Natur

Milder Winter zeigt auch in Lampertheim Wirkung

Auch in Lampertheim macht sich der ausbleibende Frost bemerkbar - in den Gärten ebenso wie auf den Feldern oder in der freien Natur sind schon erste Triebe und erste Insekten zu entdecken

Von 
Rosi Israel
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Die Lämmerschwänzchen färben sich schon langsam gelb. © Rosi Israel

Lampertheim. Schneeglöckchen recken ihr weißes Köpfchen in die Höhe, Forsythiensträucher zeigen erste Goldglöckchen, und die Lämmerschwänzchen, die männliche Blüte der Haselnuss, werden gelb. Ihre Blütezeit hat schon vor Wochen begonnen. Auch die Meisen zeigen Frühlingsaktivitäten und beginnen bei den milden Temperaturen mit ihren Reviergesängen. Dazu kundschaften sie Nistmöglichkeiten aus.

Normalerweise sollte der Winter Lampertheim noch fest im Griff haben. Doch seit Wochen sind Temperaturen im zweistelligen Bereich zu verzeichnen. Was passiert mit Pflanzen und Tieren, wenn das Wetter im Winter auffallend mild ist? Bernd Petri, der stellvertretende Vorsitzende vom Naturschutzbund (Nabu) Hessen, vermutet, dass die aktuelle milde Winterphase beispielsweise zu weniger Flugverkehr am Futterhaus führt. Denn ohne Frost und Schnee fänden die Vögel ihr Futter in der Natur. „Das haben wir bereits früher in milden Wintern beobachten können“, sagt Petri. Er nimmt an, dass die gefiederten Freunde eher im Wald bleiben und nicht so oft in die Siedlungen kommen.

Frühblüher bereits erwacht

„Viele Pflanzen sind schon weit ausgetrieben, und wenn noch einmal stärkerer Frost kommt, dann werden größere Schäden auftreten, etwa an empfindlichen Jungtrieben, die dann absterben“, erklärt Klaus Feldhinkel. Der Gärtnermeister ist Nabu-Vorstandsmitglied in Lampertheim, er hat schon frühblühende Pflanzen und Sträucher sowie erste Exemplare von Insekten entdeckt: „Es sind schon zahlreiche Frühblüher erwacht, die vor allem für Bienen eine wichtige Rolle spielen.“

Doch die Honigbienen könnten derzeit noch keine ausreichende Nahrung an Pollen und Nektar sammeln. Auch Bäume bräuchten eine Ruhephase und gingen im Winter in einen sogenannten Sparmodus über. Für die Zeit, falls die Temperaturen noch einmal in den Keller fallen, hält Feldhinkel Zweige von Nadelbäumen bereit. „Auch von unserem nun ausgedienten Weihnachtsbaum“, erklärt Klaus Feldhinkel. Die Freiwillige Feuerwehr Mitte habe den anderen Teil des großen Tannenbaums mitgenommen. „Hobbygärtner können ihre Pflanzen auch mit Vlies schützen, wenn Frost gemeldet ist“, empfiehlt der Gärtnermeister. Vlies bringe einen optimalen Schutz gegen Frosteinbrüche. Ein weiterer Tipp ist: Sobald die Temperaturen wieder ansteigen, sollten die schützenden Abdeckungen entfernt werden, damit die Pflanzen weiter austreiben können.

„Verschiedene Pflanzen brauchen Frost, wie Spargel und Winterweizen“, erklärt Dr. Willi Billau. Der Lampertheimer Landwirt und Vorsitzende des Regionalbauernverbands Starkenburg verdeutlicht: „Der Kältereiz begünstigt das Wachstum. Und beim Wintergetreide die Entwicklung der Blüten.“ Die Woche mit Frösten um die minus zehn Grad habe dafür ausgereicht. „Auch die Frostgarre konnte stattfinden, die die Böden lockert und somit für eine bessere Struktur sorgt“, so Billau. Wenn allerdings die Erdbeerpflanzen früh blühten und es komme Frost, dann könnten große Verluste auftreten. Darum führten die Erdbeeranbauer eine Frostberegnung durch.

Preisanstieg möglich

Diese Maßnahmen verursachten jedoch höhere Kosten, die den Bauern Sorge bereiteten. Wenn die landwirtschaftlichen Erzeugerkosten anstiegen, dann könnten womöglich die Verbraucherpreise nicht gehalten werden. „Spargel und Erdbeeren sind lohnintensive Kulturen“, gibt der promovierte Agrarwissenschaftler zu bedenken. Und wenn der Klimawandel mit seinen Folgen und Herausforderungen komme, dann werde den Landwirten Angst.

Freie Autorin

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