Viernheim. „Wow“ entfährt es Prinzessin Zoe I. und Präsident Tim Peterl beim Blick in die Narrhalla. Zur Prunksitzung nach zweijähriger Corona-Pause können die Großen Drei Hunderte gut gelaunter Narren im vollbesetzten Bürgerhaus begrüßen. Und das „Wow“ kann das Publikum zurückgeben, denn die Fastnachter lassen es zur Eröffnung richtig krachen: Ehrengarde, Burgfrauen, Ritter, die Gardetänzerinnen, der Elferrat sind zum Auftakt auf der Bühne versammelt – und mittendrin Prinzessin Zoe I.
Die Prinzessin und ihr Elferrat verfolgen auf der Bühne, mit einer riesengroßen Narrenkappe als Hintergrund, das Programm. Und da gilt bei den Großen Drei seit über 60 Jahren das gleiche Motto: „Vernema Fastnacht hausgemacht, nix gekaaft, nix gepacht.“ Alle Mitwirkenden kommen aus den eigenen Reihen. „Lasst Musik erklingen, damit wir den Saal zum Schunkeln bringen“, sagt Elferratspräsident Tim Peterl, der an dem Abend auch noch seinen Geburtstag feiert, den ersten Programmpunkt an. Traditionell bestreitet die Formation Musik hoch drei die Eröffnung des Abends, zu den Hits der Kapelle klatschen sich die Besucher warm und wiegen sich im Takt. Die „Gaszähler“ lassen die Gäste gar auf die Tische steigen. Sie haben den Kölschen Karnevalshit „Wo sind die Clowns? Wo sind die Narren?“ einstudiert und finden die Antwort auf die gesungene Frage natürlich im Saal. Bei „Mä sin die Narre vun de G3“ und der Zugabe „Fastnacht ist nur einmal im Jahr“ kennen die Clowns und Narren kein Halten mehr und gröhlen lauthals mit.
Ausgedehnte Schunkelrunde
Mitsingen ist auch bei den Ex-Prinzessinnen gefragt: Die ehemaligen Lieblichkeiten kommen auf die Bühne und stimmen eine besonders lange Schunkelrunde an. Zuvor haben sie als Synchronschwimmerinnen im blau-weiß geringelten Dress begeistert und sich als kleine Mini-Prinzessinnen schick gemacht für den großen Tag – mit Lippenstift im ganzen Gesicht und dem Krönchen schief auf dem Kopf.
Ein Augenschmaus sind auch die Tänze: Die Mädels aus St. Michael tanzen als Jedi-Ritter aus anderen Universen mit leuchtenden Laserschwertern und haben rockige Songs für die Zugabe: „Voll meinen Musikgeschmack getroffen“, bedankt sich Zoe I., die sonst in dieser Formation mittanzt. Zwei Tanzmariechen des CdG, Jana Abt und Lilian Stewart, wirbeln gekonnt über die Bühne. Und immer wenn die Burgfrauen und Ritter auftreten und mit ihren Gießkannen die Fanfare ertönen lassen, ist klar: Jetzt tanzen die Garden der Großen Drei. Die Mini Maries, Teenie Maries und die Red Maries präsentieren einen gemeinsamen Tanz: Es ist eine Abschiedschoreografie von Carmen I. und Nina I., die nach vielen Jahren die roten Stiefel in die Ecke stellen werden.
Die jüngsten Mini Maries brennen zu „Fireworks“ ein tänzerisches Feuerwerk ab und verzücken in ihren bunten Kostümen. Die älteren Teenie Maries begeistern mit einem klassischen Gardetanz. Und die Red Maries sorgen für das grandiose Finale: Diesmal in Tanzdirndln legen die 17 Damen eine ausgefeilte Choreografie aufs Parkett, bei der natürlich die Zugabe nicht fehlen darf.
Monika II. und Markus Lammer als alternde „Hildegard“ und alternder „Michael“ schauen sich Datingprofile an, wo beim Scharfschützen der Mensch im Mittelpunkt steht und sich die Mensaköchin mit der Durchfallquote an ihrer Uni rühmt. Was Ex-Prinzessin und Ex-Elferrat jung hält, ist die Fastnacht. Und kurzerhand reißen sie Jogginganzug und Kittelschürze von sich und stehen im Elferratsornat und Prinzessinnenkleid vor dem Publikum – und haben mit den Mini Maries gleich einen ganzen Nachwuchs-Elferrat gefunden. Auch Marlene Sailer und Jörg Scheidel liefern sich ein Wortgefecht auf der Bühne. Der Erste Stadtrat, eingefleischter Fastnachter, hat sich den Auftritt nicht nehmen lassen. Dafür wird er gefragt, ob er denn die Beamtenhymne schon kenne. „Wake me up, before you go go“, singt Büttenpartnerin Lene vor. „Du riechst sou fruchtisch, kimmt des vun doiner Orangenhaut“, fragt Scheidel frech zurück. Er habe eigentlich Verstecken mit Lene spielen wollen: „Awwa Fraue iwwer 30 sucht koana meh.“ Tarek Stucki erobert als Tanzmariechen die Bühne. „Ihr braucht gar nicht zu lachen, bei mir fliegen Beine und andere Sachen“, demonstriert er im roten Röckchen. Zum Elferrat hat er eine klare, aber nicht ernst gemeinte Meinung: „Die fühlen sich wichtig, sitzen mit schlauer Miene und sind doch nur Dekoration auf der Bühne.“
Plüsch-Fledermaus in der Hand
Den Part des Protokollanten, den Jörg Scheidel jahrelang innehatte, hat Alexandra Thomas übernommen. Als „Musikant vum Strooßerond“ hat sie „mitgekriggt, was in Verne gewese und was sich lohnt, hier vorzulese“. Da hat sie gleich eine süße Plüsch-Fledermaus in der Hand und blickt zum Rathaus. Für die Flattermänner hat sie einen Tipp zur Umsiedlung: „Frogt die Eidechs, die waaß, wie es gäiht.“ Die Protokollerin nimmt sich die Gefahrenabwehrverordnung vor: „En Haufe Hundedutte heb ich jetzt am Mann, dass man mich geschwind kontrollieren kann.“ Und sie schickt ein Lob an die, die Veranstaltungen in Viernheim organisieren: „Danke an all, die sich die Hacke abrenne, damit mä wie heit Owend do feiern kenne.“