Sicherheit

Kaum Platz für Drehleiter in Viernheims Straßen

Nicht immer kommt die Wehr reibungslos zu ihrem Einsatzort kommt. Bei einer Testfahrt sind nun 40 Autofahrer verwarnt worden, weil sie ihren Pkw nicht ordnungsgemäß abgestellt hatten.

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Wolfram Köhler
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An der Einmündung der Annastraße in die Neuhäuser Straße blockiert ein Cabrio das Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr. © stadt viernheim

Viernheim. In wenigen Minuten gelangte die Feuerwehr am Donnerstag bei insgesamt fünf Einsätzen zum jeweiligen Ziel im Stadtgebiet. Lediglich einen kleineren Baum mussten die Brandschützer am Hochhaus in der Sudetenstraße beseitigen, um dort die Drehleiter platzieren zu können. Da die Wehr nicht immer so reibungslos zum Einsatzort kommt, unternimmt sie regelmäßig Testfahrten mit ihren großen Fahrzeugen. Ziel ist es, Engstellen ausfindig zu machen und das Durchkommen in den teils schmalen Straßen Viernheims sicherzustellen. Das Fazit der jüngsten Übung fiel laut Ordnungsamtsleiter Sebastian Geschwind insgesamt positiv aus. Dennoch mussten 40 Autofahrer verwarnt werden, weil sie ihren Pkw nicht ordnungsgemäß abgestellt hatten – und im Fall der Fälle den Einsatz erschwert hätten. Dabei kommt es manchmal auf Sekunden an, um Menschenleben zu retten.

Insgesamt vier Stunden waren das Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr und ein Dienstauto der Stadtpolizei in den verschiedenen Quartieren unterwegs. Die Mitarbeiter des Ordnungsamts und Ehrenamtlichen der Wehr befuhren Haupt- und Nebenstraßen, Kreuzungspunkte, Sackgassen sowie verkehrsberuhigte Bereiche. Auch Umleitungsstrecken wurden unter die Lupe genommen. Letztlich kamen die Fachleute zu dem Ergebnis, dass „bei den baulichen Gegebenheiten und der Beschilderung nur kleinere Anpassungen notwendig“ seien. Konkrete Stellen, an denen es hakt, benannte Geschwind auf Anfrage dieser Redaktion nicht. Allerdings wies er darauf hin, dass es nicht immer leicht sei, überall dort, wo Bürger dies wünschten, neue Parkplätze auszuweisen. Die Zahl der Fahrzeuge sei über die Jahre stetig gewachsen. Und nicht jeder nutze die privaten Stellplätze und Garagen, um auf den Straßen für Entlastung zu sorgen, sagt der Chef des Ordnungsamts.

Fünf Meter Abstand zur Kreuzung

Gerade in Kommunen, die „aus dörflichen Strukturen heraus gewachsen“ seien, werde es daher eng. So kann die Drehleiter in einigen Straßen erst gar nicht wenden. Bei einem etwaigen Einsatz müsste das Fahrzeug die Stelle durch mühsames Rangieren im Rückwärtsgang wieder verlassen, berichtet Sebastian Geschwind. Umso ärgerlicher ist es für die Ordnungshüter, wenn Fahrzeugbesitzer die Probleme durch Gedankenlosigkeit oder Eigensinn noch zusätzlich vergrößern. „Beim Parken ist ein Abstand von mindestens fünf Metern zu Kreuzungen und Einmündungen einzuhalten, sonst wird es für größere Fahrzeuge, wie zum Beispiel die der Feuerwehr, schwierig oder gar unmöglich, einzufahren“, betont der Ordnungsamtsleiter. Darüber hinaus sei eine Durchfahrtsbreite von drei Metern immer einzuhalten.

Autofahrer, die ihren Pkw während der abendlichen Inspektion nicht ordnungsgemäß abgestellt hatten, müssen nun mit einem Verwarngeld von zehn bis 55 Euro rechnen. Manche Bürger wurden direkt vor Ort ermahnt und auf die Regeln der Straßenverkehrsordnung hingewiesen. An die Windschutzscheiben sämtlicher Autos, die die Einsatzfahrzeuge bei ihrer Übungsfahrt behinderten, hefteten die Ordnungshüter einen Flyer. „Parken Sie Ihr Fahrzeug immer so, dass die Feuerwehr ungehindert passieren kann. Wir retten Leben, wenn Sie uns lassen“, ist darauf zu lesen. „Jede Verzögerung auf der Anfahrt kann Menschenleben gefährden“, betont auch der stellvertretende Stadtbrandinspektor Daniel Werner.

Dabei ist es für die Ehrenamtlichen schon schwer genug, die in Hessen gültige gesetzliche Hilfsfrist einzuhalten. Danach sollen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr spätestens zehn Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort eintreffen. In diesem engen Zeitrahmen fahren die Einsatzkräfte vom Arbeitsplatz oder von zu Hause aus zur Wache, rüsten sich aus und machen sich dann mit den Feuerwehrfahrzeugen auf den Weg zur Einsatzstelle. Weil sie die Vorgaben auch in Zukunft einhalten wollen, kündigen Werner und Geschwind weitere Testfahrten an. Aber auch unabhängig solcher Übungen will die Stadtpolizei intensiv kontrollieren, ob die Rettungswege freigehalten werden. „Je nach Situation kann es auch passieren, dass ein Fahrzeug abgeschleppt werden muss“, teilt das städtische Ordnungsamt mit.

Appell des Bürgermeisters

Bereits im November hatte Bürgermeister Matthias Baaß die „Aktion Verkehrssicherheit“ gestartet und von den Verkehrsteilnehmern mehr Rücksicht untereinander sowie gegenüber den Ordnungshütern eingefordert. Nach der jetzigen Testfahrt appelliert Baaß nun nochmals an die Autofahrer, ihren Wagen korrekt abzustellen, um Einsatzkräften die Anfahrt zu erleichtern oder gar erst zu ermöglichen. „Jeder kann einmal in die Situation kommen, Hilfe zu brauchen. Diese sollte dann auch schnell vor Ort sein können.“

Redaktion

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