Schlagerparty

Atemlos auf der Viernheimer Bühne

Beim Gartenfest des Männergesangvereins trotzen Interpreten und Publikum den dunklen Wolken über der Stadt.

Von 
Othmar Pietsch
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Die Viernheimer Schlagerstars begannen ihren Auftritt beim Gartenfest des Männergesangvereins mit „Rivers Of Babylon“ von Boney M. © Othmar Pietsch

Viernheim. Bei schönem Wetter kann jeder feiern. Getreu dieses Mottos boten die Musiker wie auch das Publikum beim Gartenfest des Männergesangvereins dem mit dunklen Wolken verhangenen Himmel die Stirn. Am Tag zuvor herrschte beim Freundschaftssingen auf dem Gelände noch Land unter, die Rasenfläche hatte sich innerhalb kurzer Zeit in eine Matschwiese verwandelt. Am Samstag beließ es Petrus bei leichtem Nieselregen und ermöglichte den Schlagerfans eine stimmungsvolle Party.

Eingängige Texte und ins Ohr gehende Refrains

Die besten Sitzplätze waren direkt vor der Bühne und entsprechend frühzeitig belegt oder reserviert worden. Rund um das Vereinsheim des Männerchors waren aber noch ausreichend Biergartengarnituren und Stehtische aufgebaut. Einmal mehr musste der Verein alle Kräfte aufbieten, um diese Großveranstaltung zu stemmen. Den Angaben zufolge konnte das Team um den MGV-Vorsitzenden Jens Heinen dabei auf Verstärkung von Sängern anderer Viernheimer Chöre und diesmal auch des Schwimmvereins bauen.

Dass alte Schlager wieder in Mode sind, beweisen nicht nur die hohen Besucherzahlen am Ballermann oder beim Après-Ski. Auch in Viernheim wird bei eingängigen Texten und ins Ohr gehenden Refrains eifrig mitgesungen. Der Begriff des Schlagers im heutigen Sinne entstand übrigens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der erste, auf ein bestimmtes Werk und eine Aufführung bezogene Nachweis des Wortes ist im Wiener Fremdenblatt vom 17. Februar 1867 zu lesen, das über die Uraufführung des Walzers „An der schönen blauen Donau“ schrieb: „Die Eröffnungsnummer der zweiten Abteilung war ein entschiedener Schlager.“ Moderiert und angeführt von Walter Wohlfart gaben sich diesmal Marina Neef, Gerhard Schneider, Carmen Hofmann, René Adler, Patrick Delamoriniere, Steffi Oehlschläger, Maximilian Wohlfart und erstmals auch Milane Neef abwechselnd das Mikrofon in die Hand.

Mammutprogramm mit 43 Schlagern

Gesungen wurde aber auch im Duett oder im Chor. „Bei uns kann sich jeder diese Lieder aussuchen, die er mag und beherrscht. Vorgaben gibt es keine“ verriet Wohlfart, wie die lange Liste zustande kommt. Unterstützung gab es auch diesmal wieder durch Keyboarder Martin Böhm mit Sängerin und Saxofonistin Claudia Lindner, die aus dem Hintergrund zu jedem Schlager die passende Musik lieferten und auch stimmliche Hilfe leisteten. Auf der Setliste tauchten gleich 43 Lieder auf, ein Mammutprogramm in zwei Teilen für die Musiker und das Publikum.

Aber selbst bei den Zugaben war von Müdigkeit keine Spur zu erkennen. Die Viernheimer, aber auch die vielen Mannheimer, die wieder aus der Nachbarstadt über die Landesgrenze gekommen waren, verstehen es Feste zu feiern. Zu den Stammgästen gehörten erneut Bewohner des Johannes-Schrey-Hauses, für die der Besuch bei den Schlagerstars zu denen Höhepunkten des Jahres gehört. Das Stimmungsbarometer auf dem MGV-Gelände ging schnell nach oben und blieb auch bis zum letzten Akkord am oberen Anschlag. Natürlich wurde auch diesmal wieder ausgelassen getanzt, bevorzugt in den Varianten Linedance und Discofox.

Von „Sweet Caroline“ bis „Du hast mich tausendmal belogen“

Bei Partyhits wie Neil Diamonds „Sweet Caroline“ in den Versionen von DJ Ötzi, „Wackelkontakt“ von Oimara, der Fußball-Nationalmannschaftshymne „Major Tom“ von Peter Schilling, vorgetragen vom Viernheimer Alpenrocker Gerhard „Holiday“ Schneider, „Du hast mich tausendmal belogen“ von Andrea Berg, „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens und war das auch nicht verwunderlich. Patrick Delamoriniere, bei den Schlagerstars nur kurz „der Franzose“ genannt, hatte dem Repertoire aus seinem Heimatland diesmal auch zwei spanische Stücke hinzugefügt. Neben „Butterfly“ von Danyel Gérard, „Pour Un Flirt“ von Jean-Michelle Delpech und „Ça plane pour moi“ von Plastic Bertrand ging es bei „Baila Me“ und „Volare“ von den Gipsy Kings südländisch zu.

Am Ende waren sich beim Evergreen „Tage wie diese“ von den toten Hosen alle einig, dass es wieder einmal ein besonderer Tag beim Männergesangverein war. Der Text beschreibt das kollektive Glücksgefühl beim gemeinsamen Feiern zur Musik, verbunden mit der Hoffnung, dass dieses Gefühl niemals endet. Und das war am Samstagabend bei allen Beteiligten der Fall.

Am Sonntag stand zum Abschluss der Frühschoppen mit einem Weißwurst-Frühstück auf dem Programm. Da machte es auch nichts aus, dass die beliebte Delikatesse, die nach der bayrischen Tradition erst nach 12 Uhr gezuzelt wurde. Auf das Mittagessen und das Kaffeekränzchen am Nachmittag wurde verzichtet. „Das Interesse daran ist in den vergangenen Jahren immer geringer geworden“ begründete Jens Heinen die Abkehr von dieser bisherigen Tradition.

Auf der grünen Wiese des MGV-Areals am Sandhöfer Weg wurde auch ausgiebig das Tanzbein geschwungen. © Othmar Pietsch
Steffi Oehlschläger und Gerhard Schneider sangen „Schau mal herein“, die deutsche Version von Helene Fischer und Florian Silbereisen des Hits „Stumblin` In“. © Othmar Pietsch

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