Viernheim. Das war ein unerwartetes Weihnachtsgeschenk für Viernheimer Musikfreunde. Jeanette Pitkevica lud im Rahmen ihrer 15. Konzertreihe in die Auferstehungskirche zu zwei Konzerten mit begrenzter Besucherzahl ein. Gestaltet wurde diese außergewöhnliche Musikfolge von ihr als Geigerin und von Jelena Engelhardt an der Harfe.
Schon mit den ersten Takten einer Komposition von Gaetano Donizetti (1797 bis 1848) eroberten die beiden Musikerinnen die Herzen des Publikums. In den beiden Sätzen „Larghetto und Allegro“ überraschten sie mit virtuosen Passagen und mit reizvollem Dialog bei zarter Romantik.
Es gibt nicht viele Kompositionen für Geige und Harfe in der Musikgeschichte. Zu diesen Kostbarkeiten trug auch Marcel Tournier (1879 bis 1951) mit dem „Herbstspaziergang“ bei. Die zwei „Préludes romantiques“ beginnen sehr langsam mit der Violine, ehe von der Harfe ein ganzes Orchester ersetzt wird. Besonders reizvoll sind Violine und Harfe bei ihren Variationen im „Allegro moderato“.
Wie schön Romantik sein kann, beschreibt Gabriel Fauré (1845 bis 1924) in seinen Kompositionen „Pavane op.50“ und seinen Gedanken „Nach einem Traum“. Diese schildern Violine und Harfe in virtuosen und verhaltenen Soli, mit flotten Dialogen und mit Variationen bei Wiederholungen des Themas.
Musikalische Vielfalt
Manche der Komponisten dieses Programms waren den Musikfreunden noch unbekannt. Umso gespannter verfolgten sie deren Bedeutung für das Miteinander von Violine und Harfe. Das trifft auch auf den französischen Harfenvirtuosen R. Charles Bochsa (1789 bis 1856) zu, der mit seinem „Nocturne Concertant für Harfe und Violine op. 71,3“ die musikalische Vielfalt überzeugend vorstellt.
Eine außergewöhnliche „Meditation“ war das musikalische Anliegen von Jules Massenet (1842 bis 1912): An mehreren Stellen der Komposition hört man die Harfe wie ein Klavier und die dunkle Wärme der Violine wie ein Cello. Die „Fantasie für Violine und Harfe op. 124“ des bekannten Klassikers der Romantik Camille Saint-Saens beendete das Programm mit minutenlangem Beifall des Publikums. Zwei große Weihnachtssterne anstelle von Blumen-sträußen waren der Dank für dieses herrliche Konzert. Eine treffende musikalische Zugabe der beiden Musikerinnen war ein symbolischer Weihnachtsgruß an das begeisterte Publikum.
Bei dem Konzert zeigte sich, dass auch Profis nicht gegen Pannen gefeit sind: Mitten in einem Stück riss eine Saite der Harfe, die von Jelena Engelhardt ersetzt werden musste, was diese zu der Bemerkung veranlasste, dass Harfenistinnen während der Hälfte eines Konzerts ihr Instrument stimmen und während der anderen Hälfte auf einem ungestimmten Instrument spielen.
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