das deutlich verjüngte Männerballett „Die Unglaublichen“ ließ die Hüften schwingen und die Beine fliegen.

Zahlenmäßig stark vertreten und nicht zu überhören war der Fanfarenzug aus Hockenheim, der schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil der närrischen CdG-Sitzung ist und mit Pauken und Trompeten mit Stücken wie „Skandal im Sperrbezirk oder Skandal im Bürgerhaus“, so genau war das nicht zu verstehen, die Trommelfelle und Stimmbänder des Publikums strapazierte. Am Ende statteten mit den Gugge-Musikern aus Hambach noch ein paar gefährlich aussehende Gestalten dem Bürgerhaus einen Besuch ab und sorgten für ein ohrenbetäubendes Finale.

Freier Autor

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