Innenstadt - Architektin Regina Kohlmayer berichtet dem Planungsausschuss Rathaus über Änderungen gegenüber 2011 / Verwaltung muss untergebracht werden

Höhere Kosten jagen Schrecken ein

Von 
Sybille Burmeister
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Ein vertrauter Anblick: Das Rathaus mit dem vorgelagerten Bürgerbüro und Ratssaal gestern um die Mittagszeit. © Burmeister

Viernheim. Insgesamt 16,2 Millionen Euro könnten veranschlagt werden für die Sanierung des Rathauses samt „Nebenkosten“ – wie die Unterbringung der Verwaltungsmitarbeiter in der zweieinhalbjährigen Bauphase. 2021 könnte diese beginnen. Regina Kohlmayer vom Architekturbüro Oberst und Kohlmayer stellte dem Planungsausschuss Rathaus die aktuellen Kostenschätzungen vor und sorgte für Schrecken.

Wie die Kosten sich entwickeln könnten in den den kommenden ein bis zwei Jahren – eine Frage von Henrik Stülpner (UBV) – vermochte sie auch nicht zu sagen: „Ich bin keine Prophetin.“ Einstimmig beschlossen die Ausschussmitglieder unter Vorsitz von Rolf Nordmann (UBV), dass das Architekturbüro weiter planen soll und die Ingenieurleistungen für Tragwerksplanung, Lüftung, Heizung, Sanitär und Elektro ausgeschrieben werden.

Einstimmiger Beschluss

2011 waren noch 10,7 Millionen Euro (ohne Unterbringung der Mitarbeiter) veranschlagt worden. Unter Berücksichtigung aller Preissteigerungen seither würde die von den Investitionskosten her teuerste Variante 15,27 Millionen Euro kosten. Das Architektenbüro wird beauftragt, alle Varianten durchzurechnen – nach Passivhausstandard genauso wie nach Energieeinsparverordnung. Welche Fördermitteltöpfe „angezapft“ werden können soll das Brundtlandbüro eruieren. Einsparmöglichkeiten bestehen bei der Innenausstattung der Büros, erklärte Kohlmayer sowie bei der Gestaltung der Fußböden. Der Ratssaal habe „Charakter“, den würde sie gestalterisch nicht ändern.

Ein beträchtlicher Teil der Kosten geht auf die Rechnung der Brandschutzauflagen sowie der Barrierefreiheit, wie sie erläuterte. Es müssen jeweils sogenannte zweite Rettungswege geschaffen werden und alle Decken sowie viele Wände müssen künftig einer „Feuerklasse“ entsprechen, also eine bestimmte Hitzeentwicklung aushalten. Auch der Einbau einer Rauchwärme-Abzugsanlage – eine davon im Ratsaal – schlägt zu Buche. Kohlmayer ist froh, dass die zwei zusätzlichen Rettungswege nicht als externe Treppenhäuser konstruiert werden müssen, sondern im Gebäude angelegt werden können. Die Barrierefreiheit muss laut Bauordnung berücksichtigt werden: Hier geht es beispielsweise um Türbreiten und Öffnungsmöglichkeiten. Weil ohnehin alle Bürotüren erneuert werden sollen, wird dies bei der „grundhaften Sanierung“ des über 50 Jahre alten Gebäudes empfohlen. Ein tieferer Aufzugschacht wird ebenfalls notwendig.

Die Ausschussmitglieder fragten nach einer Kantine oder eigens für Fraktionssitzungen vorgesehenen Räumen – beidem wurde eine Absage erteilt. Eine Kantine lohne sich nicht, sagte Bürgermeister Matthias Baaß (SPD), es gebe schon einen groß dimensionierten Sozialraum, der eine Errungenschaft der späten 1980er Jahre sei. Auch die Tagungsräume für die Fraktionen waren bislang kein Thema – und es gebe viele Räume, die abends dafür genutzt werden könnten.

Die Diskussion über die Fassade – bislang sind eine Glasfliesengestaltung und eine Verschattung des Ratssaals mittels einer Art Wappenkonstruktion angedacht – wird voraussichtlich im September Thema einer eigenen Ausschuss-Sitzung sein. Das Haus hat aus Architektensicht „eine hohe Qualität“, betonte Kohlmayer. Es sei in seiner Geometrie „ein Kind seiner Zeit“ – aber es könnte sich besser in das Stadtbild integrieren, in dem es die umliegenden Gebäude quasi spiegelt.

Rathaus Viernheim

Das Rathaus wurde 1967 eröffnet.

Das Büro Oberst und Kohlmayer aus Stuttgart hatte einen Architektenwettbewerb gewonnen, der der Entwurfsplanung zur Sanierung des Rathauses von 2011 zugrunde liegt.

Im Juni 2017 konstituierte sich ein Planungsausschuss Rathaus. Vorsitzender ist Martin Ringhof (CDU).

Im März 2017 hatte die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen der UBV, CDU, FDP und WGV beschlossen, das bestehende Rathaus zu sanieren und keinen Neubau zu erstellen. bur

Redaktion Nach meinem Geschichts- und Germanistikstudium in Tübingen und Aix-en-Provence und diversen Praktika habe ich in Kassel volontiert (Unternehmenskommunikation, Zeitung, Radio und Fernsehen). Im August 2000 begann meine Laufbahn beim "Mannheimer Morgen": Hier war ich lange als Reporterin für Ludwigshafen tätig, dann als Blattmacherin im Newsroom des "MM". Seit November 2016 bin ich wieder als Reporterin unterwegs - für den "Südhessen Morgen" in Viernheim, Bürstadt, Biblis und Lampertheim, wo ich ganz neue Facetten unserer Metropolregion kennenlerne.

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