Motorsport: RS-Racingteam startet bei Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring / Firmen-Events und Tuning-Arbeiten als Zusatzangebote

Mit Sicherheit das Limit erfahren

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Wolfram Köhler

Viernheim. 280 Sachen auf der Geraden - nicht schlecht. Aber das ist es nicht, was Sven Rau fasziniert. Schon eher die späten Bremspunkte, die die Nackenmuskulatur fordern. Oder das irre Tempo, mit dem sich sein 380 PS starker BMW M3 auf Slicks um die Kurve steuern lässt. Kurz nach den Formel-1-Stars Schumi und Vettel startet auch ein Viernheimer in die neue Motorsport-Saison - bei der VLN-Langstreckenmeisterschaft am 27. März auf dem Nürburgring.

Rau, 41-jähriger Geschäftsführer einer Baufirma, hat sich einen Traum erfüllt. Seit vier Jahren unterhält er - gemeinsam mit seinem Partner Christian Goebel - das RS-Racingteam, bei dem beide auch als Fahrer aktiv sind. Zehn Mal pro Jahr sind sie im Rahmen der Meisterschaft auf dem Eifel-Kurs gefordert, hinzu kommen 24-Stunden-Rennen und kleinere Events wie das traditionsreiche Zotzenbacher Bergrennen im Odenwald.

Mehrere Klassensiege

Dass sich der Aufwand - wenn auch nicht in barer Münze - auszahlt, zeigen die Erfolge. Mehrfach fuhren die insgesamt sieben Piloten Klassen- und Gruppensiege ein, beim 24-Stunden-Event in Dubai durfte der Mannheimer Top-Fahrer des Teams aus Viernheim, Nils Bartels, sogar den Champagner-Korken knallen lassen.

Mit gemischten Gefühlen blickt Sven Rau auf die vergangene VLN-Serie zurück. Erst lief der neue Rennwagen gut, was drei Pole-Positions belegen. Dann fiel er dreimal in Führung liegend aus. "Kinderkrankheiten" nennt der Teamchef das, was die Boliden zeitweise bremste und die sich möglichst nicht wiederholen sollen. Denn: "Wir wollen vorne angreifen", gibt der Unternehmer und Rennfahrer als Devise für die kommenden Monate aus. Zumal die Konkurrenz nicht schläft: Während Porsche und Opel schon seit längerem in der Langstreckenmeisterschaft mitmischen, geht nun auch BMW mit einem Werksteam auf die Strecke. Dessen Fahrer haben Erfahrung beim Deutschen Tourenwagen-Masters gesammelt und bisweilen klangvolle Namen wie Hans-Joachim Stuck.

Die Stirn bieten diesen Profis nicht zuletzt zwölf Mechaniker in der teameigenen Werkstatt auf der Friesenheimer Insel. Von 1600 auf 1100 Kilogramm haben sie das Gewicht des Rennwagens gegenüber dem Serienfahrzeug reduziert. Um weitere 100 Kilo könnte man ihn noch abspecken, sagt Rau. Aber das lasse das strenge Reglement des Motorsport-Weltverbandes FIA nicht zu. Neben der intensiven Weiterentwicklung von Motor und Chassis der drei Rennwagen erledigen die Spezialisten Tuning-Arbeiten für Kunden.

Mutige als Co-Piloten

Doch damit ist die Angebotspalette des RS-Racingteams längst nicht komplett: Mutige können beim freien Training - beispielsweise auf dem Hockenheimring - als Co-Pilot im echten Rennwagen mitfahren. Zudem organisieren die Viernheimer exklusive Kunden- und Mitarbeiterevents bei Rennveranstaltungen. Über den Rennsport allein sei das Projekt einfach "nicht finanzierbar", erklärt Sven Rau das Zusatzprogramm.

Weniger noch als der hohe Preis seines Hobbys scheint den Unternehmer das damit verbundene Gesundheitsrisiko zu beschäftigen. Mit 240 Stundenkilometern sei er bereits von der Strecke abgeflogen und habe sich dabei "nicht einmal eine Prellung" zugezogen.

Sicherheitszelle und automatische Löschanlage sind nach Angaben von Rau zwei wesentliche Elemente, die die Gefahr reduzieren. Gleichwohl weiß der Pilot: "Wer das Limit erfahren will, der erfährt's auch irgendwann einmal."

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