Viernheim. Für die Verantwortlichen des Kunsthauses ist dieser Tag ein besonderer: Nachdem die Einrichtung drei Monate geschlossen war, dürfen ab sofort wieder Besucher kommen. Zwar wird nur sechs Personen gleichzeitig der Zutritt erlaubt, und das auch nur mit Mundschutz, zu schauen gibt es dafür aber viel: Der Mannheimer Künstler Holger Endres stellt 26 Werke aus den vergangenen zwölf Jahren aus. „Meine Goldstücke“, wie er sagt. Deshalb heißt die Ausstellung auch „Gold“.
Das Viernheimer Kunsthaus, Rat hausstraße 36, zeigt zurzeit ...
Und weil es in Corona-Zeiten keine Vernissage gibt, stellt Fritz Stier, Vorsitzender des Viernheimer Kunstvereins, gemeinsam mit Claus Bunte, dem Leiter des Kunsthauses, den Maler bei einem Pressegespräch vor: „Er ist kein expressiver Maler, sondern vielmehr das Gegenteil davon“, sagt Stier. Holger Endres male langsam und gehe behutsam vor. Davon habe er sich selbst überzeugen können. Denn für die Ausstellung im Viernheimer Kunsthaus hat Endres unter dem Titel „08/Magenta Schwarz Weiss (Säulen)“ zwei der Deckenstützen über Tage hinweg akribisch bemalt: mit sich abwechselnden und akkurat gemalten schwarzen und weißen Streifen auf magentafarbenem Untergrund – ohne Lineal oder andere Hilfsmittel.
Endres Malerei ist minimalistisch, die Entstehung seiner Werke hat etwas Meditatives, wie er sagt: „Ich kann mich in meiner Malerei verlieren.“ Mit den Jahren habe er seine Werke radikal reduziert. Seitdem bestimmen Farbe und geometrische Figuren seine Werke.
Ein Großteil seiner Bilder schmücken kleine Halbkreise, die nebeneinander oder wild durcheinander auf unterschiedlichen Farbflächen angeordnet sind. Stets umgibt seine Werke ein Rahmen, dünn gezeichnet und manchmal nur erahnbar. Er nennt es eine „Bühne“, auf der sein Bild zur Geltung kommt.
Lackfarbe und Ölkreide
Holger Endres verwendet hauptsächlich Acrylfarbe, aber auch Tintenkugelschreiber, Lackfarbe und Ölkreide. Mit der Kreide ordnet er verschieden große und bunte Kreise auf weißem Untergrund an. Der Begriff „Anordnen“ trifft sein Vorgehen am ehesten, denn all seinen Bildern liegt eine Ordnung zugrunde, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. „Meine Bilder sind Geduldsproben“, sagt Endres. Und das stimmt in doppeltem Sinne: Nicht nur der Künstler selbst braucht bei der Entstehung seiner Werke Geduld, auch der Betrachter muss sie eine Zeit lang auf sich wirken lassen, um ihre Entstehungsgeschichte nachvollziehen zu können. mek