Viernheim. Aus dem Arbeitstitel ist eine feste Initiative geworden: Das „Viernheimer Vermächtnis“ will über Erbschaftsspenden zu Gunsten von Viernheimer Organisationen informieren. „Wie können wir es schaffen, dass das Geld in Viernheim bleibt?“, formuliert Bürgermeister Matthias Baaß die zentrale Frage – wie man Viernheimer dazu bewegt, mit ihrem Nachlass etwas Gutes für das Gemeinwesen in Viernheim zu tun. „Wir können und wollen niemandem vorschreiben, wem er zu Lebzeiten spendet oder wen er als Erbe einsetzt“, erklärt Harald Hofmann, „aber man kann aufzeigen, dass es auch in Viernheim Bedarf für Unterstützung gibt“.
Aus der Diskussion über Erbschaften von Vereinen im Vereinsfrühschoppen ist eine Arbeitsgruppe entstanden. Unter der Führung von Harald Hofmann (Abteilung Bürgerkommune und Engagementförderung im Amt für Kultur, Bildung und Soziales) haben sich Peter Lichtenthäler (Arbeiterwohlfahrt), Georg Schmitz (Musik hoch drei), Manfred Weidner (Focus), Anja Kirchner, Bernd Schafhaupt (beide Bürgerstiftung) sowie Ulrike Martin bemüht, die Möglichkeit der Erbschaftsspende in Viernheim bekannt zu machen. Dazu ist Viernheim mit der Arbeitsgruppe und der Idee dem Netzwerk „Engagierte Stadt“ beigetreten. „Wir haben eine Mentorin in Rösrath bekommen“, berichtet Hofmann, „von ihr erhielten wir wertvolle Tipps, weil sie viel Erfahrung im Bereich Fundraising hat und sich auch mit Erbschaften auskennt“.
Das Ergebnis der Arbeit, die durch die Corona-Pandemie ein wenig ausgebremst wurde, ist ein Flyer. In dem Faltblatt wird umfassend informiert, wie man „Spuren in Viernheim“ hinterlassen kann. Der Flyer wird bei Ärzten und Anwälten, aber auch im Hospiz oder bei den Bestattern erhältlich sein und auch bei Vereinen und öffentlichen Stellen ausgelegt. Zusätzlich sind auf der städtischen Homepage sämtliche Informationen zum „Viernheimer Vermächtnis“ eingestellt.
Der Initiative kommt für die Erbschaftsspenden die Informations- und Beratungsrolle zu. Anja Kirchner, als Vorsitzende der Bürgerstiftung mit in der Vorbereitungsgruppe, steht als Ansprechpartnerin zur Verfügung. „Wichtig ist, dass man sich nicht nur online informieren kann, sondern auch mal das Telefon in die Hand nehmen und eine Festnetznummer anrufen kann“, zeigt sie die Kontaktwege auf.
Wer als Empfänger in Frage kommt
Zielgruppe für diese Beratung sind vor allem Menschen, die nicht wissen, was nach ihrem Tod mit ihrem Vermögen geschehen soll – weil sie es nicht der eigenen Familie hinterlassen wollen, es keine erbberechtigten Angehörigen gibt oder das Vermögen nicht an bundes- oder weltweit tätige Organisationen gehen soll. Das „Viernheimer Vermächtnis“ informiert die potenziellen Spender darüber, wer als Spendenempfänger in Frage kommt – das sind in Viernheim mehr als 200 Vereine, Gruppen und Einrichtungen, in denen sich rund 14 000 Ehrenamtliche engagieren und sich dafür einsetzen, das Leben in Viernheim lebenswert zu gestalten. Die Initiative verweist dann auf das Vereinsverzeichnis.
„Vieles wird ja schon finanziell unterstützt, aber viele Projekte und Aktionen erhalten keine Förderung. Dafür ist eine Erbschaftsspende eine tolle Möglichkeit“, sagt AWO-Geschäftsstellenleiter Lichtenthäler. Harald Hofmann ergänzt: „Wir wollen genau diese Möglichkeiten aufzeigen, wo das Geld hingehen kann.“ Ein Notar müsse dann helfen, wie der letzte Wille formuliert werden muss. Einfach „Viernheimer Vermächtnis“ im Testament zu erwähnen, klappt übrigens nicht: „Die Initiative ist keine juristische Person.“
Eine Alternative für Menschen, die nicht einen bestimmten Verein, sondern generell sinnvolle Projekte in Viernheim fördern möchten, ist die Bürgerstiftung, die mit den Zinserträgen schon mehrmals tätig werden konnte. Erbschaften, die an Vereine oder an die Stadt Viernheim gingen, gab es in der Vergangenheit immer wieder. Das bekannteste Beispiel der jüngsten Vergangenheit ist Edeltraud Wacker, die der Stadt 2011 Geldanlagen in Höhe von rund 484 000 Euro und ein Anwesen vermachte. Mehr als 100 000 Euro davon flossen in das Vermögen der Bürgerstiftung.
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