Kleinkunst

Humor mit Biss und Botschaft zum Frauentag in Viernheim

Das Duo „Weibswild“ hat das Publikum begeistert. Claudia Carboni und Sabine Wunder präsentierten Kabarett zum Frauentag im Treff im Bahnhof in Viernheim.

Von 
Astrid Schwörer
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Viernheim. „Warum quälen wir Frauen uns gerne selbst und machen uns das Leben schwer?“ Dieser Frage ging das Duo „Weibswild“ mit einem Mix aus Stand-Up Comedy, Poetry Slam und Gesang in ihrem Programm „Damenqual“ nach. Anlässlich des Internationalen Weltfrauentages hatte das Büro der Gleichstellungsbeauftragten in den Treff im Bahnhof in Viernheim eingeladen. Claudia Carboni und Sabine Wunder nahmen das Publikum mit „auf eine Reise durch Hirn, Herz und Bauch einer Frau“. Dem Duo gelang kluges Frauenkabarett, das gesellschaftliche Missstände mit Humor sezierte – scharfzüngig, selbstbewusst und äußerst unterhaltsam.

Genauso viele Gags für nur halb so viel Gage

Was heißt Frauencomedy eigentlich? Darauf gaben sich die beiden gleich selbst die Antwort: „Genauso viele Gags schreiben wie die Männer und dafür nur die Hälfte des Geldes bekommen.“ Zum Ausgeben der vielen Kohle hätten Frauen sowieso keine Zeit, da sie immer noch wesentlich mehr an Care-Arbeit leisteten als die Männer.

Schlag auf Schlag ging es durch die Unzulänglichkeiten des Lebens von der pointierten Abrechnung mit oberflächlichem Online-Dating bis zum samstäglichen Einkauf zwischen Parklinienblinden und Chiasamen kaufenden Yogalehrern.

Nicht nur Männer bekamen ihr Fett weg. „Er muss größer sein als ich“, sei die häufigste Anforderung ihrer Geschlechtsgenossinnen an den Traummann, stellten sie entsetzt fest. Grund genug, das Lied „Er ist einfach zu klein“ allen Männern zu widmen, die wegen Äußerlichkeiten durch das Raster fielen.

Der Funke sprang sofort über: Die Zuschauerinnen und Zuschauer klatschten, lachten und fühlten sich sichtlich verstanden. Immer wieder gab es Szenenapplaus. Besonders die Erfahrungen mit der nachlassenden Selbstdisziplin bei „Diätdiktaturen“ schienen viele der Anwesenden zu teilen.

Große Schauspielkunst zeigten die beiden Künstlerinnen beim Sketch im Supermarkt. Während Wunder versuchte, den Verlockungen von Chips und Süßigkeiten zu widerstehen, raunte ihr Carboni als Stimme der Versuchung Sätze wie „In Schokolade sind ganz viele Vitamine“ zu. Dabei saßen jedes Wort und jede Geste.

Auch beim Thema der unsichtbaren Mehrfachbelastung von Frauen nahm das Duo kein Blatt vor den Mund. Wohin mit all den Gedanken, wenn der Kopf so voll ist? Fugenbürste, Deadline für das nächste Projekt und das Geschenk für die Schwiegermutter packten sie einfach in einen großen Rucksack.

Szenen aus dem Alltag und politische Seitenhiebe

Mit Wortwitz und Situationskomik präsentierten sie Szenen aus dem Alltag. Da konnten das Telefonat mit der bekinderten Freundin oder die fehlenden Emojis in der WhatsApp-Nachricht des Mannes schon mal zur Herausforderung werden. Selbst der ein oder andere politische Seitenhieb fehlte nicht. Sie hofften darauf, Friedrich Merz werde die Frauen davor bewahren, in seinem Kabinett Verantwortung zu übernehmen, die sie gar nicht tragen könnten.

Die Viernheimer Gleichstellungsbeauftragte Maria Lauxen-Ulbrich hatte zu Beginn des Abends über die Bedeutung des Internationalen Frauentages gesprochen. Vor 170 Jahren seien in den USA die ersten Textilarbeiterinnen zum Protest auf die Straße gegangen, „Bis wir Gleichberechtigung haben, wird es noch mal 170 Jahre dauern“, befürchtete sie und forderte: „Jetzt wollen wir laut sein, nicht nur trübe Gedanken blasen.“ Dafür sorgte auch Helen Lenzen mit ihren mitreißenden Songs.

Freie Autorin

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