VIERNHEIM. "Bei dem Anzug kann nichts mehr schiefgehen", stimmt Bernhard Zinke in das überraschte Lachen der Zuhörer ein. Der Redaktionsleiter des "Südhessen Morgen" gibt die Bühne frei für den MorgenJazz mit der MSC-Bigband. Ob Bandleader Albert Hofmann den orangefarbenen Anzug als Hommage an den väterlichen Entsorgungsbetrieb gewählt hat oder den Sonnenstrahlen Konkurrenz machen will, bleibt sein Geheimnis.
Trotz der knalligen Farbe steht der Dirigent der MSC-Bigband nicht allein im Mittelpunkt. Es sind 19 hervorragende Musiker und zwei brillante Sänger, die die MorgenJazz-Veranstaltung zu einem grandiosen Erlebnis machen. Über zwei Stunden ohne Pause gibt es Bigband-Sound vom Feinsten auf der Sommerbühne, die ihrem Namen endlich alle Ehre macht. Mit dem Instrumentalstück "Honk" von Jeff Davis eröffnen die Saxofonisten Barbara Wahl, Sabine Schmitt, Vivien Zeller, Uwe Harzheim, Peter Putz und Johannes Kronauer, die Trompeter Christopher Brinkmann, Franz-Josef Kaufmann, Michael Reinelt, Tiny Klaus Gehrlein und Helmut Maiwald sowie die Posaunisten Claudia Ebert, Florian Maurer und Till Bussemer das Konzert. Unterstützt werden sie dabei von Bassist Knuth Denk, Gitarrist David Coltman, Pianistin Nadja Petry sowie Philipp Brinkmann und Harald Windörfer an Schlagzeug und Perkussion.
Nach "Superstition" und "I've Got You Under My Skin" bekommt ein Musiker-Vater ein spezielles Ständchen: "Happy Birthday", jazzig arrangiert und mit besonderer Swing-Note. Der junge Sänger Daniel Fischer überzeugt dabei ebenso wie bei "That's Life" mit seiner exzellenten Stimme. Sängerin Susan Horn singt sich langsam in Fahrt. Nach "Knock On Wood" kann sie bei "Volare" auf den Publikumschor zählen und rührt mit "Ain't No Mountain High Enough" nicht nur den Bandleader zu Tränen. Albert Hofmann moderiert und hat dabei immer einen Spruch auf den Lippen. "Sie ist jung, spielt aber das Altsaxofon", stellt der Dirigent eine Musikerin vor. Trotz der Späßchen ist der Chef hochkonzentriert bei der Sache, dirigiert seine Musiker, überprüft den Sound und geht bei den Stücken richtig mit.
Klassiker von Frank Sinatra
Als Fischer den Van-Halen-Klassiker "Jump" anstimmt, springt Hofmann ausgelassen über die Bühne. Von seiner Begeisterung und natürlich von der Leidenschaft der Sänger lässt sich das Publikum mehr und mehr anstecken. Die Zuhörer quittieren jedes Solo mit Zwischenapplaus, sie wippen mit den Füßen - erst verhalten, dann ausgelassen - und klatschen im Takt. Sitzplätze an der Sommerbühne sind inzwischen Mangelware, viele Zuschauer stehen um die Tische oder haben es sich auf den Stufen am Seitenportal der Apostelkirche bequem gemacht. Auf das Duett "Quando, quando, quando" folgt Horns persönliche Würdigung der Kultband Abba: Bei "Thank You For The Music" singt sie fast a cappella, ehe zum Refrain der gewaltige Bigband-Sound einsetzt. Fischer leitet dann das Finale ein. Von "My Way" ist das Publikum so begeistert, dass es mit "New York, New York" einen weiteren Sinatra-Klassiker als Zugabe gibt.
Susan Horn legt mit "Big Spender" noch einen drauf, kann Gesang und Schauspielkunst wunderbar ausspielen. Mit "Lullaby On Broadway" und "The Lady Is A Tramp" verabschieden sich Sänger, Dirigent und die MSC-Bigband endgültig von der Bühne - und hinterlassen ein Publikum, das sich mit stehenden Ovationen für einen gelungenen MorgenJazz bedankt.
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