Umwelt

Flaschen und Batterien in der Natur entdeckt

Mehr als 240 Freiwillige sammeln beim Frühjahrsputz rund 25 Kubikmeter Müll im Viernheimer Stadtgebiet.

Von 
Othmar Pietsch
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Viernheim. „Hierher, ich habe was gefunden. Da im Gebüsch liegt ein ganzer Haufen leerer Wodkafläschchen“, meldete ein Junge aus der Jugendgruppe des Technischen Hilfswerks (THW) stolz seine Entdeckung. Schnell kam der Rest des Teams dazu, um den Fund in der Nähe eines Getränkemarkts in der Heidelberger Straße zu bestaunen und die Flachmänner einzusammeln. Kein Verständnis hatte die Gruppe allerdings dafür, dass man heimlich Alkohol trinkt und den Müll einfach in die Hecken wirft, zumal nur wenige Meter entfernt Glascontainer stehen.

Ähnliche Erlebnisse hatten auch viele andere der mehr als 240 Freiwilligen, die sich am Haupttag der Flurputzaktion in Viernheim auf die Suche nach illegal entsorgtem Müll und achtlos weggeworfenem Abfall im Wald, im Feld sowie auf den Grünflächen und an den Straßenrändern gemacht hatten. So wurde am Rande eines Waldstücks ein Schädel eines großen Tieres gefunden. „Vermutlich ein Rind“, teilten die Entdecker mit. Besonders zahlreich gefunden wurden Zigarettenkippen. Experten gehen davon aus, dass es zehn bis 15 Jahre dauert, bis die Stummel in der Natur vollständig verrotten. Wenn ein Raucher beim Wegschnippen der Zigarette erwischt wird, winkt zudem ein saftiges Bußgeld.

Schulklassen sagen ihre Teilnahme wegen der Schweinepest ab

„Es sind diesmal fast 100 Leute mehr als im vergangenen Jahr am Hauptaktionstag. Leider mussten einige Schulklassen, die bisher den größten Teil ausmachten, wegen der Schweinepest und den damit verbundenen Vorgaben auf eine Teilnahme verzichten“, teilte Organisatorin Dorothee Olef vom Stadtbetrieb mit. Zusammen mit Sandra Schäfer-Schwarz vom Umweltverein Kompass und Karl-Heinz Rohrbacher vom städtischen Bauhof hatte sie den Frühjahrsputz 2025 vorbereitet.

Dafür gab es ein großes Lob vom Ersten Stadtrat Jörg Scheidel, der in seiner Begrüßung auf dem Hof der Freiwilligen Feuerwehr angesichts der vielen Ehrenamtlichen ebenfalls zufrieden in die Runde blickte und sich für das Engagement bedankte. „Ein Blick über den Tellerrand zeigt, warum wir solche Aktionen brauchen. Laut Umweltbundesamt fallen hierzulande jedes Jahr rund 1,6 Millionen Tonnen Verpackungsmüll aus Plastik an. Ein nicht unerheblicher Teil davon landet nicht im Recycling, sondern in der Umwelt, in Parks, an Straßenrändern und auf Spielplätzen“, berichtete Scheidel, bevor er sich selbst auf die Suche nach Müll machte.

In Viernheim kamen am Aktionstag 25 Kubikmeter Wohlstandsmüll zusammen, darunter wieder große Batterien, Autoreifen und Fahrradteile. Alles wurde von Mitarbeitern des Bauhofs mit großen Fahrzeugen abgeholt. „Es macht Spaß, sich zu beteiligen und etwas für die Umwelt zu tun. Außerdem hat die Aktion sicher auch erzieherische Folgen. Wer mithilft, es beobachtet oder liest, wird sicher keinen Müll in die Landschaft werfen oder illegal entsorgen“, meinte ein Familienvater, der mit seiner Frau und zwei Kindern unterwegs war.

Neben Familien und Privatpersonen waren auch etliche Gruppen im Einsatz: die Jugendfeuerwehr, die DLRG, die Pfadfinder, der Förderverein Nibelungenschule, die CDU, die Muslimische Gemeinde, die THW-Jugend, das Familienbildungswerk, der Förderverein Schillerschule, die Grünen, Yaa Soma sowie die Jugendorganisationen von Johannitern und Maltesern.

Organisatoren verteilen Greifzangen und Handschuhe

Vor der Begrüßung und der Einweisung erhielten die Teilnehmer die notwendigen Utensilien. Es gab Müllsäcke, Greifzangen, Eimer, Handschuhe und Warnwesten, gelbe für die Kinder und orangene für Jugendliche und Erwachsene. Außerdem standen Getränke parat. „Die Sachen werden fast ausnahmslos wieder zurückgegeben, da gibt es so gut wie keinen Schwund“, schilderte Karl-Heinz Rohrbacher seine Erfahrungen.

Während Helfer in und um Viernheim herum Abfall sammelten, wurde in der Feuerwehrküche eifrig gekocht und das Mittagessen zubereitet. Auch diesmal gab es wieder eine leckere Gemüsesuppe und den deftigen Klassiker Chili con Carne. Das Fleisch hatte die Lammschlachterei Baumann gestiftet. Die jeweils 100 Liter fanden reißenden Absatz. Natürlich war die abschließende Zusammenkunft auch bestens dazu geeignet, um Erfahrungen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen oder auch Pläne zu schmieden.

Reinhard Hölscher äußerte die Vermutung, „dass die Vermüllung etwas weniger geworden ist als in der Vergangenheit. Vielleicht haben unsere Aktionen etwas bewirkt.“ Wer nicht nur einmal im Jahr die Natur entlasten möchte, kann sich an die „Vernemer Putzhelden“ wenden, die in unregelmäßigen Abständen in der Gemarkung unterwegs sind. Diese Initiative hat bisher erst wenige Mitstreiter und würde sich über Zuwachs freuen.

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