Viernheim. Unter dem Motto "Wir lernen Naturschätze des Viernheimer Waldes kennen" organisierte die Partei Bündnis 90/Die Grünen einen sogenannten grünen Waldspaziergang. Allerdings war er mehr weiß als grün, denn die Wege waren eingeschneit, und so wurde die Waldwanderung zu einem frostigen Unterfangen. Der Nachmittag über den "Wald in Verbindung mit Naturschutz" war die erste Veranstaltung der Waldreihe, die dieses Jahr von den Grünen organisiert wird. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Michael Göhner, freute sich über die Umsetzung des Themas.
Roland Matern vom Amt für Stadtentwicklung und Umweltplanung leitete die Veranstaltung - laut Michael Göhner "einer der wenigen, die hier richtig gut Bescheid wissen".
Experte sieht Interessenkonflikte
Zu Beginn verteilte Roland Matern eine Sammlung mit mehreren Karten vom Viernheimer und Lampertheimer Wald und diversen Informationen über Käferarten, die der Wald beherbergt. Obwohl die Karten sehr unübersichtlich waren, wurde schnell klar: "Es gibt kaum einen Fleck im Viernheimer Wald, der nicht Schutzgebiet ist". So sei das Artensterben momentan ein sehr großes Problem, denn laut Roland Matern "ist Naturschutz nicht immer Arten- und Biotopschutz".
Die Schwierigkeit sind seiner Meinung nach Interessenkonflikte - vor allem zwischen forstwirtschaftlichen Zielen und dem Naturschutz. Die Frage "Wie stellt man sich das Waldbild vor?" beschäftige viele Menschen unterschiedlich - dies wurde den Besuchern der Veranstaltung deutlich. So stellten viele Interessierte kritische Fragen. Verschiedene Meinungen wurden auch gegenüber dem Kahlschlag deutlich, der im Rahmen des Spaziergangs besichtigt wurde. Dieser ist nun Versuchsgebiet für außerheimische Pflanzenarten - was manche Besucher ablehnten, anderen wiederum als positiv empfanden.
Es war deutlich zu erkennen, dass die Teilnehmer sich erstaunlich gut mit dem Thema Naturschutz auskannten und darum auch sehr angeregte fachliche Diskussionen miteinander führten. Ein besonders wichtiges Thema war der Reliktwald Lampertheim, ein FFH-Gebiet (Flora - Fauna - Habitat), in dem - nach EU-Vorgaben - bestimmte Arten geschützt werden, hier besonders seltene Käferarten.
Roland Matern stellte aber auch den Viernheimer Wald allgemein vor. So gibt es dort theoretisch ungefähr 20 Baumarten - in der Praxis sind es lediglich drei bis vier. Im Viernheimer Wald gibt es Kiefer, Eichen und Buchen. Wie diese sich voneinander auch in Unterkategorien unterscheiden lassen, zeigte Roland Matern konkret am Borkenbild und an den Blättern.
Veranstaltung wird wiederholt
Matern erklärte viel über den Wald und war sich auch nicht zu schade, etwas tiefer in das Unterholz hineinzugehen, um verschiedene Zweige präsentieren zu können. Er selbst bezeichnete den Waldspaziergang als "fachliche Information vor Ort mit dem direkten Eindruck des Wandels" - gerade in der "laubfreien Jahreszeit" sei es interessant, die Bäume und Pflanzen zu erkennen.
Beate Kohler, Ehrenamtliche bei Greenpeace, regte daher an, die Veranstaltung während der anderen Jahreszeiten zu wiederholen. Trotz der frostigen Temperatur bezeichneten die Besucher den Nachmittag als "schön" und "sehr interessant". Man darf also auf die weiteren Termine der Waldreihe gespannt sein.
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