Viernheim. Beim internationalen Frauencafé berichtete Virginia Wanagre Greiner über ihren Einsatz für afrikanische Frauen in Deutschland. Seit 28 Jahren lebt die gebürtige Kenianerin in Deutschland und engagiert sich seitdem in vielerlei Hinsicht für eine eigenständige Bewegung der Afrikaner in Deutschland. "Wir wollen Afrikaner, die bestimmen", erklärte sie den 19 anwesenden Frauen, die ihrem Vortrag gebannt lauschten. Virginia Wanagre Greiner erläuterte insbesondere ihre Arbeit für den Verein Maisha mit Sitz in Frankfurt. Er sei in vielen Bereichen aktiv, seien es Projekte für Frauen oder auch Eltern, Sozial- sowie Familienberatung oder ein eigener Sportverein.
Durch diese Konzepte sollten Brücken zwischen der Zielgruppe des Vereins - vor allem Immigranten, Flüchtlinge und Studenten aus Afrika - und der deutschen Bevölkerung im Sinne einer "interkulturellen Öffnung" geschaffen werden. Momentan fehle in vielen Fällen die Offenheit einander gegenüber.
"Vielfalt größer als in Europa"
So würden viele Deutsche von "den Afrikanern" sprechen. "Die Vielfalt Afrikas ist größer als die Europas", zeigte Greiner ihren Standpunkt zu diesem Thema.
Auch gäbe es oft eine gegenseitige Verständnislosigkeit, die ihrer Meinung nach nur durch Zusammenkunft gelöst werden könnte: "Man muss einen Kompromiss finden."
Als Beispiel nannte sie die Mülltrennung, die von den Deutschen erwartet werde, für die afrikanischen Frauen aber keinesfalls selbstverständlich sei. Erst durch Überzeugung durch andere sei eine Erfüllung der Erwartungen und ein aufgeklärtes Handeln möglich.
Greiner war sich dabei auch nicht zu schade, Geschichten aus ihrem eigenen Leben zu erzählen. So hätte sie zu Beginn ihrer Zeit in Deutschland keine Dampfabzugshaube gehabt, was die Mitbewohner aufgrund des Geruchs gestört hätte - aber niemand hätte es ihr damals gesagt. "Ich hätte mir damals gewünscht, dass sie mich darauf hingewiesen hätten", erklärte Greiner - und setzt sich damit für mehr Aufklärung innerhalb der afrikanischen Bevölkerung in Deutschland ein.
Dabei spielten vor allem auch andere Themen eine große Rolle - allen voran die Aufklärung zum Thema Sexualität und Beschneidung, was oft ein großes Tabu-Thema sei. "Wir müssen vorsichtig und schmackhaft rangehen", ließ Greiner überzeugt verlauten - und brachte damit einige Lacher auf ihre Seite. Virginia Wanagre Greiner zeigte sich sehr herzlich und offen und beantwortete auch zahlreiche interessierte Fragen ihrer Zuhörer, die bei Kaffee und Kuchen den Vortrag verfolgten. Dabei entstanden durchaus auch einige überraschende Erkenntnisse.
So berichtete Greiner vom "Kulturschock", den Deutsche oft durch andere Rituale der Afrikaner erlebten. Beispielsweise bei der Beerdigung: Während Deutsche sehr still und trauernd seien, sei die Beerdigung eines Afrikaners ein Fest - und das nicht aufgrund der Freude über dessen Tod. "Wie du geboren bist, so wirst du verabschiedet", erläuterte Greiner die Mentalitätsunterschiede. Auch vermisse sie Afrika, berichtete sie, aber in Deutschland habe sie sich "ein kleines Afrika" aufgebaut.
"Das gibt mir auch selbst einen Halt", schloss sie ihre Präsentation. Das Engagement der Kenianerin und Bundesverdienstkreuzträgerin belohnte das Publikum mit einem langanhaltenden und lauten Applaus. Viele Frauen bedankten sich auch selbst bei ihr und lobten ihren persönlichen Einsatz.
"Was Sie machen, ist ganz toll", betonte eine Frau. Auch Greiner selbst zeigte sich mit dem Vortrag zufrieden: "Ich fand das Publikum wirklich begeistert und interessiert."
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