Viernheim. Der Ortsverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) steht möglicherweise kurz vor der Auflösung. „Wir haben bisher niemanden gefunden, der in Zukunft die Vorstandsämter übernehmen möchte“, erklärt Peter Dresen, der momentan noch selbst im Vorstand sitzt.
Zwar verfüge der Ortsverband über 238 Mitglieder. Die meisten davon seien jedoch passiv, erklärt der 76-jährige Industrie-Apotheker im Ruhestand. Sie zahlen also nur ihren Beitrag, beteiligen sich in der Regel aber nicht an den Aktionen des BUND. Einige würden zudem nicht mehr in Viernheim wohnen, seien etwa fürs Studium weggezogen und nur noch über Familienmitgliedschaften an den Ortsverband gebunden. Aktiv engagieren sich laut Wolfgang Müller nur noch eine Handvoll Mitglieder, die zudem inzwischen fast alle über 70 seien. Auch Müller ist 78 Jahre alt. Früher war er selbst mehrere Jahre im Vorstand. Er und Dresen finden jedoch: „Es ist Zeit, die Verantwortung in jüngere Hände zu legen.“
Im November 2018 sah es eigentlich so aus, als ob das zumindest teilweise gelungen wäre. Damals wurden Dresen, Eva Vogel und Dirk Krüger als gleichberechtigte Vorstände gewählt, die sich die Aufgaben aufteilten. Dresens Frau Renate übernahm das Amt der Kassenwartin.
Berufliche Gründe
Vogel und Krüger sind beide noch unter 50 und waren laut Peter Dresen sehr engagiert. Inzwischen sind sie jedoch aus beruflichen Gründen aus Viernheim weggezogen, sodass sich die Frage nach der Zukunft des Vorstands und des Ortsverbands erneut stellt. „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation.“ Dresen hat deshalb einen Brief an die Mitglieder geschrieben, in dem er die Lage schildert.
Bisher habe sich aber noch niemand gemeldet, der ein Vorstandsamt übernehmen wolle. Sollte es dabei bleiben, wird voraussichtlich schon bei der nächsten Mitgliederversammlung am Freitag, 20. März, 19 Uhr, in der Kulturscheune, über eine Auflösung des Ortsverbands entschieden. Die Aktivitäten der Viernheimer BUND-Mitglieder würden in Zukunft dann gegebenenfalls vom Kreisverband in Heppenheim mitbetreut werden.
„Das wäre jedoch ein schwerer Einschnitt für das politische Engagement vor Ort“, befürchtet Dresen. Zum Beispiel wäre es dann schwieriger, auf die Stadtentwicklung und Bauprojekte Einfluss zu nehmen. Umsetzen ließen sich so wohl vor allem noch Naturschutz-Aktionen. Dazu gehöre etwa das Reinigen von Nistkästen, die Waldpflege oder die Arbeit an Blühwiesen, erklärt Müller.
Begonnen hat die Geschichte des Viernheimer Ortsverbands, den Müller und das Ehepaar Dresen im Herbst 1979 mitgründeten, mit einem Thema, das sehr viel mehr Aufsehen erregte: dem Panzerwald. Zusätzliche Teile des Viernheimer Waldes sollten damals militärisch genutzt werden, unter anderem für Panzermanöver der US-Armee. Auch durch das Engagement des BUND sei das damals verhindert worden, berichtet Dresen. Wenn er heute durch die Stadt gehe, sehe er zwar immer wieder Themen, um die sich die Naturschützer kümmern könnten, „aber mir fehlt langsam die Ideenkraft und die Energie, um sie anzugehen“. Dresen und Müller sichern jedoch zu, dass sie und andere ältere Mitglieder auf jeden Fall bereit wären, einen jüngeren Vorstand mit ihrer Erfahrung zu unterstützen und in die entsprechenden Aufgaben einzuführen.
Vor dem Weggang von Vogel und Krüger habe sich der Vorstand in der Regel alle vierzehn Tage getroffen. Wichtig sei unter anderem, dass sich jemand um die Post kümmere und etwa auf Mitteilungen der Stadt reagiere, erklärt Dresen. „Daneben sollte der Vorstand regelmäßig Exkursionen organisieren.“ Zu den Themen, die den Viernheimer Ortsverband des BUND derzeit beschäftigen, gehört laut Dresen und Müller der Trassenverlauf der geplanten ICE-Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Aber auch um die Falken, die im Turm der Apostelkirche brüten, kümmern sich die Naturschützer.
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