Kultur - Künstler-Trio zeigt seine Werke in der Artbox des Kunsthauses / Technik der Fotografie steht im Fokus

Neue Sichtweisen auf die Welt

Von 
Felix Disson
Lesedauer: 
Gemeinsames Ausstellungsprojekt: Katja von Puttkamer (v.l.), Eyal Pinkas und Andrea Esswein präsentieren ihre Arbeiten im Kunsthaus. © bernhard Kreutzer

Viernheim. „Für uns drei ist diese Ausstellung im Schaufenster ein absolutes Novum und eine spannende Herausforderung“, berichtet Andrea Esswein. Gemeinsam mit Eyal Pinkas und Katja von Puttkamer hat die Objektkünstlerin am Sonntag ihre Kunstwerke im Schaufenster des Kunsthauses in der Rathausstraße 36 installiert. Unter dem Motto „It’s about the image“ sind nun bis zum 1. April Werke des Künstler-Trios in der täglich bis 22 Uhr beleuchteten Artbox zu sehen. Das Bild und die Technik der Fotografie stehen dabei im Fokus.

Das Spektrum der gezeigten Werke reicht von „Kopigraphien“ über architektonische Motive bis hin zu Objektfotografien. Im Gegensatz zu den bisherigen Ausstellungen in der Artbox präsentieren die Künstler ihre Arbeiten in einem mehrdimensionalen Format und ergänzen das bestehende Ausstellungskonzept somit um einen weiteren Aspekt.

In Zeiten geschlossener Galerien und Konzerthäuser mussten Künstler und Musiker kreative Lösungen entwickeln, um ihre Arbeit auch ohne den direkten Kontakt zu kulturbegeisterten Menschen einem breiten Publikum präsentieren zu können. Schon während des langen Lockdowns im vergangenen Winter entwickelte der Viernheimer Kunstverein daher das Konzept der Artbox, das Künstlerinnen und Künstlern im Schaufenster des Kunsthauses eine Bühne für ausgewählte Werke bietet. „Das Konzept der ,Kunst im Vorübergehen’ in unserer Artbox hat sich ein Stück weit etabliert, wir werden regelmäßig auf unsere Ausstellungen im Schaufenster angesprochen und erhalten viel positiven Zuspruch“, sagt Claus Bunte, stellvertretender Vorsitzender des Viernheimer Kunstvereins.

Mehrdimensionale Darstellung

„In meinem künstlerischen Schaffen arbeitete ich bereits früher häufig mit Eyal Pinkas und Katja von Puttkamer zusammen und hatte dann im Jahr 2019 die Idee, mit den beiden eine gemeinsame Ausstellungsreihe zu konzipieren“, erzählt Andrea Esswein. Die drei Künstler arbeiten mit konkretem Gegenstandsbezug, in ihrer Ausstellungsreihe „It’s about the image“ geht es nun darum, das Bild in unterschiedlicher Technik zu präsentieren.

Die seit der Renaissance fortgeschrittene Erfindung optischer Geräte zur Erzeugung neuer Bilder und neuer Sichtweisen auf die Welt steht für Esswein, Pinkas und von Puttkamer im Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit. Elemente der Malerei spielen im Repertoire der Künstler ebenfalls eine Rolle, wobei diese sowohl herkömmlich als auch mit technischen Hilfsmitteln wie dem Fotokopierer oder dem Computer erzeugt werden. Zentral ist für die Künstler der Transformationsprozess von Alltagsgegenständen.

Das Künstler-Trio eröffnete die Ausstellungsreihe mit einer Präsentation im Atelierhaus der Waggonfabrik in Mainz, mit der zweiten Ausstellung bereichert es nun das Angebot in der Viernheimer Artbox. Die Künstler nutzen das spezielle Konzept der zur Rathausstraße hin ausgerichteten Vitrine, indem sie drei speziell hierfür ausgewählte Werke nebeneinander zur Schau stellen. Alle drei Bilder simulieren Raum und hinterfragen die Wirkung von Raum und Bildraum. Mithilfe von Dachlatten entstand zudem eine zweite Ebene in der Artbox, die die Kunstwerke in einem mehrdimensionalen Rahmen wirken lässt.

Die Wiesbadener Künstlerin Andrea Esswein ist bekannt für die Technik der „Kopigraphie“. Seit 1998 arbeitet sie mit der Kopiermaschine als fotografischem Apparat. Esswein legt Objekte, Pflanzen, Tiere und Menschen auf den Kopierer, die dann als Ganzes oder als Ausschnitt abgelichtet werden. Die einzelnen Kopien bilden Puzzleteile, aus denen sich eine neue Bildrealität entwickelt.

Der in der israelischen Hauptstadt Tel Aviv geborene Eyal Pinkas lebt und arbeitet in Heidelberg. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht das Verhältnis von realem zu fotografischem Raum. Katja von Puttkamer zeichnet sich durch ihre eingehende Beobachtung zufällig aufeinander treffender Farben, Formen und Strukturen aus. Die im rheinland-pfälzischen Ingelheim lebende Künstlerin nimmt insbesondere Bauten der Nachkriegsmoderne unter die Lupe. Sie beleuchtet dabei deren Entwicklung von Symbolen des wirtschaftlichen Aufschwungs hin zu ungeliebten, vom Abriss bedrohten Gebäuden.

Freier Autor Ich bin seit mehr als fünf Jahren als Freier Mitarbeiter für den Südhessen Morgen tätig und übernehme momentan vor allem Konzerte, Musicals, Theaterstücke, aber auch Berichte über soziale Projekte, Schulen, kirchliche Veranstaltungen, Sportveranstaltungen und Kommunalpolitik. Die Arbeit macht mir Spaß, weil sie jeden Tag etwas Neues für mich bereithält und weil ich hierdurch das vielfältige kulturelle Angebot sowie die bunte Vereinslandschaft meiner Heimatstadt noch besser kennenlerne.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen