Vernissage

Farbenvielfalt im Viernheimer Kunstraum

An Farben besteht im Kunstraum von Gerdi Gutperle kein Mangel - im Gegenteil: Die neue Ausstellung "Inspirationen in Farbe" zeigt eine kunterbunte Vielfalt an abstrakter Kunst

Von 
Ohtmar Pietsch
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Gerdi Gutperle (v.l.) freut sich bei der Ausstellungseröffnung von „Inspirationen in Farbe“ mit Michael Buchner und Annette Martella. © Othmar Pietsch

Viernheim. Bei den Werken von Gerdi Gutperle, egal ob Gemälde oder Skultpuren, geht es immer auch um Farbe. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Viernheimer Künstlerin für die aktuelle Ausstellung in ihrem Kunstraum in der Heidelberger Straße einen Kollegen und zwei Kolleginnen ausgewählt hat. die das Spiel mit Farbe beherrschen. Unter dem Titel „Inspirationen in Farbe“ stellen Antonia Francia, Annette Martella und Michael Buchner alias „Pirol“ ihre Gemälde mit einem verbindenden Thema aus.

Zu Beginn der gut besuchten Vernissage zeigte sich die Gastgeberin erfreut, dass mit Annette Martella und Michael Buchner zwei Künstler persönlich anwesend sein konnten, während die Spanierin Antonia Francia in ihrer Heimat weilte. „Deren Gemälde erinnern an etwas Verborgenes, Geheimnisvolles. Meist in Weiß gehalten, lassen die Acrylwerke oft gewaltige Farbexplosionen durchblicken. So lässt sie die Betrachter rätselhaft erahnen, was ausgedrückt werden soll. Ihre Werke sind in allen Räumen des Kunstraums zu sehen.“ Die Mischung der Künstler macht einen Besuch der Ausstellung interessant, kann man doch die Herangehensweisen und Techniken direkt vergleichen. An Farbe mangelt es dabei nicht.

Zwiegespaltene Person

Michael Buchner bezeichnet sich als zwiegespalten. „Wenn ich als Michael Buchner genug von der alltäglichen Welt habe, schreite ich in eine andere Welt und werde zu Pirol“, beschreibt sich der Sigmaringer. „Dort gibt es dann Farben, Formen und Emotionen. Die Zeit wird relativ und spielt keine Rolle mehr. Kein Termindruck, keine Telefonanrufe, kein Stau, eben kein Alltagswahnsinn“, beschreibt Gerdi Gutperle Pirols Vorgehensweise.

Mit Annette Martella verbindet Gerdi Gutperle ein enges Verhältnis, leitet diese doch seit einigen Jahren den Kunstraum. „In dieser Zeit hat sie Interesse an der Kunst und für die abstrakte Malerei entdeckt. Sie hatte immer schon ein Faible für Mode und Ästhetik, daraus entstand die Liebe zur Malerei. Deshalb habe ich ihr die Möglichkeit gegeben, ihre Werke hier auszustellen“, erzählt Gutperle.

In der Einführung zur Ausstellung übersetzte Kunstbetrachterin und Kuratorin Cristina Streckfuß die Bezeichnung Inspiration mit eintauchen oder einatmen. „Hier scheinen aktive und passive Momente, Geben und Nehmen, bei Künstlern und Betrachtern im Spiel zu sein. Holen wir also tief Luft und lassen die Ausstellung auf uns wirken.“

Abstrakte Bilder seien dazu da, dass jeder etwas anderes sehe, ja sehen könne. Es gäbe keine Vorgabe, keine Beschränkung, manchmal noch nicht einmal ein Titel, der uns als Betrachter unterstützend auf die Sprünge helfe, das zu entdecken, was sich der Künstler, die Künstlerin wohl dabei gedacht oder empfunden haben mag, so Streckfuß.

„Antonia Francia beispielsweise verzichtet in ihren Werken hier komplett auf Titel. Und doch erkennt und fühlt man etwas in ihren Arbeiten, das über die reine Ästhetik weit hinausgeht. Wir sehen Dynamik, manchmal auch einzelne Elemente, Bewegung, Explosionen. Die Schichten ihrer Farben zeugen von Tiefgang und berühren.“

„Dem Alltag Glanz verleihen“

Bei „Pirol“ herrschen bei einigen Gemälden die Farben Rot und Gelb vor, Kraft und farbgewaltige Dynamik erkennt man in den Arbeiten mit den Titeln „Regenbogen“ oder „High Power“. Im Kontrast stehen seine beinahe sphärischen Arbeiten in hellen Pastellnuancen – wie bei dem Gemälde „Tempel“.

„Zartheit und vorsichtiges sinnliches Herantasten erleben wir bei Annette Martella in ihrer bemerkenswerten Arbeit ,Glückskreisel’. Damit möchte sie dem Alltag Glanz verleihen, ihre Werke – oft unter Einsatz von Blattsilber oder Blattgold – sind entsprechend dekorativ. Andererseits lädt sie nach eigenen Worten die Menschen ein, auch und besonders auf die kleinen Dinge im Leben zu achten“, beschreibt Cristina Streckfuß die Bilder der Mannheimerin.

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