Gesundheit - Dr. Nikolaj Niedermaier referiert im Ratssaal

Neurologe macht Hoffnung bei Demenz

Von 
Hans Todt
Lesedauer: 

Dr. Nikolaj Niedermaier (l.) und Horst Stephan von der Stadtverwaltung bieten den Bürgern auch künftig Kontakte mit dem Demenz-Netzwerk an.

© H. T.

Viernheim. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, welch große Beachtung das Gesundheits-Netzwerk in Viernheim findet, dann war es der Vortrag mit dem Neurologen Dr. Nikolaj Niedermaier vom Demenz-Netzwerk. Der große Sitzungssaal im Rathaus war bis auf den letzten Platz besetzt.

Die Freude über dieses große Interesse an dem präventiven Angebot der Stadt brachte Bürgermeister Matthias Baaß in seiner Begrüßung zum Ausdruck. Dr. Niedermaier erinnerte an die Gründung des Demenz-Netzwerks 2008.

Tendenz zunehmend

Demenz ist der Begriff für die Zusammenfassung verschiedener Formen dieser Krankheit, wie zum Beispiel Alzheimer. Der Referent machte deutlich, dass in Folge der demografischen Entwicklung mit einer ständigen Zunahme alter Menschen und dem Rückgang der jungen Bürger der Anteil Demenzkranker an der Bevölkerung weiter steigen wird.

Ost- und Norddeutschland würden hierbei mehr belastet als das übrige Bundesgebiet. Auch Österreich und die Schweiz müssen mit einem größeren Anteil an Demenzfällen rechnen. Das habe, wie Dr. Niedermaier prognostizierte, erhebliche volkswirtschaftliche Folgen. Wird es dafür ausreichendes Pflegepersonal geben? Der weitaus größere Bedarf sei mit erheblichen Kosten verbunden. Bis 2020 werde sich die Altersstruktur entscheidend verändern. Das führe zu einer einschneidenden gesellschaftlichen Herausforderung, vor allem als Folge der Finanzierung der Pflegeaufwendungen.

Schon in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen betrage die Zunahme der Demenzpatienten fünf Prozent, bei älteren Jahrgängen sogar wesentlich mehr. Am meisten betroffen von dieser Demenzwelle seien Europa und Asien. In Afrika hingegen kenne man dieses Problem nicht, da auf diesem Kontinent die Menschen früher sterben. Weltweit - so habe eine Studie ergeben - werden bis 2050 etwa 115 Millionen Menschen davon betroffen sein, das heißt, dass auf 100 erwerbstätige Menschen fünf Demenzkranke kommen. Den Verlauf der Krankheit unterteilt die Wissenschaft in leicht, mittel und schwer. Dr. Niedermaier zeigte auf, wie sich erste Symptome einer Demenzerkrankung bemerkbar machen: bei Denkprozessen, bei Lücken in der Aufmerksamkeit und bei Veränderungen im Verhalten.

Bis dahin könne man den Verlauf als leicht bezeichnen. Stellten sich Veränderungen bei Kontakten zur sozialen Umgebung, Ruhelosigkeit, veränderte Logik, Aggressionen sowie Veränderungen bei der Sprache und ein gewisses Unvermögen beim Rechnen ein, habe die Krankheit den mittleren Verlauf erreicht.

Bei Abnahme der Blasen- und Darmkontrolle, der Sprachfähigkeit, emotionalen Störungen, schlürfendem Gang und unbeholfenen Bewegungen werde der Patient zum Pflegefall. Eindrucksvoll schilderte Dr. Niedermaier diese drei Phasen des Verlaufs am Schicksal des prominenten Malers und Werbetexters Carolus Horn.

Es habe sich gezeigt, dass Bildung und geistige Aktivität einen gewissen Schutz böten. Dieses Hoffnungssignal wird von einem weltweit anerkannten Institut in den USA noch erweitert. Eine Langzeitstudie habe festgestellt, dass in den USA und in England in bestimmten Regionen durch zunehmende Bildung sowie durch eine gesündere Lebensweise und ausreichend Bewegung die Erkrankungen um bis zu 50 Prozent hätten verringert werden können.

Gesunde Ernährung wichtig

"Das lässt hoffen", erklärte Dr. Niedermaier und appellierte an die Zuhörer, mit diesem Vorbeugungsprogramm schon in den mittleren Lebensjahren zu beginnen.

Neben gesunder Ernährung und Sport empfahl er anstelle von Fernsehen Spiele, Lesen, Kreuzworträtsel, Musik.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen