Präventionsarbeit an Schulen

„Crashkurs“ in Viernheim sensibilisiert für Gefahren im Straßenverkehr

Drogen, Ablenkung, Geschwindigkeit: Einsatzkräfte informieren Schülerinnen und Schüler in Viernheim über Unfallrisiken im Straßenverkehr. Das Ziel: Leben retten.

Von 
Sandra Usler
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Rettungskräfte schildern beim „Crashkurs“ eindrucksvoll ihre persönliche Erlebnissen an Unfallstellen und den Kontakt mit Angehörigen. © Sandra Usler

Viernheim. „Sie wollte kurz zum McDonald‘s – und kam nie wieder.“ Bestatter Dennis Nawar erzählt mit leiser Stimme von einem Verkehrsunfall, der ihn heute immer noch bewegt. Eine 18-Jährige, seit vier Tagen im Besitz des Führerscheins, kam dabei ums Leben. „Die Schreie der Mutter am Sarg höre ich heute noch.“

Junge Menschen sind die am stärksten gefährdete Verkehrsteilnehmergruppe. Bei jedem fünften Verkehrsunfall ist der Fahrer unter 25 Jahre alt. Daran möchte die hessische Polizei etwas ändern und hat den Präventionsprojekttag „Crashkurs“ initiiert.

Die Veranstaltung in Viernheim wird gemeinsam von der Albertus-Magnus-Schule (AMS) und der Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH) für die Schüler der E-Phase durchgeführt. „Ziel ist es, die jungen Verkehrsteilnehmer zu informieren und hinsichtlich der Unfallrisiken sensibilisieren“, sagen die Lehrer Anke Hollenberg, Johann Harmgarth (AMS) und Janine Ehret (AvH) – und erhoffen sich einen nachhaltigen Effekt.

Gefahren aufzeigen – durch Filme und der Schilderung persönlicher Erfahrungen

Das Verhalten im Straßenverkehr und die teils dramatischen Folgen stehen bei einer Präsentation und in Workshops im Blickpunkt. Im ersten Teil werden kurze Filme von Unfällen auf der großen Leinwand gezeigt und von Erzählungen unterbrochen. Die Einsatzkräfte schildern den Mädchen und Jungen ihre persönlichen Erfahrungen an den Einsatzorten.

Helmut Büchler etwa erzählt, wie die Feuerwehr Viernheim auf der L3111 eine Frau aus einem Auto holen musste: „Und plötzlich wurde ihr Körper schlaff und man konnte nichts mehr machen …“ Auch Britta Lifka berichtet vom Unfalltod eines jungen Mannes: „Er hing aus dem Fenster, war nicht angeschnallt.“ Hubert Simonis kam zufällig zu einem Unfallort. „Da stand ein Auto ohne Tür, ohne Sitz und der Fahrer lag schwerverletzt daneben.“ Und in einem zweiten Unfallwagen saßen Vater und Sohn. „Ich hab den Vater zugedeckt, damit der Junge ihm nicht beim Sterben zuschauen muss“, schildert der Notfallseelsorger das schreckliche Bild.

Polizistin Britta Lifka erzählt von einem Verkehrsunfall, bei dem der junge Fahrer nicht angeschnallt war. © Sandra Usler

Die Einsatzkräfte nehmen bei ihren Erzählungen auch die in den Blick, die zurückbleiben. „Jeder Unfalltod betrifft 113 Menschen“, steht auf der Leinwand. So wie die Mutter der jungen Autofahrerin, die am Sarg aus ihrer Schockstarre erwacht, wie der Fahrer auf der L3111, der regelmäßig Blumen an die Unfallstelle legt, wie die Feuerwehrleute, denen nun ein Kamerad fehlt. Christoph Schäfer vom Arbeiter-Samariter-Bund betont die emotionale Last der Ersthelfer. „Sie sehen Bilder, die sie nicht sehen wollen, und müssen das Geschehen mit allen Sinnen wahrnehmen.“

AMS-Schulsprecherin Luisa Usler hat den Crashkurs-Tag im vergangenen Jahr miterlebt. Sie ermahnt die jüngeren Mitschüler zum vorsichtigen Fahren: „Eure Leben sind wertvoll, also riskiert sie nicht.“

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In kleinen Gruppen vertiefen die Schüler die Inhalte der Präsentation. Die Referenten der Polizei, der Feuerwehr, der Stadt Viernheim, der Kreisklinik Groß-Gerau oder des Bestattungshauses gehen mit den Elftklässlern durch, wie sich Alkohol und Drogen oder auch Handynutzung am Steuer auf das Verhalten im Straßenverkehr auswirken – und welche dramatischen Folgen es haben kann. Mit den richtigen Entscheidungen – runter vom Gas, Hände weg vom Handy, anschnallen, nüchtern fahren – werden Leben und Lebensträume gerettet.

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