Viernheim

„Gewalt - Sehen - Helfen“ auch in Viernheim: Aktion will Mut machen, genau hinzuschauen

Mehr als 20 Kommunen und Kreise haben sich der Initiative „Gewalt - Sehen - Helfen“ (GSH) bereits angeschlossen. Seit gestern ist auch Viernheim bei dem Präventionsprogramm mit im Boot

Von 
Dirk Timmermann
Lesedauer: 
Bürgermeister Matthias Baaß (4.v.l.) erhält von Staatssekretär Martin Rößler (4.v.r.) die Urkunde. © Dirk Timmermann

„Man kann meist viel mehr tun, als man sich gemeinhin zutraut.“ Mit dem Zitat von Verlegerin Aenne Burda wirbt das Netzwerk gegen Gewalt Hessen für sein Präventionsprogramm. Mehr als 20 Kommunen und Kreise haben sich der Initiative „Gewalt – Sehen – Helfen“ (GSH) bereits angeschlossen. Seit Dienstag ist auch Viernheim mit im Boot. Zur offiziellen Übertragung der Nutzungsrechte kam Martin Rößler ins neue Rathaus. Der Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz war somit erster „Staatsgast“ am Alten Weinheimer Weg, wie Bürgermeister Matthias Baaß feststellte.

„Wir wollen keine Helden ausbilden, aber ermutigen hinzuschauen“, erklärte Rößler die Idee. Gegenseitige Rücksichtnahme, Deeskalation und die Bereitschaft, im Ernstfall als Zeuge zur Verfügung zu stehen, sind Ziele des Programms. Multiplikatoren sollen den Präventionsansatz in Bereiche wie Schulen und Jugendsozialarbeit tragen. Vor allem gehe es darum, gewaltgeneigte Situationen frühzeitig zu erkennen. Konkrete Tipps und Informationen für ein richtiges Helferverhalten sind hierfür unerlässlich.

Der gewaltfreie, deeskalierende und opferzentrierte Ansatz von GSH geht indes davon aus, dass Menschen grundsätzlich helfen können und wollen. In Trainings eruieren die Teilnehmer, wie sie Gewalt definieren, wie sie ihr Gemeinwesen wahrnehmen und wie sie anderen helfen, ohne sich selbst zu gefährden. Konfliktsituationen werden im Rollenspiel nachgestellt und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Dass Prävention in Viernheim schon lange gelebt wird, erläuterte Peter Hoffmann. Sehr früh habe man in der Stadt mit Präventionsarbeit begonnen, sagte der Sicherheitsberater im Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Schon 1998 begann die Kooperation zwischen Schule und Polizei. Es folgte das Anti-Gewalt-Training „Prävention im Team“ (PiT), an dem sich sämtliche weiterführenden Schulen beteiligen. „Ich bin OK, du bist OK“ bildete die Vorstufe zu „Gewalt – Sehen – Hören“, dessen Multiplikatoren demnächst bestimmt werden.

Eine wesentliche Rolle im Zuge der Präventionsarbeit spielt „Bürger und Polizei“. Der Verein leistet laut Hoffmann auch finanzielle Unterstützung. Das Ziel: Vertrauen aufbauen, Vorurteile abbauen. Nach Erfahrungen der Jugendförderung herrscht zu oft ein falsches Bild von Polizei vor. Gerade junge Geflüchtete hätten die Sicherheitskräfte des Heimatlands im Kopf.

Dass Szenen aus „Alarm für Cobra 11“ sowie aus Actionstreifen wenig realistisch sind, vermittelt Lars Prechtl vom Amt für Kultur, Bildung und Soziales. Dazu entwickelt der Leiter des Stadtteilbüros Ost Begegnungsorte, die eine niederschwellige Teilnahme ermöglichen. Als gelungenes Beispiel nennt er den Bikepark, in dem Generationen zusammenkommen. Auch „Streetball at Night“ sei sehr erfolgreich gewesen.

Wie es aussieht, wenn Vorurteile auf Modernität treffen, erzählte Baaß: Was „da wohl passiert“ sei, hätten sich die Menschen gefragt, als vor der Alexander-von-Humboldt-Schule ein Polizeifahrzeug parkte. Die Aufregung sei groß gewesen, der Grund jedoch erfreulich: Auch hier ist die Polizei Kooperationspartner in Sachen Präventionsarbeit.

Info: Mehr zum Programm: gewalt-sehen-helfen.de

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke