Interview

„Es ist eine Freude, gemeinsam zu singen“

Wilfried Röhrig spricht über das Kinderchor-Projekt „Sing mit!“

Von 
Martin Schulte
Lesedauer: 
Wilfried Röhrig auf seiner Terrasse: „Musik ist mein Lebenselixier.“ © Martin Schulte

Viernheim. Musiker und Liedermacher Wilfried Röhrig strahlt immerzu beim Gespräch über sein neues Projekt „Sing mit!“, in dem Kinder im Mittelpunkt stehen. Er sagt, was ihn am Musizieren und Singen so fasziniert und warum das so ist.

Herr Röhrig, was ist „Sing mit!“?

Wilfried Röhrig: „Sing mit!“ ist ein Chorprojekt. Ich bin zwar kein ausgebildeter Chorleiter, aber ich will mit Kindern singen, einfach Lieder singen, die ihnen Spaß machen, die auch mir Spaß machen. Es geht schlicht darum, die Freude am gemeinsamen Singen zu erleben.

Wer hat die Initiative dazu ergriffen?

Röhrig: Da kamen Ende letzten Jahres zwei Dinge zusammen. Zum einen, dass ich wieder angefangen habe, Lieder für Kinder zu schreiben – der Enkelkinder wegen (zeigt seine neue CD „Wir sind die Allergrößten“). Und zum anderen hat Traudel Metzner vom Kinderschutzbund mir gesagt, der Kinderschutzbund feiere im September 2023 sein 40-jähriges Bestehen. Sie fragte, ob ich bei der Gründung eines Kinderchors mitmachen wolle, der dann beim Fest auftritt. Und nach kurzer Bedenkzeit war ich dabei. Es hat mich schon sehr gereizt.

Das Familienbildungswerk ist auch mit im Boot.

Röhrig: Genau. Es war die Frage, wo das Projekt angebunden wird, und Traudel Metzner hat Kontakt zum Familienbildungswerk aufgenommen. Ja, und jetzt sind wir dort und singen jeden Donnerstag zusammen mit den Kindern.

Wie wurden die Kinder beziehungsweise deren Eltern auf das Angebot aufmerksam?

Röhrig: Kinderschutzbund und Familienbildungswerk haben Aushänge gemacht, auch online, und Ihre Zeitung hat ja auch berichtet.

An Kinder welchen Alters richtet sich das Angebot.

Röhrig: Wir haben gesagt, ab sechs Jahren. Ich mache auch Mitmachkonzerte in Kindergärten, das sind ja noch Kleinere. Aber wenn wir richtig singen wollen, dann brauchen wir eine Altersgrenze. Jetzt sind zwei Geschwisterkinder dabei, die ein bisschen jünger sind, aber denen macht es auch Spaß.

Und Ihnen auch?

Röhrig: Ja, aber klar.

Hören Sie Resonanz, gefällt es den Kindern?

Röhrig: (lacht) Wenn die Kinder kommen, dann wird es ihnen wohl gefallen. Also, wir haben jetzt drei Mal gesungen. Zum ersten Termin kamen um die 13. Beim zweiten Mal waren es weniger, und beim dritten Mal war die Bude dann schon wieder voll. Es sind zwölf Kinder angemeldet, und dabei wird es bis September aller Voraussicht nach wohl auch bleiben.

Dann kommt der große Auftritt?

Röhrig: Ja, beim Kinderschutzbund.

Sie strahlen die ganze Zeit.

Röhrig: Ja, es macht doch auch Spaß.

Was macht Musikmachen mit Ihnen, erzählen Sie es uns.

Röhrig: Vielleicht haben Sie das ja auch schon mal erlebt, gemeinsam zu singen, bei einem Geburtstag oder so. Es ist einfach super, wenn man gemeinsam singt. Und wenn ich merke, dass es ankommt, so wie jetzt bei den Kindern, diese Resonanz, das ist eigentlich die Gage der Künstler. Es ist die Freude zu sehen, dass das, was dir wichtig ist in deinen Liedern, bei den Kindern ankommt und sie es zurückgeben.

Ist zu musizieren nicht eine ganz besondere Form, sich ausdrücken zu können?

Röhrig: Ja, das ist es. Ich habe mich mal mit Musik und Musikgeschichte beschäftigt. Mich hat etwa interessiert, wo die Ursprünge der Musik liegen. Man vermutet, dass grundlegende, elementare Ereignisse im Leben des Menschen damit zusammenhängen. Zum Beispiel bei Begräbnissen, da hat Musik schon immer eine Rolle gespielt. Und Musik ist immer etwas Kommunikatives. Musik wird nicht für sich alleine gemacht, sie hat etwas Verbindendes.

Und speziell bei Kindern?

Röhrig: Auch hier spielt die Gemeinsamkeit im Chor eine sehr große Rolle. Inzwischen lässt sich durch Erkenntnisse der Gehirnforschung ein Stück weit erklären, warum Musik so faszinierend sein kann. Es gibt im Gehirn das Sprach-, das Seh- und das Hörzentrum. Aber es gibt kein Musikzentrum. Wenn Leute intensiv Musik machen, dann blinkt es an den verschiedensten Stellen im Gehirn, es werden verschiedene Areale gleichzeitig angesprochen, und das macht wohl die Faszination aus.

Sie haben über 20 CDs produziert, einen großen Teil davon mit Kinderliedern. Wie kamen Sie dazu, Kinderlieder zu schreiben?

Röhrig: Ich habe schon mit 14 angefangen, Lieder zu schreiben. Irgendwann kamen die eigenen Kinder auf die Welt, und ich habe begonnen, für sie Lieder zu schreiben und sie ihnen vorzusingen. Wer Kinder hat, braucht nicht nach Themen zu suchen, die laufen einem im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg.

Ist nach dem Auftritt beim Kinderschutzbund im September Schluss für den Chor?

Röhrig: Zunächst ist das bis September geplant. Vielleicht bekommen wir noch einen Auftritt auf der Sommerbühne. Aber wenn die Kinder dabeibleiben und es weiter so gut läuft, kann ich mir schon Folgekurse vorstellen. Sehr schön wäre es, wenn wir ein weihnachtliches Singspiel mit diesem Chor hinbekämen. Ich habe selbst schon sechs oder sieben weihnachtliche Singspiele geschrieben.

Sie haben an der Albertus-Magnus-Schule katholische Religion unterrichtet, sind ein gläubiger Mensch. Kommt Gott auch in Ihren Liedern vor?

Röhrig: Ja, ab und zu. Für mich gehören das Leben, Gott, Lieder und Musik untrennbar zusammen.

Wilfried Röhrig

Wilfried Röhrig ist ein musikalischer Tausendsassa. Er spielt unter anderem Gitarre, singt, schreibt Lieder und gibt eigene CDs heraus. Aktuell tourt er zudem mit seinem Musical „Gottesspiel“.

Der 68-Jährige ist verheiratet, Vater von fünf Kindern und Opa von fünf Enkeln.

Er hat von 1984 bis zum Ruhestand 2018 katholische Religion und Sport an der Albertus-Magnus-Schule in Viernheim unterrichtet. mas

Redaktion Reporter.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen