Neuapostolische Kirche - Viernheimer Gemeinde feiert 90. Geburtstag mit einem besonderen Gottesdienst

Einfach jemandem vergeben

Von 
Selina Kohl
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Der Frauenchor leistete einen engagierten Beitrag zum Gelingen des besonderen Gottesdienstes in der neuapostolischen Kirche. © sek

Viernheim. Ein Grund zum Feiern: 90 Jahre ist es her, dass in Viernheim die neuapostolische Gemeinde gegründet wurde. In einem besonderen Gottesdienst feierten die Gemeindemitglieder diesen Geburtstag und blickten auf die vergangenen Jahre zurück.

Der ehrenamtliche Vorsteher der Gemeinde, Ingo Hofmann, leitete den Gottesdienst. Er begrüßte die zahlreichen Besucher, die sich in der Kirche in der Walpurgastraße versammelt hatten, um das Jubiläum mitzufeiern.

Bezug zum Volk Israel

Hofmann las das Textwort aus Jesaja 48,17: „So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst.“

In seiner Predigt ging er sodann näher auf den Bibelvers ein. „Ich finde, dass diese Worte gut zu uns passen“, freute sich Ingo Hofmann und stellte einen Bezug zwischen dem Volk Israel und der Gemeinde her. So sei das Volk Israel von Gott aus der Sklaverei befreit und in das gelobte Land geführt worden. „Auch wir müssen uns heute von der Herrschaft der Sünde befreien und uns in sein Reich führen lassen!“, schlussfolgerte der Vorsteher Dr. Ingo Hofmann. Doch dies sei auch – wie beim Volk Israel – mit vielen Anstrengungen verbunden.

Doch es lohne sich, das Ziel zu erreichen: die Erlösung und das Heil. „Gott begleitet und lehrt uns auf diesem Weg, der ein Entwicklungsprozess ist. Er lehrt uns zeitgemäß und führt uns durch den Heiligen Geist“, so Dr. Ingo Hofmann, der diesen Gedanken weiter ausführte: „Er lehrt, was dir hilft, nicht was ihm hilft.“

Er schloss die Frage „Was hilft dir denn?“ an und nannte anhand einiger Erzählungen aus der Bibel folgende fünf Punkte: das Gebet, Gottesfurcht, Glaube, Vertrauen auf Gott und Dienen. Auch der Evangelist Benedikt Merkel griff nochmals die Gedanken von Vorsteher Ingo Hofmann auf: „Man muss an das Evangelium glauben. Auch das Volk Israel musste erst einmal daran glauben, dass sein Gott es befreit. Doch der Glaube allein hat nicht gereicht, sie mussten auch mitgehen. Gott lässt uns auf dem Glaubensweg nicht allein. So müssen auch wir heute probieren, das Evangelium Jesu Christi in unserem Leben in die Tat umzusetzen“, schlussfolgerte er und nannte einige Beispiele: „Einfach mal auf die eigene Meinung verzichten oder jemandem vergeben.“

Musikalisch begleitet wurde der Festgottesdienst von den verschiedenen Chören der Gemeinde: dem Mutter-Kind-Chor, dem Frauenchor und den rund 50 Sängern des gemischten Chors.

Lebendige Chronik verlesen

Am Ende des Gottesdienstes verlas Diakon Lukas Merkel die „lebendige Chronik“ der Gemeinde, die einen anschaulichen Rückblick auf die vergangenen 90 Jahre bot: Zur Gründung der Gemeinde diente im Jahr 1928 ein kleines Wohnzimmer der Familie Wedel als Ort für die ersten Gottesdienste.

Erst später konnte in der Römergartenstraße ein Grundstück erworben und ein Kirchengebäude errichtet werden, das den Gläubigen ab 1951 Platz bot. Doch das Gotteshaus wurde schnell zu klein, bereits 10 Jahre später musste die Kirche erweitert werden. Das Wachstum setzte sich jedoch beständig fort, bis der Bau einer neuen Kirche erforderlich wurde. Von gerade acht neuapostolischen Christen 1928 vergrößerte sich die Gemeinde auf 260 Mitglieder Ende der 1980er Jahre.

Schließlich wurde ein Grundstück in der Walpurgastraße gefunden und dort die neue, noch heute genutzte Kirche erbaut. 1990 eingeweiht, bietet das Kirchengebäude Platz für bis zu 450 Personen und ist die Heimat einer aktiven Gemeinde von Christen in jedem Alter.“

Auch Bürgermeister Matthias Baaß sprach ein Grußwort für den Magistrat der Stadt Viernheim: „In einer Welt, die uns immer weniger durchschaubar erscheint, ist eine Gemeinschaft, eine bindende Kraft wichtig. Die Viernheimer Gemeinde gibt Orientierung und Halt“, dankte er der neuapostolischen Gemeinde für das Engagement und das Mitwirken in der Stadt.

Im Anschluss an den Festgottesdienst stand ein gemütliches Beisammensein an. Auch für das leibliche Wohl war mit Buffet, Kaffee und Kuchen bestens gesorgt.

Freie Autorin Ich heiße Selina Kohl, bin 22 Jahre alt und schreibe seit mittlerweile über sechs Jahren als freie Mitarbeiterin beim Mannheimer Morgen für den Viernheimer Teil. Da ich Grundschullehramt in Heidelberg studiere, berichte ich mittlerweile meistens nur noch über Events, die am Wochenende stattfinden. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, da sie sehr abwechslungsreich ist, man viel erlebt und immer wieder nette neue Leute kennenlernt. :-)

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