Viernheim. Weit gereist war ein „Blinder Passagier“, der vor kurzem überraschend bei einer Firma in der Werkstraße auftauchte. „Als die Mitarbeiter einen Lkw mit Waren aus Tunesien geöffnet haben, ist plötzlich ein Kater herausgesprungen“, berichtet Nicole Dalesio, die Leiterin des Tierheims. Auch weil der grau getigerte Vierbeiner aggressiv umher lief und niemanden an sich heranließ, verständigten die Mitarbeiter das Veterinäramt. Dieses informierte wiederum Dalesio, die daraufhin in die Werkstraße fuhr.
Dort gelang es schließlich, den Kater festzusetzen. Hilfreich war dabei die Tatsache, dass das Tier durch die rund sieben Tage dauernde Reise ziemlich ausgehungert war. So ließ es sich mit einem Napf Futter anlocken, und die Mitarbeiter konnten eine Plastikkiste darüber stülpen.
Dadurch war jedoch die Frage des Abtransports noch nicht geklärt. „Ich hatte zwar Handschuhe dabei, aber selbst damit war mir das bei einem so wilden Kater zu gefährlich“, berichtet Dalesio. Schließlich gelang es ihr jedoch, ein Brett unter Kater und Kiste zu schieben und es mit Klebeband zu fixieren. So brachte sie den Vierbeiner ins Tierheim. Dalesio vermutet, dass es sich um einen Wildkater handelt, der bisher nur wenig Kontakt mit Menschen hatte. Das erwies sich auch in der Folge noch als Problem. Am Montag war eigentlich eine Untersuchung beim Tierarzt geplant. „Weil der Kater sich so gewehrt hat, war es aber unmöglich, ihn zu betäuben. Zwei Narkosespritzen sind abgeknickt“, berichtet Dalesio. Vor einem erneuten Versuch am Dienstag bekam das Tier daher Betäubungsmittel ins Futter gemischt. Diesmal klappte es. „Jetzt wussten wir überhaupt erst sicher, dass es sich um einen Kater handelt“, erklärt Dalesio. Davor hatte sie das Geschlecht wegen der Kopfform und des für unkastrierte Kater typischen Geruchs nur vermutet.
Mit Letzterem ist es seit einer Operation durch den Tierarzt jedoch vorbei. Dieser untersuchte den rund vier Jahre alten Kater auch auf Krankheiten. „Er ist gesund, und eine kleine Verletzung am Hals hat sich als harmlos erwiesen“, berichtet Dalesio erleichtert. Daneben wurde der Kater unter anderem gegen Tollwut geimpft. Nun muss er noch für 21 Tage in Quarantäne.
Wenn alles gut läuft, kommt der neue Viernheimer danach ins Katzenhaus und wäre theoretisch bereit für eine Vermittlung. „Es kann aber sein, dass er dafür zu wild ist“, befürchtet Dalesio. Sollte das der Fall sein, gibt es jedoch schon eine Alternative. „Die Inhaberin eines Reiterhofs hat sich bereiterklärt, ihn ab April aufzunehmen.“
Florian Hartmüller