Bildungswerk - Wie Kinder mit Krankheit, Sterben und Tod umgehen / Seelsorgerin referiert

Für meinen Papa im Himmel

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Martina Reiser sprach über Trauerarbeit mit Kindern.

© H. T.

Viernheim. Meist wird das Thema verdrängt oder umschrieben. Oft wissen die Erwachsenen keine Antwort auf die Frage, wie man Kindern Krankheit, Sterben und Tod eines Familienangehörigen erklärt. Zu einem Vortrag mit diesem heiklen Thema hatten das Familienbildungswerk, die Frauenbeauftragte sowie die Familienberatungsstelle des Kreises Bergstraße eingeladen.

Referentin war Martina Reiser, katholische Kinder-Seelsorgerin an der Universitäts-Frauenklinik und am Zentrum für Kinder- sowie Jugendmedizin Heidelberg.

Sie machte deutlich, wie Kinder trauern, wenn sie eine geliebte Bezugsperson aus der Familie verlieren. Die Erklärungen von der langen Reise, auf die der oder die Verstorbene gegangen sei, hält die Referentin für eine ausweichende und wenig hilfreiche Lösung. "Kinder können es nur schwer verkraften, von der Trauer ausgeschlossen zu werden", erklärte sie zu Beginn ihres Vortrags.

Dass das Sterben zum Leben gehört, könne man Kindern beispielsweise am Tod von Haustieren erklären. Auch der Verlauf der Jahreszeiten sei eine Möglichkeit, den Abschied zu verdeutlichen. Wie Kinder diesen Abschied empfinden, werde bei bestimmten Fragen erkennbar. "Friert es den Opa im Gab?", "Wann kommt Papa wieder runter von seiner Wolke?" Auch Bilder, die Kinder nach dem Tod eines geliebten Menschen malen, geben oft Auskunft über ihr Empfinden und können zum Trost für die Trauer eines Kindes werden.

Martina Reiser hat einige solcher Bilder mitgebracht. "Für meinen Papa im Himmel von Vera", steht unter diesem "Selbstporträt". Vor diesem Hintergrund erläuterte die Referentin, dass die Todesvorstellung von Kindern je nach Alter völlig unterschiedlich sei. Trotz des Interesses am Thema empfinden Kinder meist Angst und Unsicherheit, ihre Trauer auszudrücken. Man merkt es am Weinen, an Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall.

Neben der Weinerlichkeit kann man ein gewisses Desinteresse feststellen. In dieser Zurückgezogenheit verhalten sich Kinder so, als ob nichts geschehen wäre. Aber man merkt auch, dass die Kleinen nicht mehr allein sein wollen. In dieser Phase brauchen Kinder dringend Unterstützung.

Das sei nur möglich, wenn man ohne Ausreden und Verdrehungen die Notwendigkeit eines Abschieds erklärt, wobei ein Kind die Chance haben sollte, die Form dieses Abschieds selbst zu wählen.

Martina Reiser zeigte auch Wege auf, wie und wo sich Verwandte um ein Kind kümmern können, zum Beispiel mit dem Ordnen von Bildern, von Erinnerungen. Es sei wichtig, der Trauer eines Kindes einen Ort, einen Platz zu geben.

Für Familien mit solchen Problemen gibt es psychotherapeutische Unterstützung bei entsprechenden Beratungsstellen, bei Familien-Reha, in Trauer- und Selbsthilfegruppen. Die Anschriften dieser Einrichtungen können beim Familienbildungswerk und den zuständigen Beratungsstellen hinterfragt werden. Eine erste Hilfe vor Ort war eine große Auswahl von Bilderbüchern für betroffene Kinder und von Informationsmaterial für Eltern. H. T.

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