Solidaritätsbasar

„Haben euch nicht vergessen“

13 Organisationen und Einrichtungen engagieren sich zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien

Von 
Othmar Pietsch
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Der Solidaritätsbasar zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien stieß auf großes Interesse, wie das Foto auf der Rathaustreppe zeigt. © Othmar Pietsch

Viernheim. Der Apostelplatz glich am Donnerstag tatsächlich einem Basar, wie man ihn aus fernen Ländern kennt. Sogar die hochsommerlichen Temperaturen hatten sich dem Anlass angepasst. Hintergrund der Aktion war die Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien, wo viele Menschen ihr Hab und Gut, manche sogar ihr Leben, verloren hatten. Die Not vor Ort ist immer noch groß, weshalb erneut zu Spenden aufgerufen wurde. Ziel ist es, den Leuten ein Dach über dem Kopf zu besorgen.

Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Matthias Baaß hat der Verein Lernmobil die Organisation in der Brundtlandstadt übernommen und dabei auf das Projekt Viernheim Connected zurückgegriffen, das sich auch für eine Belebung der Innenstadt einsetzt. Im Vorfeld hatten sich 13 Einrichtungen und Organisationen wie die beiden Moscheen, die Alexander-von-Humboldtschule, die internationalen Frauencafés, die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar, das Familienbildungswerk, der Weltladen und die Jugendförderung zur Mitarbeit bereit erklärt, Stände aufgebaut, Tische und Bänke geschleppt und internationale Köstlichkeiten vorbereitet. In einigen Geschäften der Innenstadt wurden auch Spendenboxen aufgestellt.

„Wir möchten mit dieser Veranstaltung zeigen: Wir haben euch nicht vergessen. Wir fühlen mit euch und wir lassen euch nicht im Stich. Wir organisieren Solidarität, Hilfe und gegenseitige Unterstützung, unabhängig von Nationalität oder Glauben!“, sagten Dr. Brigitta Eckert und Selma Emekçi vom Lernmobil. Sie sind der Überzeugung: Jeder Mensch verdiene es, ein sicheres Dach über dem Kopf zu haben.

Freude über große Resonanz

Bürgermeister Matthias Baaß freute sich beim Blick über den Apostelplatz über die tolle Resonanz. „Solche Naturkatastrophen werden von den Medien bekanntlich nur kurz thematisiert, was den Betroffenen natürlich nicht weiterhilft“, sagte er. Er verstehe auch die Mitmenschen, die für solche Aktionen wenig Verständnis haben, trotzdem sei es eine menschliche Pflicht, Hilfe zu leisten. „Ob im Erdbebengebiet oder beim Krieg in der Ukraine“, sagte das Stadtoberhaupt und lobte die Akteure und alle Unterstützer des Solidaritätsbasars.

Für Brigitta Eckert ist es wichtig, „zusammenzuhalten, wenn es darauf ankommt. Schön, dass so viele Viernheimer das ebenso sehen und heute gekommen sind.“ So habe vor einigen Monaten das Deutsch-Türkische-Institut in Mannheim eine Spende für die Sprachförderung ukrainischer Kinder übergeben, jetzt helfe die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft beim Neubau von Wohnungen. „Da bewahrheitet sich das türkische Sprichwort, dass sich in der Not ein wahrer Freund bemerkbar macht“, beschreibt die Geschäftsführerin des Lernmobils eine gelungene Zusammenarbeit.

Projektleiterin Selma Emekçi wartete mit erschütternden Zahlen auf. Demnach seien beim Erdbeben laut Behördenangaben 57 000 Menschen ums Leben gekommen, Millionen wurden obdachlos. Seit dem 6. Februar seien im Katastrophengebiet zudem 33 000 Nachbeben registriert worden, 50 davon mit einer Stärke von über 5,0 auf der Richterskala. In beiden Ländern seien nach offiziellen Angaben fast 30 Millionen Menschen betroffen.

„Die grundlegendsten Bedürfnisse der Bewohner sind zwar mittlerweile erfüllt, dennoch müssen mehrere Millionen Menschen in Zelten oder Containern leben“, sagt Selma Emekçi. Die Hilfen aus Viernheim gäben den Leuten neuen Mut und würden helfen, die Traumata zu überwinden. Daraus ergebe sich die große Motivation aller Beteiligten des Solidaritätsbasars.

Als Vorsitzender des Deutsch-Türkischen-Instituts (DTI) in Mannheim hat Mustafa Baklan die Geschehnisse nach dem Beben intensiv verfolgt und als Besitzer des Unternehmens Suntat aus eigener Kraft Hilfe geleistet. „Damit konnte aber nur ein kleiner Teil der Not gelindert werden. Hilfe nützt aber nur, wenn viele Menschen mitmachen“, sagt Baklan. Schließlich dauere es noch viele Jahre, bis die Schäden in den Städten beseitigt und die Wunden der Menschen einigermaßen geheilt seien. „Deshalb bedanke ich mich bei der Stadt Viernheim und den Einwohnern recht herzlich für die Unterstützung“, so Baklan.

Begeistert vom Projekt

Auch Professor Franz Egle aus dem DTI-Vorstand zeigte sich angetan, wie stark sich die Aktion „Ein Dach über dem Kopf“ in der Brundtlandstadt entwickelt habe. „Dieses Motto trifft das Problem ganz genau. Die Leute dort brauchen dringend feste Unterkünfte, um wieder ein normales Leben führen zu können.“ Er freue sich, dass das Lernmobil und die Stadt Viernheim mithelfen. „Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit der Vergangenheit zahlt sich auch hierbei aus.“

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