Kunsthaus - Vernissage zur Ausstellung "buridanesk!" mit Bildern von René Schoemakers / Professorin Dr. Krause-Wahl würdigt Cranach-Preis-Träger

Botschaften von verstörender Schönheit

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"Carne levale VI" lautet der Titel dieses Werkes, vor dem sich der Künstler René Schoemaker anlässlich der Vernissage seiner Ausstellung im Viernheimer Kunsthaus von unserem Fotografen ablichten ließ.

© NIX

Viernheim. Nein - dass die Exponate dieser Ausstellung im Kunsthaus männliche Besucher zu Voyeuren machen würden, wie in der Ankündigung des Kunstvereins gewarnt wurde, traf nicht zu. Die mit "buridanesk!" beschriebene Präsentation der Bilder René Schoemakers ist zwar oft spektakulär, manchmal auch provokant, doch mit jedem dieser Exponate verbindet der Künstler eine Botschaft.

Die Unsicherheit mancher Besucher bei der Auseinandersetzung mit den Bildern deutete der Vorsitzende des Kunstvereins, Fritz Stier, mit der Definition des Begriffs "buridanesk" an. Mit der Person des Künstlers René Schoemakers jedoch beschrieb er das hohe Niveau der Ausstellung, die immer wieder Thema unterschiedlicher Bewertungen und Auslegungen wurde.

In ihrer Laudatio gab Professorin Dr. Antje Krause-Wahl Orientierungshilfen zum Verständnis der manchmal auch schockierenden Bilder. Sie kennt den 40-jährigen Künstler noch aus der gemeinsamen Studienzeit und würdigte dessen Anerkennung, die 2011 in der Verleihung des Lucas-Cranach-Preises ihren Ausdruck fand.

Bei den meisten seiner Bilder erkennt man in René Schoemakers nicht nur den leidenschaftlichen Maler, sondern auch den analytischen Philosophen. Die Ausstrahlung der Bilder zwingt den Betrachter zu einer intensiven Kommunikation mit den Werken.

Auf vielen dieser Arbeiten bildet die Nacktheit seiner Frau den Mittelpunkt der Aussage. Die Zwiesprache mit den meist großformatigen Bildern wird bei mehrteiligen Motiven immer schwerer. In einem Fall behandeln acht Bilder genau das gleiche Thema.

Immer deutlicher kristallisiert sich der Titel der Ausstellung heraus: "buridanesk!." Ein Bild vollkommener Schönheit ist ein Frauenakt mit einem Kopfschmuck aus Laub.

Immer wieder staunt man über teils makabre Bildfantasien: Ein Motiv, bei dem Soldaten auf zum Teil nackte Menschen schießen, dazwischen äsen friedlich ein Reh und ein Hirsch. Eine andere Darstellung der Grausamkeit dieser Welt vermittelt das Bild einer verletzten, blutenden Frau, dahinter ein Kind mit einer Geige. Die Gestaltungsfreude dieses malenden Philosophen ist schier unbegrenzt. Da steht ein Haus an einem Felsen, natürlich mit nackten Frauen, Äffchen, Clowns und dem Satan. Wie Lava fließt Blut über den Fels. Im Gegensatz dazu veranlasst manches der Bilder zum "Schmunzeln", wie etwa die hübsche Ansicht einer (nackten) Frau in einer Glaskugel. René Schoemakers kennt offensichtlich die Unsicherheit der Bildbetrachter, wie manche Titel der Bilder und Bilderreihen verkünden. "Wollt ihr die totale Metapher" bezeichnet er eine Reihe von vier Bildern,"einzelnacht" macht er an zwei Bildern mit einer nächtlichen Straßenszene und einem Motiv mit verschlossenen Türen deutlich.

Auch die Reihe "transistor - archimedisches exit" ist ein Ausdruck seiner grenzenlosen Fantasie, wie auch bei der Bildkombination "Ironiker", die eine nackte Frau und eine Wasserspüle zeigt.

Ausstellung auf zwei Ebenen

Die Ausstellung im Viernheimer Kunsthaus ist sinnvoll gegliedert und wird auf zwei Ebenen präsentiert. In einem Teilbereich sind interessante Kugelschreiberzeichnungen zu sehen, darunter auch ein Selbstporträt des Künstlers. Eine Beschreibung dieser Exponate reicht gewiss nicht aus.

Man muss diese gegenstandsbezogenen Bilder gesehen haben, um zu verstehen, weshalb - wie es der Künstler selbst beschreibt - diese Arbeiten "unpopulär, eigensinnig, abweisend, selbstgenügsam und anstrengend" sind. H.T.

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