Viernheim. Für rund drei Wochen hat Markus Kuhn seiner alten Heimat einen Besuch abgestattet und bei seinen Eltern in Viernheim sein Basislager aufgeschlagen.
Viel Zeit zum Zuhause-Rumhängen brachte der ehemalige Football-Profi allerdings nicht mit - dafür läuft die Arbeit an der Karriere nach der aktiven Zeit viel zu intensiv. "Derzeit ist noch vieles in der Schwebe. Alles kann, nix muss", sagt Kuhn in der ihm eigenen zugleich lockeren als auch überlegten Art.
Nachdem der gebürtige Mannheimer Ende vergangenen Jahres seinen Rücktritt vom Profisport erklärt hatte, hat sich einiges getan. Nach seinem Ausflug als Experte zum Super Bowl, dem größten Spektakel der Branche, hat Kuhn weiter an seiner Zukunft gebastelt.
Fernseh-Show mitgegründet
In einer von ihm mitgegründeten Fernseh-Show steht er für das US-amerikanische Publikum regelmäßig vor der Kamera, für die in Deutschland boomende Football-Fanszene ist er unter anderem auf Twitter, Facebook sowie im TV- und Internet-Format von "ran" im Einsatz. Richtig Zeit, in der alten Heimat die Seele baumeln zu lassen, hatte der 30-Jährige kaum. Nach seiner Ankunft Mitte März ging es fast direkt nach Berlin, um die dort lebende Schwester zu besuchen.
Außerdem wirkte Kuhn bei den "Fair Play Awards" mit, einer Crowdfunding-Veranstaltung für nicht im Rampenlicht stehende Sportler. In Düsseldorf traf Kuhn Sebastian Vollmer, den einzigen deutschen NFL-Star, der mit seinem Team - den New England Patriots - die Meisterschaft gewinnen konnte.
Besuch bei "ran"-Kollegen
In seiner letzten Woche auf deutschem Boden stattete Kuhn schließlich den "ran"-Kollegen in der Münchener Redaktion einen Besuch ab - inklusive einer ausführlichen Einschätzung aktueller Entwicklungen in der amerikanischen Profiliga.
Bei so viel Aktivität wird klar: Der schwere Junge aus Südhessen stellt sich für die berufliche Zukunft breit auf. Ab Herbst wird Kuhn in seiner neuen Heimat New York an der Universität einsteigen, Studiengang "Sports Management".
Für Kuhn ist klar: "Ich werde weiter den deutschen Football unterstützen." Neben dem steigenden Interesse der Öffentlichkeit gebe es auch immer mehr talentierte Nachwuchsspieler, die man auf ihrem Weg in die beste Liga der Welt in den USA unterstützen müsse. Den Ansatz des ebenfalls jüngst vom aktiven Sport zurückgetretenen NFL-Kollegen Björn Werner findet Kuhn interessant und richtig.
Werner will die Talente möglichst früh nach Amerika holen, am besten schon in der High School in das System NFL integrieren. "Je früher, desto besser", meint auch Kuhn. Er selbst hatte sich mit 14 Jahren auf einer USA-Reise "mit dem Football-Virus infiziert" und seine Karriere über die Weinheim Longhorns - die er ebenfalls vor einigen Tagen besuchte - auf den Weg gebracht: "Wer eine Mannschaftssportart mit Körperkontakt sucht, für den ist Football eben das Nonplusultra." Letzteres gilt auch für die sportliche Laufbahn des Südhessen. Über das College empfahl er sich für die beste und härteste Football-Liga der Welt und landete auf Anhieb beim damals amtierenden Meister New York Giants. Dort kam er in den Genuss, mit der besten Abwehr der Branche zu trainieren.
"Wo bin ich hier gelandet?"
Für ihn als Defensiv-Spezialisten eine besondere Herausforderung: "Wenn du da zum ersten Mal in die Kabine kommst und mit den besten Spielern konfrontiert wirst, die es für deine Position gibt, sitzt man schon erstmal beeindruckt da und denkt sich: Wo bin ich hier gelandet?"
Kuhn aber legte den Respekt schnell ab, für insgesamt vier Jahre - in der NFL eine lange Zeit - arbeitete er sich in den bärenstarken Kader und wurde schnell als "German Giant" gefeiert.
Neues Zuhause in Tribeca
Ein neues Zuhause hat der "deutsche Riese" im New Yorker Stadtteil Tribeca gefunden, der zu Manhattan gehört, und von wo aus er mit seiner Freundin das Flair der Weltstadt genießt. "Hier gibt es unendlich viele Dinge, die man erleben und unternehmen kann", sagt Kuhn.
Den Trubel der niemals schlafenden Metropole kann er genauso aufsaugen wie ausblenden, falls es einmal zu viel wird. "Dann mache ich eben die Tür zu meiner Wohnung zu - und Ruhe ist."
Zur Person
Markus Kuhn wurde 5. Mai 1986 in Mannheim geboren.
Er wuchs in Viernheim auf, wo seine Eltern bis heute leben.
Seine Football-Karriere begann er bei den Weinheim Longhorns, weshalb ihn viele in der Öffentlichkeit fälschlicherweise als Weinheimer bezeichnen.
Kuhn ging 2007 in die Vereinigten Staaten, besuchte dort ein College, spielte Football und schaffte über den berühmten "Draft" (das bedeutet Ziehung der Nachwuchsspieler) 2012 den Sprung in die National Football League (NFL).
Vier Jahre war er für die New York Giants aktiv. Ende Januar 2017 verkündete er seinen Rücktritt vom Profisport, nachdem er es nicht geschafft hatte, sich nach dem Ende seiner Giants-Zeit bei den New England Patriots für einen neuen Vertrag zu empfehlen. rüo
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