Freizeit

Was Winzer und Genießer über die Schriesheimer Weinwanderung sagen

Ein Gläschen Wein, gute Aussicht und etwas leckeres zu essen: Zum elften Mal fand am Sonntag die Schriesheimer Weinwanderung statt. Wie die Bilanz ausfällt und warum es beim nächsten Mal wohl mehr Gläser braucht

Von 
Peter Jaschke
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Die Aussicht mit einem Glas Wein in fröhlicher Runde genießen: Das ist der Lohn für den Aufstieg bei der Weinwanderung bei Schriesheim. © Peter Jaschke

Schriesheim. Geübte Teilnehmende sind an Glashaltern zum Umhängen erkennbar. Bei der elften Auflage der Rotweinwanderung in Schriesheim am Sonntag waren sie jedoch in der Minderheit. Die Mehrzahl der Besucher wollte Gläser kaufen und dann den Rundweg von Winzer zu Winzer durch die Weinberge antreten. Doch schon wenige Stunden nach der gut besuchten Eröffnung mit Bürgermeister, Weinhoheiten und örtlichen Jagdhornbläsern waren am Startpunkt alle 320 Gläser weg. Zum Glück gab es an den Stationen noch Restposten.

"Es wird wieder Gläser zu kaufen geben beim nächsten Mal", sagt der Vorsitzende des Verkehrsvereins, Joachim Müller. Sein Vize, Hubert Hochhaus, hatte bereits am Nachmittag vor dem Alten Rathaus gesagt: „Es läuft sehr gut, und wir sind an unserem Stand ausverkauft.“

Eine Lösung für die Gläserproblemtaik wird gesucht

„Wir hatten das unterschätzt und gedacht, es kämen mehr Leute mit eigenen Gläsern“, erklärt der Vizechef des Veranstalters und fügt hinzu: „Für nächstes Jahr lassen wir uns was einfallen, aber wir müssen erst mal sehen, wie wir das mit der Kalkulation hinbekommen, weil wir jetzt noch nicht wissen, wie viel solche Gläser inzwischen kosten, da ihre Herstellung so energieintensiv ist.“

Ansonsten sei aus Sicht des Verkehrsvereins alles bestens gelaufen: „Es regnet vor allem nicht, also haben wir gutes Wetter“, freut sich Hochhaus. Einst inspiriert vom Original im pfälzischen Freinsheim, sind die Weinwanderungen im Früh- und Spätjahr in Schriesheim längst ein Magnet für sich - und nicht nur für örtliche Weinanbauer ein begehrtes Forum, um sich zusammen mit gastronomischen Betrieben zu präsentieren.

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Wie es sich für Stammgäste gehört, tragen Renate und Klaus aus Heddesheim jeweils eine gehäkelte Tasche mitsamt geleertem Weinglas darin um den Hals: „Die haben wir im ersten Jahr gekauft“, sagt der Mann auf dem Heimweg. Seine Frau fügt hinzu: „Das ist ideal, weil der Rotwein dadurch nicht zu kalt wird.“

Das Ehepaar ist von Anfang an dabei, wandert also zum elften Mal mit. „Es war wieder sehr schön, und ich hätte noch ein Runde laufen können“, sagt sie. Wäre es eine Idee, künftig die fünf Kilometer lange Route zu verlängern? Das verneint Renate aus folgendem Grund: „Im Herbst bei der Weißweinwanderung sind wir auch wieder dabei, und da führt die Strecke ja auch über die Strahlenburg und ist länger.“

Nette Leute treffen neben kulinarischen Abenteuern

Was die beiden Heddesheimer besonders schätzen: „Man trifft immer nette Leute.“ Deshalb haben sie diesmal ihre Bekannte mitgenommen. „Ich bin zum ersten Mal dabei und total begeistert“, berichtet Margarete. Es sei schön zu laufen und es gebe neben leckeren Weinen auch „sehr gutes Essen“.

Diese Genüsse weiß der Schriesheimer Manfred ebenso zu schätzen: „Ich und meine Frau sind fast immer dabei, weil es eine wunderschöne Gelegenheit ist, dass die Leute rausgehen - und wie viel sie trinken ist ja jeweils ihre Sache.“ Manfred findet, dass es „tolle Sachen zu essen gibt“ und schwärmt von einem Coq au Vin zu acht Euro.

„Man kann immer was besser machen, vielleicht die Beschilderung, damit niemand in der Sackgasse landet, aber die machen das schon ganz gut und zeigen viel Engagement“, zieht Manfred Bilanz. Dann treffen sich er und seine Frau mit Freunden. Und zwar beim Rosenhof-Stand aus Ladenburg. Das ist an diesem Tag die am höchsten gelegene Weinstation. Des schönen Ausblicks wegen sind alle Plätze am benachbarten Essenstand des Restaurants „Perseria“ belegt.

Neue Besucher bedeuten gute Werbung

„Wir sind sehr zufrieden, das Wetter passt, und es sind unheimlich viele Leute unterwegs, die auch von weiter her kommen“, erklärt Rosenhof-Winzer Matthias Schmitt direkt unterhalb seiner Spätburgunder- und Silvaner-Rebanlage am Kuhberg. Wenn man Besucher habe, die man noch nicht kenne, biete das eine „super Werbefläche“.

Den Ausblick in die Neckar-Rhein-Ebene genießt Klaus aus Unterflockenbach mit Freunden. Er hält ein Glas Riesling vom örtlichen Weingut Kirchner in der Hand. „Ich habe in einem Zeitungsbericht gelesen, dass er sich auf alte Reben spezialisiert, die ich mal probieren wollte, und es schmeckt sehr gut“, sagt der Odenwälder.

Stellvertretend für alle neun Winzer, die mitgewirkt hatten und bei denen überall fröhliche Gesellschaften anzutreffen sind, kommt Johannes Teutsch am späten Nachmittag zu diesem Ergebnis: „Wir sind sehr zufrieden, und es kamen schon einige Leute die noch nicht wussten, dass es uns gibt“, berichtet der Hirschberger, der zum ersten Mal diese Weinwanderung mitbewirtet.

Teutsch hatte von der Familie Morast den wettergeschützten Hof angeboten bekommen und betreibt den Stand zusammen mit dem gegenüberliegenden Bistro „Aubergin“ von Hajni Dénes, die früher einen Foodtruck beim Weingut Teutsch in Hirschberg stehen hatte und im Oktober ihr Ladenlokal in der Schriesheimer Altstadt eröffnet hat.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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