Politik - Türkisch-Islamischer Kulturverein informiert Mitglieder des Bauausschusses über geplanten Moschee-Neubau / Minarett sorgt für Diskussionen

"Eine Bereicherung für Viernheim"

Von 
Wolfram Köhler
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Viernheim. Es war ein ausgesprochen herzlicher Empfang an einem besonderen Tagungsort: Mit Tee, Ayran - landestypischem Joghurt - und allerlei Gebäck verwöhnte der Türkisch-Islamische Kulturverein die Stadtverordneten bei ihrem Besuch in der Eyüp-Sultan-Moschee. Die Sondersitzung des Bauausschusses diente dazu, die Fraktionen über den geplanten Moschee-Neubau in der Fritz-Haber-Straße (wir berichteten) zu informieren. CDU, UBV und FDP hatten dies in der jüngsten Parlamentssitzung beantragt, nachdem der Magistrat einer Bauvoranfrage des Vereins bereits zugestimmt hatte.

Selcuk Dogruer, Koordinator des Ditib-Landesverbandes Hessen, hieß die Gäste "im Namen Allahs" im Gebetsraum mit dem farbenfrohen Teppich und dem prachtvollen Lüster willkommen. Wesentliche Bestandteile dieser "zentralen Einrichtung" einer jeden Moschee seien Vortragspult und Gebetsnische, von der aus der Imam in Richtung Mekka vorbete. Nur beim Freitagsgebet, dem Opferfest und dem Ramadanfest werde die Predigtkanzel genutzt, erklärte der Theologe. Die Moschee sei aber "nicht nur ein Sakralbau", sondern auch seelsorgerische, wissenschaftliche Einrichtung und sozialer Treffpunkt. Die aktuelle Moschee genüge all diesen Anforderungen und dem großen Platzbedarf längst nicht mehr, so Dogruer. Deshalb plane die Gemeinde, eine "repräsentative, würdevolle Moschee" zu bauen. Der Ditib-Vertreter zeigte sich überzeugt davon, dass der Neubau eine "Bereicherung für die Stadt Viernheim" darstellen werde.

Mehrere Kommunalpolitiker und auch Erster Stadtrat Jens Bolze berichteten von Befürchtungen innerhalb der Bevölkerung, der türkische Staat könne über die Imame künftig verstärkt Einfluss auf das Leben in der Viernheimer Gemeinde nehmen. Dogruer räumte zwar ein, "die internationale politische Stimmung ist leider nicht optimal". Allerdings hält er die Ängste für "unrealistisch, sie spiegeln nicht die Realität in der Gemeinde wider". Die türkische Religionsbehörde Diyanet - die die Ausbildungsinhalte bestimmt und die Imame entsendet - sei eine "überparteiliche Institution", betonte Dogruer. Sie arbeite transparent und autonom. Der Imam selbst sei "ausschließlich zuständig für religiöse Fragen", sagte der Theologe. "Er darf zwar eine Meinung haben, sie aber nicht in der Predigt thematisieren." Ayten Salikutluk berichtete, sie habe seit den 80er Jahren sechs Imame in Viernheim erlebt und nie schlechte Erfahrungen gemacht. "Wenn so etwas vorkäme, würde der Vorstand einschreiten."

Vorstandsmitglied Abdulkerim Balci skizzierte die Entwicklung des Türkisch-Islamischen Kulturvereins, der vor 32 Jahren gegründet wurde. Er erinnerte an den Umbau der früheren Konservensuppenfabrik im Industriegebiet zur Moschee und die Beiträge der Gemeinde zum christlich-islamischen Dialog sowie zuletzt in der Flüchtlingshilfe.

Architekt stellt Pläne vor

Über das eigentliche Bauvorhaben informierte Architekt Nihat Varol. Das Haus, das in unmittelbarer Nachbarschaft zur aktuellen Moschee steht, soll abgerissen und durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt werden. Im Erdgeschoss sind Büros, Sozial- und Waschräume vorgesehen. Der Gebetsraum der Männer, Unterrichtssäle und das Archiv befinden sich laut Plan im ersten Stock. Darüber - auf einer Art Empore - würden der Gebetsraum der Frauen sowie ein Spielzimmer untergebracht. Zu Spitzenzeiten - beim Freitagsgebet - rechnet der Verein mit maximal 300 Besuchern.

Es sei allerdings für ausreichend Parkplätze gesorgt. 26 Stellplätze seien auf dem eigenen Grundstück ausgewiesen. Weitere stünden auf dem Gelände einer benachbarten Firma zur Verfügung, mit der die Gemeinde kooperiere. Für Gesprächsstoff sorgte die Höhe des künftigen Komplexes. Die beiden prägnanten Kuppeln schließen laut Plan rund 16 Meter über dem Erdboden ab, die Oberkante des Minaretts befindet sich auf einer Höhe von 24 Metern. Da es nicht begehbar sei, hat es laut Bolze die "baurechtliche Qualität eines Schornsteins". CDU-Stadtverordnete Sigrid Haas meinte hingegen, für viele Bürger sei es "der Stein des Anstoßes". Der Kommentar von Sebnem Tugce Altinalan (Die Linke) beendete die Diskussion: "Der Kirchturm ist ein bisschen höher."

Neubau der Eyüp-Sultan-Moschee

Der Türkisch-Islamische Kulturverein will auf seinem Grundstück zwischen Fritz-Haber- und Max-Planck-Straße ein Haus abreißen und dort eine neue Moschee errichten. Die Kosten des Vorhabens beziffert der Bauherr auf etwa 1,1 Millionen Euro.

Der Neubau hat eine Grundfläche von 465 Quadratmetern. Vorgesehen sind drei Stockwerke sowie zwei Kuppeln, die 16 Meter hoch sind. Die Oberkante des Minaretts befindet sich auf einer Höhe von 24 Metern.

Im Erdgeschoss der neuen Moschee sind Büros, Sozial- und Waschräume vorgesehen, Gebetsraum, Unterrichtssäle und Archiv im ersten Stock. Im zweiten OG befindet sich künftig der Gebetsraum der Frauen und ein Spielzimmer.

Der Flachbau - in dem sich zurzeit die Moschee befindet - soll künftig für Feste, Seminare und andere soziale Aktivitäten genutzt werden. Mit dem Bau beginnen will der Verein, sobald die Genehmigung vorliegt. wk

Redaktion

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