Drohende Knappheit

Kirchen wollen Energie sparen

Evangelische und katholische Gemeinden haben mit Beratungen begonnen

Von 
Martin Schulte
Lesedauer: 
Heizkosten sparen ja, aber die Leute müssten sich wohlfühlen können beim Gottesdienst, sagt Pfarrer Markus Eichler von der Auferstehungskirche. © Bernhard Kreutzer

Viernheim. Die drohende Energieknappheit im Winter beschäftigt private Haushalte wie Unternehmen und Bundespolitik. Aber auch die Kirchengemeinden in Viernheim machen sich Gedanken, wie sie in ihren Gebäuden – das sind längst nicht nur die Kirchen selbst – Strom und Gas sparen können.

„Wir können und wollen uns als Kirche der Problematik nicht entziehen“, sagt Markus Eichler, Pfarrer der evangelischen Auferstehungsgemeinde auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Prozess der Sammlung von Vorschlägen und Ideen sowie die gemeinsame Beratung mit den Gremien darüber sei im Gang, deshalb könne er im Moment noch nichts Konkretes sagen.

Was heute aber schon klar sei: Die Kirchengemeinde müsse auf jeden Fall Energie einsparen. Die Ideen seien etwa weniger Gottesdienste anzubieten, es müssten ja nicht drei auf einmal stattfinden. Unter anderem darüber würden sich die Vorstände beider evangelischen Kirchen noch abstimmen. Neben der Auferstehungs- existiert in Viernheim die Christuskirchengemeinde. Außer in der Kirche gibt es in zwei weiteren Domizilen die Möglichkeit, Gottesdienste zu feiern.

Die Auferstehungskirche wird nur für Gottesdienste auf 18 Grad hoch geheizt, und zwar mit Gas. Höhere Temperaturen täten dem Holz und der Orgel auch gar nicht gut, erklärte Pfarrer Eichler. Natürlich sei auch im Gespräch, die Temperatur zu verringern. Seiner Ansicht nach sei aber das Risiko zu bedenken, dass Besucher dann krank werden könnten oder sich nicht wohl fühlten. „Die Menschen müssen sich schon auch wohl fühlen können beim Gottesdienst“, sagt der Pfarrer.

„Beratungen nicht vorgreifen“

Auch die drei Versammlungsräume betreffend würde im Moment überlegt, die Aktivitäten auf weniger Räume zu konzentrieren, damit wenige zu beheizen seien. „Wir sollten bei unseren Entscheidungen mit Augenmaß vorgehen“, empfiehlt Eichler. Er geht davon aus, dass die Gemeindemitglieder in etwa 14 Tagen konkret über die einzelnen Maßnahmen informiert werden könnten.

Er habe natürlich selbst eine Vorstellung, wie verfahren werden könne. „Wir könnten zwei Räume kühl lassen und nur einen beheizen.“ Aber, so betont Markus Eichler mehrfach, das sei seine persönliche Vorstellung. Er wolle den Beratungen der Kirchenvorstände und Ehrenamtlichen auf keinen Fall vorgreifen.

Der Pfarrer fühlt sich vor dem Hintergrund der drohenden Energiekrise an die Zeit erinnert, in der man sich auf Corona einstellen musste. „Da mussten wir auch kreativ und flexibel sein. Dabei sind wir ein Stück näher zusammengewachsen. Möglicherweise erneuert das Energieproblem ja diesen Effekt“, so Markus Eichler.

Herbert Kohl, Referent der katholischen Kirchengemeinde, sagt, die neu installierte Arbeitsgruppe Energiesparen habe inzwischen zum ersten Mal getagt. „Beim ersten Treffen lag schon ein Angebot für eine große Photovoltaik-Anlage für das Dach des Pfarr-und Jugendheims neben der Marienkirche vor. Im nächsten Schritt wird die Statik des Daches geprüft. Danach geht das Angebot an den Verwaltungsrat zur Entscheidung. Dies soll ein erster Schritt sein in Richtung ökologischer Umbau unserer Energieversorgung“, erklärt Kohl.

Es würden wie bei der evangelischen Gemeinde die Mitwirkenden einbezogen. Ein Vorschlag sei, nur die Apostelkirche für Gottesdienste zu nutzen, das sei bereits im vergangenen Winter so gewesen. Im Gespräch sei sogar, die Apostelkirche gar nicht zu heizen. „Aber das ist den Menschen, vor allem den älteren, wohl doch nicht zuzumuten“, sagt Kohl. Er wolle aber den Beratungen nicht vorgreifen.

In der Überlegung sei auch, alle weiteren Aktivitäten der verschiedenen Gruppen im Pfarr- und Jugendheim zu konzentrieren. Es müsse voll sein, damit sich das Heizen auch lohne. Die Pfarrhäuser von Hildegardkirche und St. Michael seien ja längst für andere Zwecke vermietet. Kohls Kollegin, Gemeindereferentin Angela Eckart, betont, die Erörterung einzelner Möglichkeiten hätte gerade erst begonnen. Wir müssen gut überlegen, welche Räume wir dringend brauchen und was wir zusammenlegen können.“

Kein warmes Wasser mehr

Wenn die Heizung für den Gebetsraum in der Moschee wieder angefahren wird, würde auf jeden Fall die Temperatur im Vergleich zu den Vorjahren gesenkt, erklärt Abdul Kerim Bsalci, Vorstandsmitglied beim Moscheeverein. Außerdem sei im Waschraum das warme Wasser abgestellt worden. So wie die Kühlschränke in dem kleinen Laden, die nicht unbedingt gebraucht würden. In einem der letzten Freitagsgebete sei an die Teilnehmer appelliert worden, generell verantwortungsvoll mit den Ressourcen umzugehen, so Balci. Die neue Moschee befindet sich noch im Rohbau.

Redaktion Reporter.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen