Viernheim. „Es geht um nichts Anderes als um die Zukunft des Vogelparks“. Dirk Faltermann fällt es sichtlich schwer, das auszusprechen. Aber die Ehrenamtlichen des Vereins Vogelpark stoßen an ihre Grenzen und brauchen die Hilfe der Stadt Viernheim.
In der Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses wurde das erste Ergebnis aus dem Zukunftskonzept vorgestellt: eine Vollzeitkraft, die bei der Stadt angestellt ist und im Vogelpark eingesetzt wird. So können die Vereinsmitglieder bei gewissen Aufgaben entlastet werden.
Schon vor rund zehn Jahren saßen die Verantwortlichen des Vereins Vogelpark zusammen mit den Mitarbeitern des Kultur- und Sportamts am Tisch, um über die Zukunft des Parks zu sprechen. Schon damals zeichnete sich ab, dass die Betreuung des Parks und der Tiere nicht mehr nur im Ehrenamt klappen würde.
2022 sieht die Situation beim Verein alles andere als rosig aus: „Wir stehen am Rande unserer Kräfte, wir wissen nicht, wie lange wir es noch durchhalten“, skizziert der Vereinsvorsitzende Dirk Faltermann ein düsteres Bild. Der Verein Vogelpark hat aktuell 208 Mitglieder, mehr als die Hälfte ist über 60 Jahre alt. „Und gerade nach Corona ziehen sich noch mehr Helfer zurück, neue Mitstreiter sind in aktueller Zeit nicht zu finden“, führte Faltermann aus.
Administration großer Aufwand
Es sind etwa 20 Personen beim Füttern der Tiere und Reinigen der Gehege aktiv – und damit ist gerade die Grundversorgung gesichert. „Wenn nur zwei Helfer länger ausfallen, ist das für die anderen kaum noch zu stemmen“, erklärt Faltermann den ehrenamtlichen Aufwand. Denn das Hobby „Tiere“ beschränkt sich ja nicht auf einen oder zwei Tage in der Woche, die Vögel wollen täglich versorgt werden.
Dabei sind es tatsächlich weniger das Füttern oder kleinere handwerkliche Tätigkeiten, was den Verein aufreibt, sondern das Administrative. „Jeder Tierpark, und wenn er noch so klein ist und ehrenamtlich geführt wird, ist ein Zoo und unterliegt den entsprechenden Richtlinien“, sagte Faltermann. Die Auflagen der verschiedenen Behörden seien inzwischen so hoch, dass der Aufwand nicht mehr als Hobby zu sehen sei. Die Anforderungen an den Tier- und Artenschutz mit dem notwendigen Schriftwechsel mit Regierungspräsidium, Veterinäramt und Tierseuchenkasse würden ständig zunehmen. Ehrenamtlich könne man diese Administration kaum noch leisten. Der Vereinsvorsitzende fasst zusammen: „Wenn man den Park weiterhin zugänglich und kostenlos lassen will, brauchen wir die Unterstützung der Stadt.“
Mit der Verwaltung hat der Verein ein Zukunftskonzept entwickelt. Der erste Schritt sieht die Schaffung einer Vollzeitstelle ab dem Jahr 2023 vor – für Tätigkeiten im Park und die Verwaltungsarbeit. Eine weitere, schon vorhandene Kraft soll eine Stundenerhöhung erhalten. Der zweite Schritt, bis Mitte 2025 angedacht, ist die mögliche Umstrukturierung der Betriebsform. Der Vogelpark könnte beispielsweise von einer gemeinnützigen GmbH betrieben werden. „Weil die Vorstandsmitglieder aktuell das Tagesgeschäft abdecken müssen, müssen diese strukturellen Überlegungen noch warten“, erläutert KuS-Amtsleiter Stephan Schneider. Es sei noch zu früh, sich auf eine alternative Betriebsform festzulegen.
„Würden den Park vermissen“
Die Anregung aus den Reihen der Stadtverordneten, das pädagogische Angebot des Vogelparks auszubauen und mehr Schulklassenprojekte oder Kindergeburtstagsfeiern anzubieten, muss derzeit jedenfalls ruhen. „Auch dazu braucht es ja Personal, das auch noch entsprechend ausgebildet sein muss“, sagte Schneider.
Den Erhalt des Vogelparks, der nicht nur bei den Viernheimern beliebt, sondern in der Fachwelt angesehen ist, tragen die Politiker mit. „Wir würden den Park vermissen, wenn er nicht mehr da wäre“, sagte der Ausschussvorsitzende Torben Kruhmann.
Die Ausschussmitglieder beschlossen daher einstimmig die Schaffung einer neuen Stelle. Wie Bürgermeister Matthias Baaß ausführte, wird sie im Stellenplan der Stadt eingestellt und muss im Zuge der Haushaltsberatungen genehmigt werden.
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