Viernheim. In den vergangenen Tagen weilte wieder einmal eine kleine afrikanische Delegation aus Viernheims Partnergemeinde Silly in der Brundtlandstadt. Die Tage waren angefüllt mit Arbeitsgesprächen. Die beiden Gäste nahmen aber auch am Konzert der Starkenburg Philharmoniker teil und waren vom Besuch der Klimaarena in Sinsheim begeistert.
Abbé René Nana, verantwortlich für das Berufsbildungszentrum (BBZ), informierte den Focus-Vorstand auch über die die aktuelle politische Lage in Burkina Faso. Nach dem Militärputsch wurden Bürgermeister, Stadträte und die Stadtparlamente in ganz Burkina Faso ihrer Ämter enthoben. Aktuell wird Silly von einer Sonderdelegation verwaltet. Sie setzt sich aus 20 Personen aus relevanten Gruppen zusammen unter der Leitung eines Präfekten.
Einen großen Stellenwert bei den Gesprächen nahm auch die Weiterentwicklung des Berufsbildungszentrums ein. Drei Schulneubauten sollen helfen, die steigenden Schülerzahlen durch die geflüchteten Kinder zu kompensieren. Weitere Schwerpunkte waren die Beschaffung eines Krankenwagens und die Fortschreibung des Handlungsprogramms zur Klimapartnerschaft. In einem Abschlussgespräch, bei dem auch Vertreter der Stadtverwaltung anwesend waren, wurden die Ergebnisse präsentiert.
„Es war natürlich toll, sich nach so langer Zeit endlich einmal wiederzusehen. Der persönliche Kontakt ist einfach effektiver als die Kommunikation per Telefon oder über das Internet“, freute sich Klaus Hofmann aus dem Focus-Vorstand.
Die größten Sorgen bereiten den Einwohnern von Silly der Terrorismus und die damit verbundene Flüchtlingswelle. „Wir haben ohnehin schon nicht genug zu essen und auch in den Schulen nur wenig Platz. Auch die Krankenstationen sind überfüllt“, schilderte Abbé René Nana die katastrophalen Zustände. Positiv sei dagegen die Entwicklung des Berufsbildungszentrums, in dem mittlerweile der sechste Jahrgang ausgebildet wird. Gerade hatten 28 Jugendliche den Abschluss geschafft. Die Angebote sollen ausgeweitet werden. Dabei wird an die Lehrbereiche Schreiner, Schlosser und Weber gedacht.
Im Argen liegt dagegen das Gesundheitssystem. Mit dem Kauf von 7600 Moskitonetzen konnte ein Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. Außerdem könnte demnächst ein Krankenwagen in Dienst gestellt werden. Auch die Operation des deformierten Beins einer Zwölfjährigen wurde finanziert. „Große Sorgen bereitet die Unterernährung von Kindern. Es wird versucht, mehr Grundnahrungsmittel zu produzieren. Trotzdem müssen Lebensmittel zugekauft werden“, erklärte Wolfgang Pachner.
Bei der Klimapartnerschaft ist die Stadt Viernheim mit im Boot. „Wichtig ist, dass wir unsere Projekte von beiden Seiten detailliert vorbereiten, bevor die Umsetzung gestartet wird“, betonte Stephan Schneider, Leiter des Amts für Kultur und Sport. Wenn es die politische Lage zulässt, sollen im Berufsbildungszentrum Solarenergie und biologische Landwirtschaft thematisiert werden.
Neben einigen Souvenirs nehmen die beiden Burkinabe viele Erinnerungen mit auf die Heimreise. „Der Freiwilligentag war beeindruckend. Das sollten wir auch mal machen“, sagte Abbé René Nana.
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