Bildung

Was die Abi-Traumnote in Schriesheim mit Torten zu tun hat

Die Abiturienten des Kurpfalz-Gymnasiums Schriesheim haben nach zwei Jahren unter erschwerten Bedingungen ihre Abschlusszeugnisse erhalten. Doch auch eine 1,0 führt nicht unbedingt zwangsläufig ins Medizinstudium.

Von 
Gerlinde Gregor
Lesedauer: 
Die Jahrgangsbeste bei den Abiturienten 2022: Merit Schlafmann. © Gerlinde Gregor

Schriesheim. Ein Abitur sei noch nie so extrem gewesen wie im Jahr 2022. Mit diesen Worten eröffnete Schulleiter Hans-Peter Kohl die Abiturfeier des Kurpfalz-Gymnasiums in der festlich geschmückten Mehrzweckhalle in Schriesheim. „Ihr habt Teamgeist, Willenskraft, Mut und Kreativität bewiesen und dabei Unglaubliches geleistet“, stellte Kohl fest. Zwei schwierige Jahre der Pandemie seien für alle eine große Herausforderung gewesen. Doch weder Lehrer noch Schüler hätten sich davon entmutigen lassen und einen glanzvollen Abiturschnitt von 2,0 hingelegt. „44 Abiturienten haben im Zeugnis eine Eins vor dem Komma und das ist in der Geschichte des KGS einmalig“, hob der Schulleiter hervor.

Eine von ihnen wurde an diesem Samstag mit Preisen nur so überschüttet: Merit Schlafmann. Der Scheffelpreisträgerin wurde zugleich die Ehre zuteil, die Abschlussrede zu halten. Sie beendet ihre Schullaufbahn mit dem Traumschnitt von 1,0. Bescheiden nahm sie die Preise in den Fächern Deutsch, Humanismus, Sport und für ihr hervorragendes soziales Engagement erhielt entgegen. „Ich habe mich über mein bestandenes Abitur gefreut, aber bin schon über meine Preise überrascht“, bekannte sie im Gespräch mit dem „MM“.

Ausgezeichnete Preisträger. © Gerlinde GRegor

Dass ihr bei diesen Traumnoten alle Türen weit offen stehen und sie alle Studiengänge frei wählen könne, sogar Medizin, das sei ihr schon bewusst, doch jetzt wolle sie sich noch nicht festlegen. „Ich gehe erst einmal für neun Monate als Aupair nach Dublin, und wenn ich zurück bin, dann kann ich mich immer noch für eine Ausbildung entscheiden“, sagte sie. „Ich würde gerne Journalistin werden“, verriet sie, aber sie könne sich ebenso gut einen handwerklichen Beruf wie den einer Konditorin vorstellen: „Ich backe leidenschaftlich gerne.“ Sie wolle sich in keine Richtung drängen lassen: „Ich bin für alles offen“.

Die zwölf Schuljahre habe sie „mit links“ bewältigt. „Ich hatte immer tolle Lehrer“, nannte sie einen der Grundlagen für ihren Erfolg. den ersten Weg zum Erfolg. Natürlich habe es während der gesamten Schulzeit auch Höhen und Tiefen gegeben, doch die seien schnell bewältigt worden. Zu ihren Lieblingsfächern habe Erdkunde, Latein und auch Physik gezählt. „Leider hat es da für einen Preis nicht gereicht“, bedauerte sie ein wenig. Als Streberin habe sie sich nie gefühlt, und sie sei auch nie als solche gemobbt worden.

Abifeier des Kurpfalz-Gymnasium Schriesheim in der Mehrzweckhalle. © Gerlinde Gregor

„Wir waren als Klassengemeinschaft immer loyal, niemand wurde ausgegrenzt“, betont Merit Schlafmann. Das Lernen sei ihr halt immer leicht gefallen, und es habe zu keiner Zeit Druck von den Eltern gegeben. „Ich bekam jede Unterstützung von ihnen“, berichtete sie. Trotz Schule blieb ihr immer noch genügend Zeit für ihre Hobbys: „Ich bin eine leidenschaftliche Turnerin und trainiere regelmäßig bei der TSG Weinheim.“  Als ihre Lieblingsdisziplin nannte sie den Balken. Ein weiteres Hobby sei das Klavierspielen.

Das Lernen im Lockdown fand sie anstrengend. „Wir waren da ganz auf uns selbst gestellt und es war schwer ohne die Freunde“, kommentierte sie und ergänzte, dass sie aus der Zeit auch etwas positives mitnehmen könne:  „Man war frei und konnte den Tag selbst gestalten“. Ihr Resümee ihrer Schulzeit lautet: „Wir hatten fantastische Lehrer, die sehr gut erklären konnten.“  Was sie der nachfolgenden Schülergeneration mitgeben wollte, das hatte sie in ihre Abschlussrede gepackt. Sie gab ihnen und auch ihren Schulfreunden mit auf den Weg, dass die Schulzeit viel mehr sei, als das Wissen, das schon langsam in Vergessenheit gerät. Man habe Dinge gelernt, die einem niemand mehr nehmen könne. Man habe Freundschaften und Fähigkeiten gewonnen, die für die Zukunft von Bedeutung seien.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen