Rathaus - Planungsausschuss befasst sich mit Wärmeschutz für künftige Büros / Ingenieur empfiehlt Kombination verschiedener Systeme

Luft und Wasser vertreiben Sommerhitze

Von 
Florian Hartmüller
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Im Rathaus kann es im Sommer sehr warm werden. © Wolfram Köhler

Viernheim. Die Frage, wie künftig bei sommerlichen Temperaturen die Arbeitsbedingungen in den Büros verbessert werden können, beschäftigte am Donnerstagabend den Planungsausschuss für die Rathaussanierung. Ingenieur Heiko Wöhrle präsentierte bei der virtuellen Sitzung die Ergebnisse einer thermischen Simulation, die auch Wetterdaten berücksichtigt und über eine Prognose für das Jahr 2045 die Auswirkungen des Klimawandels einbezieht. Untersucht wurden die Bedingungen in einem typischen Büroraum, in dem sich zwei Menschen aufhalten. Bei einer rein mechanischen Lüftung, wie sie bereits heute existiert, sei pro Jahr für mehr als 23 Stunden während der Nutzungszeit mit Temperaturen von über 30 Grad zu rechnen. „Das muss man als sehr warm einstufen“, so Wöhrle. Er empfiehlt daher mindestens eine sogenannte „adiabate Abluftkühlung“. Dabei wird durch Feuchtigkeit die Temperatur der Abluft gesenkt, die wiederum über einen Wärmetauscher die Zuluft kühlt. Noch stärkere Effekte hätte Wöhrle zufolge eine aktive Kühlung durch eine zusätzliche Kältequelle.

Ingenieur Jens Ebert, dessen Büro mit der Planung der technischen Gebäudeausstattung beauftragt ist, stellte anschließend verschiedene Varianten für einen sommerlichen Wärmeschutz vor. Die reine Adiabatik sei weniger effizient, wenn die Luft wie in Viernheim bereits relativ feucht ist. Kombinationen mit Niedertemperaturheizkörpern oder Gebläsekonvektoren seien zwar möglich. Die Geräte verursachten jedoch Geräusche, wären mit höheren Kosten verbunden und zudem aus physikalischer Sicht in den Büros nicht optimal anzubringen. Eberts „persönlicher Favorit“ ist daher eine Kombination aus Adiabatik und einer Heiz-/Kühldecke, durch die Wasser in unterschiedlichen Temperaturen gepumpt werden kann.

Erster Stadtrat Bastian Kempf empfahl, dass die Stadtverordnetenversammlung bereits am kommenden Freitag darüber abstimmt, welche Variante umgesetzt werden soll. Auch Ebert und Architektin Regina Kohlmayer plädierten für eine baldige Entscheidung, um weiter planen zu können. Dieter Rihm (SPD) wollte jedoch erst die Betriebskosten erfahren, um in einer Fraktionssitzung auch darüber zu sprechen. Ebert kündigte an, die Zahlen so schnell es geht nachzuliefern. Damit ist eine Entscheidung am Freitag möglich.

Dann soll auch über den Auftrag für ein neues Betongutachten abgestimmt werden. Einen entsprechenden Antrag von sechs Stadtverordneten von FDP, Grünen, UBV und CDU hatte die Versammlung im November an den Ausschuss verwiesen. Dieser darf allerdings in einer digitalen Sitzung keine Beschlüsse fassen. Obwohl mehrere Büros angefragt wurden, liegt nach Angaben von Reiner Schneider, dem Leiter des Bauverwaltungs- und Liegenschaftsamts, bisher nur das Angebot eines Sachverständigen vor.

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