Starkregen

Warum nur Teile der Rhein-Neckar-Region vom Unwetter am Mittwoch betroffen waren

Heftiger Starkregen hat am Mittwochabend in der Rhein-Neckar-Region für viele Einsätze der Feuerwehr gesorgt. Doch der Starkregen breitete sich nur in einem schmalen Band ab. Besonders heftig war es in Schriesheim, Viernheim und Worms.

Von 
Bernhard Zinke , Hans-Jürgen Emmerich , Martin Schulte und Nina Höll
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Schriesheim, 28. Mai 2025: Das Waldschwimmbad ist nach einem heftigen Starkregen überflutet. © IEWS

Schriesheim, Rhein-Neckar. Unwetter haben am Mittwochabend die Feuerwehren der Region beschäftigt. Die Gewitterzelle, verbunden mit stürmischen Böen, zog sich in einem schmalen Band von Nordwesten nach Südosten. Während in Mannheim und Ludwigshafen normaler Regen fiel, liefen auf einer Linie von Worms über Viernheim bis zur Badischen Bergstraße die Kanäle voll.

Die folgenschwersten Schäden dürften sich in Schriesheim ereignet haben. Hier wurde das Waldschwimmbad nach den Starkregenfällen überflutet. Neben der Liegewiese wurde vor allem das Nichtschwimmerbecken in Mitleidenschaft gezogen. Das genaue Ausmaß der Schäden war Donnerstag noch unklar. Fest steht nur: Das beliebte Bad bleibt bis Freitag geschlossen.

Die Feuerwehr ist bei der Überflutung des Waldschwimmbads in Schriesheim nach Starkregen in Einsatz. © IEWS

Ein Video der Initiative zur Erhaltung des Waldschwimmbads (IEWS) zeigt das Ausmaß der Überflutung. Zu sehen ist eine braune Brühe, die über Becken und Gelände fließt. Von der benachbarten Talstraße sei das Wasser regelrecht ins Schwimmbad geschossen, berichtete Pressesprecher Kim Koschorrek am Donnerstag. Auch der Bach sei über die Ufer getreten. Die Liegewiese sei überflutet worden: „Das ist aber schon häufiger passiert, das ist kein Drama, auch wenn es schlimm aussieht.“

Schlamm und Schmutzwasser stehen nach dem Starkregen in den Becken im Schriesheimer Waldschwimmbad. © IEWS

Viel schlimmer sei das Wasser, das ins Kinderbecken hineingelaufen sei. Dadurch sei alles verschlammt. Durchschreitebecken, Kinderbecken und die Technik waren betroffen. Die große Frage ist jetzt, inwieweit Dreck in die Technik gelangt ist und für Schäden gesorgt hat. Wie weitreichend die Schäden sind, werde sich frühestens im Laufe des Donnerstags herausstellen.

Das Kinderbecken im Waldschwimmbad Schriesheim ist überflutet. © IEWS

Noch am Abend gab es einen ersten Einsatz von Vereinsmitgliedern und ihres Bademeisters. Die Feuerwehr pumpte ab und unterstützte mit der Ausleuchtung des Geländes. „Denen gebührt allen ein dickes Dankeschön“, betont Koschorrek. Nachts um halb zwei seien die letzten gegangen. Am Feiertag ging es gleich weiter. Kinderbecken, Durchschreitebecken und das gesamte Areal müssen gereinigt werden. Unermüdlich waren Freiwillige damit am Feiertag beschäftigt. Die komplette Filtertechnik ist am Freitag dran. Am Donnerstagnachmittag gab es eine positive Nachricht des IEWS-Vorsitzenden Thomas Merkel: Das große Becken kann ab Samstag wieder benutzt werden.

Die Meldungen, die bei der Hirschberger Feuerwehr eingingen, rissen nicht ab. Die Brandschützer waren am Mittwochabend im Dauereinsatz. „Die Goethestraße war ein reißender Fluss“, berichtet Kommandant Peter Braun. Dort breitete sich der Staudenbach auf die Straße aus, spülte Schlamm und Geäst auf die Fahrbahn. Auch der Bauhof der Gemeinde rückte aus, um der Lage Herr zu werden.

Mehr als 70 Einsätze wegen Starkregen in Viernheim

Besonders heftig war die Lage auch in Viernheim. Der Starkregen traf einmal mehr den westlichen Teil der Stadt – nach drei ähnlichen Ereignissen in den Jahren 2007 bis 2009. Diese hatten ganze Straßenzüge geflutet. Wie Lucas Haas, Sprecher der Viernheimer Freiwilligen Feuerwehr, auf Nachfrage erklärte, seien 70 Einsätze gezählt worden. Es habe sich vor allem um vollgelaufene Keller gehandelt, aber hier und da auch herabgestürzte Äste. Die Kräfte seien am Mittwochabend um 19.30 Uhr ausgerückt und hätten bis 1.30 Uhr gearbeitet. Die örtliche Feuerwehr war mit 35 Kräften im Einsatz. Dazu kamen 20 Kollegen aus Lampertheim und das Viernheimer THW.

Viernheim hat gerade erst seinen neuen Abwasserkanal von über einem Meter Durchmesser in Betrieb genommen, 18 Millionen Euro kostete das Bauwerk. Ob die Dimension des Kanals nicht ausgereicht habe, oder ob von Laub verstopfte Gullydeckel ursächlich waren, müsse noch geklärt werden, erklärte die Stadtverwaltung am Donnerstag.

Auch in Viernheim richtete das Unwetter am Mittwochabend einige Schäden an, wie hier in der Rathausstraße. © Martin Schulte

Aus Heddesheim meldete die dortige Freiwillige Feuerwehr mehr als ein Dutzend Einsätze. Beim Auspumpen von überschwemmten Kellern halfen auch die Kameraden aus Ladenburg, die sich ansonsten auf das Kontrollieren der Bäche beschränken konnten. In Edingen-Neckarhausen gab es keine unwetterbedingetn Einsätze. Die Feuerwehr Mannheim verzeichnete in der letzten Nacht ebenfalls keine Einsätze. Trotz des starken Regens gab es keine Meldungen von Überschwemmungen, zu denen die Einsatzkräfte ausrücken mussten.

In Weinheim gab es zwei Einsätze im Zusammenhang mit dem Sturm, der das Gewitter begleitete. Im Wiesental in der Nähe des Stadtteils Rittenweiher stürzte ein Baum auf ein Auto, in der Nordweststadt wehte es Ziegel von einem Dach. Überflutungen gab es kaum. Hier machten sich die Investitionen der vergangenen Jahre ins Kanalnetz schon bemerkbar, sagte der Weinheimer Feuerwehr-Kommandant Ralf Mittelbach.

Stark betroffen war auch Worms, wo die Feuerwehr 92 Einsätze abarbeiten musste. Hier überflutete der Regen erneut die westlichen Stadtteile Leiselheim und Pfeddersheim. Dort hatte im September 2023 ein Unwetter mit Tennisball-großen Hagelkörnern einen Millionenschaden angerichtet. Noch heute sind die Schäden hier an Autos, Dachrinnen und Carport-Dächern zu sehen. Laut der Stadtsprecherin sei das Wasser aus dem überlasteten Kanalsystem durch Gullydeckel, Toiletten und Duschen nach oben gedrückt worden.

86 Liter Regen in Wilhelmsfeld binnen zwei Stunden

Laut dem Deutschen Wetterdienst hat es sich um ein kräftiges Unwetter gehandelt. In Wilhelmsfeld – östlich von Schriesheim – seien binnen zweieinhalb Stunden 86 Liter heruntergekommen. Zum Vergleich: Normalerweise gibt es in dieser Region monatliche Niederschlagsmengen von 50 bis 60 Litern. Aber auch in Worms habe es 55 Liter abgeregnet. Zum Vergleich: In Mannheim waren es gerade mal 20 Liter.

Grund war eine sehr hohe Feuchtigkeit in der Atmosphäre. Die habe sich direkt an der Rückseite der Kaltfront abgeregnet. Glücklicherweise sei die Gewitterfront vergleichsweise schnell weitergezogen. Problematisch werde es, wenn Gewitterfronten nicht abziehen können. Dann könne in mehreren Stunden ein Vielfaches dieser Mengen abregnen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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