Viernheim. Erster Kreisbeigeordneter Karsten Krug und Viernheims Bürgermeister Matthias Baaß (beide SPD) haben am Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz in Viernheim dringend an die Eigentümer frei stehenden Wohnraums appelliert, ihnen diesen für die Unterbringung von Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Hintergrund ist einerseits die Zunahme des Zuzugs von Menschen auf Nordafrika, Syrien und dem Irak. Dazu kommen die zu erwartenden Menschen aus der Ukraine.
Krug erklärte, der Kreis setze einerseits auf die Aktivitäten in den Kommunen, Wohnraum zu beschaffen. Interessenten könnten sich aber auch direkt an die Koordinationsstelle des Kreises wenden: ukrainehilfe@kreis-bergstrasse.de. Krug sagte weiter, es sei dringend nötig, auf europäischer Ebene die Statusfrage der aus der Ukraine Geflüchteten zu klären, damit Kreis und Kommunen eine verlässliche Handhabe im Umgang mit den Menschen hätten.
Bürgermeister Baaß sagte, Viernheim sei aktuell bedauerlicherweise nicht in der Lage, eine größere Zahl von Menschen aufzunehmen. Er schilderte noch einmal die Anstrengungen der Stadt, Wohnraum zu generieren (wir berichteten mehrfach). Sein Appell galt auch den Eigentümern größerer Räume oder Hallen. Es sei wohl unausweichlich, neue Gemeinschaftsunterkünfte einzurichten, sagte Baaß. Der Kreis werde im Sommer in Viernheim in der Industriestraße 17 eine neue Unterkunft für maximal 80 Menschen in Betrieb nehmen, sagte Krug.
Konto und Kontakte
Spendenkonto der Stadt Viernheim bei der Sparkasse Starkenburg: Stichwort „Ukraine-Flüchtlinge“ IBAN: DE30 5095 1469 0003 0040 10
Zentraler Telefonkontakt für Vermieter bei der Stadt Viernheim: 06204/988-266
Zentrale Mail-Adresse beim Kreis: ukrainehilfe@kreis-bergstrasse.de
Der Beigeordnete erinnert an den großen Strom von Zuwanderern in den Jahren 2015 und 2016. Damals habe der Kreis jeweils bis zu 3000 Menschen aufgenommen. 300 seien auf Viernheim entfallen. Viele von ihnen hätten heute den Status der Anerkennung, einige würden aber immer noch in den Unterkünften leben, weil es an Wohnraum mangele. Die angespannte Lage auf dem Immobilkiemarkt verschärfe die Problematik.
2019 und 2020 habe sich die Lage deutlich entspannt, so Krug weiter. Etwa 230 Geflüchtete seien jeweils ins Kreisgebiet gekommen. Aber schon bis Herbst 2021 seien dem Kreis wieder 520 Menschen zugewiesen worden. Für das erste Quartal dieses Jahres gehe er von 300 zugewiesenen Menschen aus. Mit ein Grund für die Steigerung sei, dass das Land seine Erstaufnahme-Standorte verkleinert habe. Die Thematik des Zuzugs Geflüchteter sei nicht zuletzt auch wegen der Corona-Kirise zwischenzeitlich unter dem Radar der gesellschaftlichen Wahrnehmung verschwunden. Die Verschärfung sei aber längst eingetreten – abgesehen von den Menschen, die aus der Ukraine fliehen.
Bürgermeister Baaß ging spürbar angefasst und mit großem Bedauern auf die Situation in der Ukraine ein. Viernheims polnische Partnerstadt Mlawa nehme zahlreiche Menschen aus dem Nachbarland auf. Er erinnerte an das Spendenkonto, das die Stadt bei der Sparkasse für Mlawa eingerichtet hat. Die Gemeinde „Evangelium Christen Baptisten“ in Viernheim habe bereits geflüchtete Ukrainer aufgenommen.
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