Feriendomizil

Alter Bahnhof als Ferienbauernhof: Kinder in Viernheim erleben Abenteuer

Der alte Bahnhof in Viernheim wird zum Bauernhof, wo Kinder ihre eigene Farm gestalten und Eltern mithelfen können. Was dort geplant ist.

Von 
Sandra Usler
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Mit ihren selbst gebastelten Steckenpferden reiten die Kinder durch den alten Bahnhof, der sich beim Feriendomizil in einen Bauernhof verwandelt. © Sandra Usler

Viernheim. Der alte Bahnhof wird zum großen Bauernhof: Die Kuh aus Pappe bekommt Augen aufgemalt, die Kräutergärten sind angelegt und die Pferde traben schon durch die Halle. Im Feriendomizil im TiB beschäftigen sich die Kinder mit dem Thema „Bauernhof“ und gestalten ihre ganz eigene Farm. An diesem Freitag können die Eltern zum Abschluss der ersten Woche dem speziellen Viernheimer Ferienbauernhof einen Besuch abstatten.

Das Feriendomizil ist ein Ganztagsangebot der städtischen Jugendförderung für Kinder berufstätiger Eltern. Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren können bis zu vier Ferienwochen im alten Bahnhof verbringen – das Angebot ist ausgebucht, für die drei kommenden Wochen existiert eine Warteliste. Der Sommer 2025 steht unter dem Motto „Checker-Kinder“: Die Mädchen und Jungen lernen, was auf einem Bauernhof los ist, wie die alten Römer gelebt haben, welche Sinne sie nutzen und wie das Leben auf einer Burg im Mittelalter war. Die Kinder erleben das jeweilige Thema in Bastel-, Werk- und Malaktionen, aber auch als Sport- und Spielangebot. Der Höhepunkt einer jeden Domizilwoche ist ein Tagesausflug, der jeweils mittwochs mit einem Reisebus stattfindet. Die Ausflugsziele passen perfekt zu den Wochenthemen und runden das Programm optimal ab.

Spielscheune und insektenfreundliche Blumenwiesen

In der ersten Domizilwoche führt der Ausflug die Kinder zum Kinderparadies Hohenloher Hof im Odenwald. Dort warten neben einer Spielscheune und insektenfreundlichen Blumenwiesen typische Bauernhoftiere wie Esel, Ziegen, Hasen, Hühner und Pferde. Die können natürlich angeschaut und auch gestreichelt werden.

Präzise werden die ausgeschnittenen Kuhköpfe angemalt. © Sandra Usler

„Der Hof hat keine Kühe und Schweine, aber die basteln wir uns einfach selbst“, erzählt Anne Gess von den weiteren Aktionen zum Thema „Bauernhof“. Zusammen mit Christian Stumpf hat sie das Checker-Kinder-Programm vorbereitet und wird in den vier Wochen von insgesamt 35 jugendlichen Gruppenleitern unterstützt. An den Vormittagen steht vor allem die Arbeit in den Projekten zum Wochenthema an, nachmittags können die Domizilteilnehmer auch einfach frei spielen oder einen Kinofilm genießen.

Und so wird überall im Bahnhofsgelände viel gewerkelt: In der Werkstatt wird die große Kuh aus Pappkarton ausgeschnitten und mit schwarzen Flecken bemalt. Der Lattenzaun für den Stall bekommt bunte Blümchen. Aus Wolle entstehen verschiedene Pompon-Tiere. Und aus leeren Tetrapaks werden Häuschen mit Kressegärten. „Wir bringen auch gern den Recycling-Gedanken ein, dass man Sachen nicht wegwerfen, sondern anders wiederverwerten kann“, betont Anne Gess.

Die große Pappkuh bekommt naturgetreu die Augen aufgemalt. © Sandra Usler

Deswegen haben auch alte Socken einen neuen Zweck bekommen: als Pferdeköpfe. Die Mädchen und Jungen haben mit Socken, Wolle und einem Holzstiel tolle Steckenpferde gebastelt und „reiten“ jetzt auf den Pferdchen durch den Bahnhof. Eine andere kleine Gruppe hat den Vogelpark besucht, sich den Lebensraum von Hühnern angeschaut und genau beobachtet, wie sich das Federvieh verhält. Klar, dass nun auch kleine Hühner für den Bauernhof gebastelt werden. Aus Pappmaché werden die runden Vogelkörper geformt, die dann noch Federn, Augen und Schnäbel bekommen.

Der Lerneffekt des Feriendomizils ist groß, folgt aber keinem starren, vorgegebenen Konzept. „Man lernt aus Versehen“, erzählt Anne Gess, dass sich viele Themen aus den Gesprächen und den Fragestellungen der Kinder ergeben. „Wenn die Nachfrage nach Käfighaltung und Freilandhaltung bei den Hühnern kommt, greifen wir das auf und erklären es“, können Leiter und Betreuer dank umfangreicher Materialien flexibel auf die Anregungen der Kinder reagieren.

Die Kinder haben Mitmachstationen vorbereitet

Am Freitagnachmittag öffnet der Bauernhof seine Türen für die Eltern. Und die dürfen gleich mitanpacken, so wie es sich auf einem Bauernhof gehört. Die Kinder haben Mitmachstationen vorbereitet, die typisch für einen Hof sind, vom Melken bis zum Eiersammeln. Dass man mit den Steckenpferden nicht nur reiten kann, werden die Mütter und Väter ebenfalls sehen. Und eine Vogelscheuche darf nicht fehlen, gebaut aus einem Kartenständer und alten Klamotten. Mit ihr können saatfressende Vögel vom Bauernhof verjagt werden.

Aus Getränketüten entstehen Häuser mit einem Kressegarten. © Sandra Usler

In der zweiten Woche (21. bis 25. Juli) steht der Römer-Check an. Dazu wird vor allem die Fahrt in das Römerkastell Saalburg, eine wieder aufgebaute Festung bei Bad Homburg, einen Einblick in die alte Römerzeit geben. Wer waren die Römer? Was haben sie in dieser Gegend gemacht? Wie haben Römer früher gelebt? Und was genau war ein Kastell? Die Teilnehmer werden auch herausfinden, was man von den Römern übernommen hat und welche Spiele es damals gab. In der dritten Domizilwoche, vom 28. Juli bis 1. August, beschäftigen sich die Kinder mit den Sinnen. Die meisten Menschen fühlen, hören, sehen, riechen, schmecken und erleben ganz individuell ihre Umwelt. Wie das funktioniert, wird gecheckt bei spannenden Experimenten und Aktionen im TiB. Der Tagesausflug geht zum Barfußpfad in Bad Sobernheim – da können die Füße zeigen, was sie können. Vom 4. bis 8. August geht es zum Abschluss des Feriendomizils zurück ins Mittelalter in das Leben von Rittern und Burgfrauen. In der Ronneburg erfahren die Mädchen und Jungen lebendige Geschichte und wie die Menschen früher auf der Burg gelebt haben.

Freie Autorin

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