Viernheim. Weihnachten – das Fest der Freude und des Friedens, das Fest der Familie. Die Viernheimer Christen feierten die Geburt Jesu mit zahlreichen Festgottesdiensten. Die festlich geschmückten Kirchen waren voll besetzt. So auch die Michaelskirche – hier zelebrierte Pfarrer Angelo Stipinovich an Heiligabend die Messe. „Schön, dass ihr da seid!“, freute er sich über die zahlreichen Besucher. Mit einer Auflistung von Negativschlagzeilen begann er seine Predigt: „Krieg und Terror im Heiligen Land, terroristische Anschläge rund um den Globus, Flüchtlinge, die um ihr Leben bangen und sich auf den Weg machen, Stellenabbau, Naturkatastrophen, die mehreren hunderttausend Menschen das Leben kosten, Deutschland hat gewählt, doch niemand will regieren.“
Menschenbild der Medien
Durch die Medien werde zur Genüge ein Bild vom Menschen präsentiert, das zeigt: „Der Mensch ist böse!“ Jedoch ist Pfarrer Angelo Stipinovich davon überzeugt, dass die Menschen sich in ihrem tiefsten Inneren nach Frieden sehnen und dass sich die Mehrheit bei einer weltweiten Volksbefragung für den Frieden statt für den Krieg aussprechen würde. Man bekomme jedoch permanent ein Menschenbild aufgezeigt, das nicht mit Gottes Bild übereinstimme. „Es lohnt sich, sich für den Menschen einzusetzen. Ich wünsche allen, dass wir das Gute, Feine, Noble und Schöne im Menschen neu entdecken!“, beendete er.
Auch am ersten Feiertag ging es um das Thema Menschlichkeit. Pfarrer Ignatius Löckemann berichtete zunächst von seinen persönlichen „Glanzpunkten“ im vergangenen Jahr. „Und mit all dem und mit noch viel mehr feiern wir Weihnachten. Und Weihnachten, das ist etwas ganz Menschliches – das menschlichste unserer Feste“, meinte er. Sowohl die Michaelskirche als auch die Hildegardkirche waren in diesem Jahr mit Leuchtsternen aus Herrnhut ausgestattet. „Diese Sterne – sie sind das Besondere für mich in diesem Jahr: Glanzpunkte im Dunkel, die hinweisen auf etwas anderes, auf das kleine Geschehen in Bethlehem, das so groß ist, dass es bis in unsere Zeit strahlt und Menschen mit Menschen verbindet“, freute sich Löckemann und äußerte den Wunsch: „Siehst du den Stern in den Augen der Menschen? Suche ihn.“
Auch in der Marienkirche sowie in den evangelischen Gemeinden wurden Weihnachtsgottesdienste gefeiert. Pfarrer Ronald A. Givens kam in seiner Predigt an Heiligabend auch auf das Thema Menschlichkeit zu sprechen. Er berichtete von einem Buch über die Undergroundrailroad, das vom Leben einer jungen Frau, Cora, erzählt. „Es gab Seiten, da musste ich das Buch weglegen, so grausam waren die Berichte über das, was der Mensch dem Menschen antun kann. Cora flieht. Flieht von der Farm, wo sie als Kind von Sklaven geboren worden ist. Unzählige Menschen berühren ihr Leben. Cora teilt diese Menschen ein. Nicht nach Hautfarbe. Nicht ob sie Mann oder Frau sind, sondern, was sie aus ihrem Menschsein gemacht haben.“ In seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag erinnerte er: „An Weihnachten werden wir nicht nur beschenkt. An Weihnachten wird auch deutlicher als sonst, was wir verloren haben.“ Doch: „Gott hat sich nicht damit abgefunden, dass einer von uns ihm verloren geht, dass wir ihn vergessen, dass er in unseren Alltag nur schwer unterzubekommen ist. Nichts ist ihm zu dunkel, nichts zu finster, nichts zu verwinkelt, als dass er nicht mit seinem Licht dorthin käme und sagen würde: Ich suche dich. Ich vermisse dich. Du bist mir kostbar.“
Musikalisch war an den Weihnachtsfeiertagen ebenfalls wieder einiges geboten: Die Kirchenchöre der Gemeinden sangen aus ihrem festlichen Repertoire.
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