St. Hildegard - Nacht der Lichter sorgt für Besinnung

2500 Kerzen verzaubern die Besucher

Von 
Selina Kohl
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Viernheim. Um die 2500 Kerzen leuchteten in der „Nacht der Lichter“. Schon zur guten Tradition geworden, lockte diese wieder zahlreiche Besucher in die Hildegardkirche. Bereits zu Beginn um 17 Uhr war die Kirche voller großer und kleiner Gäste, die sich die 13. Nacht der Lichter nicht entgehen lassen und das Lichtermeer bestaunen wollten.

Bis ins Detail war wieder einmal alles liebevoll dekoriert: mit Netzen, Steinchen, Lichterketten und natürlich unzähligen Kerzen. Das Thema „Richtungswechsel“ stimmte in besinnlicher, nachdenklicher, aber auch humorvoller Weise auf das Ende des Jahres ein.

Atemberaubend war der Blick von der Empore hinunter: Vier große Pfeile leuchteten von der Kirchenmitte ausgehend in die verschiedenen Himmelsrichtungen. Texte, Bilder und Installationen regten die Gäste zum Verweilen und Nachdenken an. „Das Thema ist sehr persönlich und vielschichtig, darum haben wir dieses Jahr bewusst wenige Texte und viele Fragen gewählt“, berichtete Christina Feifer, die gemeinsam mit Judith Diesterweg unterstützt von Wolfgang Ott die Hauptorganisation übernahm.

So waren in der gesamten Hildegardkirche Fragen als Anregungen für die Besucher verteilt. Eine Nische der Kirche beschäftigte sich mit dem Wort „Kehrtwende“. Dieses stand schwarz auf weiß an der Wand und war von vielen Assoziationen umgeben: Zug verpasst, Katastrophe, Abschied, Entschuldigung, Zufall, Geburt oder Beziehung. Das Gedicht „Halt“ von Lisa F. Oesterheld regte die Besucher zum Nachdenken an.

Ein Beamer projizierte Informationen über die Werdegänge berühmter Persönlichkeiten an die Wand: „Vom Olympioniken zum Schauspieler - Bud Spencer“, „Vom Waisenkind zum Weltstar - Charlie Chaplin“ oder „Vom deutschen Mädel zur Widerstandskämpferin - Sophie Scholl“. Der Kreuzweg war von vierzehn Schattenbildern berühmter biblischer Figuren bedeckt, die ebenfalls einen Richtungswechsel in ihrem Leben vollzogen hatten.

Mit einem prägnanten Satz war wurde dieser beschrieben: „Ester – kluge Königin tritt aus dem Schatten“ oder „Abraham - Einer, der alles im Leben erreicht hat, wird endlich Vater“. In einer Ecke der Kirche lagen Spiegel aus, die sich ebenfalls symbolisch mit dem Thema „Zurückblicken“ beschäftigten. Ein besonderer Hingucker war der Altarbereich: Der in Goldfolie gehüllte Altar war mit großen Pfeilen geschmückt. Ein Plakat stellte die Frage „Welche Richtung“ und spielte auf die Wege aus Lichtern an, die sich am Boden befanden. Die Wege waren mit Straßenschildern und Begriffen bestückt – Rückgrat, Ignoranz, Absicht und dazu passend ein Sackgassenschild. Eine Ausstellung verschiedener Schuhe erzählte den Betrachtern deren Geschichte: „35 Jahre Zeltlager“, „Gardetanz bei den Großen Drei“, „zur Beerdigung“, „die ersten Schritte“, „zwei Mal Rock am Ring“ oder „über 25 Jahre Ballett getanzt“.

Dazu passend fand man hier auch den Text „Die Schuhe“ von Reinhard Mey. Auch ein Labyrinth lud dazu ein, sich mit verschiedenen Fragen zu beschäftigen. „Als Vorlage diente hier das Labyrinth von Ravenna aus der Kirche San Vitale in Italien“, berichtete Christina Feifer, die dieses als Bodenbild abgemalt hatte und darauf hinwies: „Es handelt sich nicht um einen Irrgarten, sondern um einen Weg mit vielen Richtungswechseln.“

Auch auf den Ausgangstüren der Kirche waren Fragen wie „Was bleibt?“, „Was lässt du zurück?“ oder „Wohin?“ auf große weiße Tücher gesprayt.

„Fragen für unterwegs“

Bis zum Schluss waren die Besucher somit angehalten, sich zu besinnen. Sie konnten sich an den „Fragen für unterwegs“ bedienen – kleine Zettel, auf denen beispielsweise notiert war: „Tut es gut, was du machst?“, „Wofür verschwendest du deine Zeit?“ oder „Wann singt dein Herz?“

„Dank auch an unser Team, das jedes Jahr hilft, die Kerzen anzuzünden“, freute sich Christina Feifer über die Unterstützung und fügte dankbar hinzu: „Ohne das Vertrauen unserer Pfarrer, wäre die Nacht der Lichter nicht möglich!“ Im Anschluss konnten sich die Besucher bei einem wärmenden Feuer vor der Kirche zum Erzählen, Lachen und Begegnen treffen. Die Messdiener übernahmen die Bewirtung: Es gab Glühwein und Bratwurst.

Wie in jedem Jahr, gehen die Spenden an das Projekt „Lichtbox für Ghana“ des Kindermissionswerks, um einen Generator für eine der Kliniken zu finanzieren. Durch die Nacht der Lichter konnten in den letzten Jahren bereits drei Generatoren angeschafft werden.

Freie Autorin Ich heiße Selina Kohl, bin 22 Jahre alt und schreibe seit mittlerweile über sechs Jahren als freie Mitarbeiterin beim Mannheimer Morgen für den Viernheimer Teil. Da ich Grundschullehramt in Heidelberg studiere, berichte ich mittlerweile meistens nur noch über Events, die am Wochenende stattfinden. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, da sie sehr abwechslungsreich ist, man viel erlebt und immer wieder nette neue Leute kennenlernt. :-)

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