Viernheim. Bei einem Online-Parteitag bestimmt die Bundes-CDU am Wochenende ihren neuen Vorsitzenden. Aus Viernheim kommt zwar keiner der 1001 Delegierten. Diese Redaktion hat jedoch führende CDU-Politiker aus der Stadt gefragt, welchen Kandidaten sie bevorzugen. Zur Wahl stehen der ehemalige Fraktionsvorsitzende im Bundestag Friedrich Merz (65), der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen (55) sowie der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet (59) mit Gesundheitsminister Jens Spahn (40) als Stellvertreter.
Der Viernheimer Fraktionsvorsitzende Jörg Scheidel spricht sich klar für Norbert Röttgen aus. „Ich denke, dass er die verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei am besten miteinander vereinen kann.“ Merz stehe für den Gegensatz zu Bundeskanzlerin Angela Merkel, Laschet für ein „Weiter so“. Röttgen finde den richtigen Mittelweg.
„Merkels Arbeit ist zwar nicht schlecht, sonst wäre sie nicht schon so lange Bundeskanzlerin“, erklärt Scheidel. Dennoch müsse sich parteiintern etwas ändern. Die CDU habe schließlich einen Regierungsanspruch und wolle eine Volkspartei sein. „Röttgen ist der modernste der drei Kandidaten, der zum Beispiel am ehesten junge Menschen und Frauen anspricht“, ist Scheidel überzeugt. Er vertrete Traditionen und Werte der CDU, sei aber gleichzeitig sehr gut in der Lage, die Herausforderungen der Zukunft anzugehen. „Röttgen steht für eine marktwirtschaftliche, technologiebasierte Klimapolitik, die den für unser Land notwendigen Fortschritt bringen kann“, so Scheidel.
Torben Kruhmann, der Vorsitzende des Stadtverbands, bekennt sich dagegen klar zu Friedrich Merz: „Ich habe in meiner Jugend viele Bücher von ihm gelesen. Er hat mein politisches Denken stark geprägt.“ Besonders beeindrucke ihn Merz’ klares Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft und der Ansatz, Probleme mit marktwirtschaftlichen Mitteln zu lösen. „Ich hätte nicht gedacht, dass er noch einmal in die Politik zurückkehrt, und freue mich jetzt natürlich, dass er antritt.“
Kruhmann glaubt nicht, dass es zu einem Bruch kommt, falls Merz gewählt wird. „Er und Merkel sind sich inhaltlich ähnlicher als viele denken. Der Unterschied liegt eher im politischen Stil.“ Als Alternative zu Merz könnte sich Kruhmann auch Spahn als Vorsitzenden vorstellen. „Ich verstehe nicht, warum er nur als Laschets Stellvertreter antritt. So ist er für mich keine Option.“
Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler kann diesem Gespann dagegen einiges abgewinnen: „Armin Laschet als Vorsitzender mit Jens Spahn als Stellvertreter wäre meiner Ansicht nach die beste Wahl.“ Dadurch würde die Kontinuität in der CDU gesichert, glaubt Schübeler. „Laschet wird eigene Akzente setzen, aber auch viel von der bisherigen Politik weiterführen.“ Spahn spreche daneben konservative Wähler an. „So bilden die beiden am besten die CDU als Volkspartei ab.“ Schübeler ergänzt, dass er bei der letzten Wahl des Vorsitzenden 2018 noch Merz unterstützte. Dieser unterlag damals der aktuellen Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Erster Stadtrat Bastian Kempf hat sich kein endgültiges Urteil über die Kandidaten gebildet: „Ich tendiere jedoch zu Merz oder Röttgen. Laschet überzeugt mich vom Politikertypus her einfach nicht.“ Letztlich liege die Entscheidung ja sowieso bei den Delegierten. „Ich beobachte die Entwicklungen aber mit Spannung und werde auch die Abstimmung im Livestream verfolgen.“ (Bilder: Usler/Hartmüller)
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