Schriesheim - Im Vorfeld der Eröffnung Großübung von Feuerwehren, DRK und Polizei im Branich-Tunnel / Über 160 Aktive im Einsatz

Vorbereitet sein für den Ernstfall, der hoffentlich niemals eintritt

Von 
Peter Jaschke
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Zahlreiche Schaulustige verfolgten vor dem Tunnel die Übung, bei der die Kommunikation der Rettungsdienste und der Einsatz des Quads (r.) erprobt wurden.

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Ein Feuer im Branich-Tunnel, das mag man sich gar nicht ausmalen. Doch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt sowie Sicherheitskräfte der Region haben keine Wahl: Sie müssen sich auf den Ernstfall so gut wie möglich vorbereiten. Und so fand am Wochenende vor der für den 18. Juni vorgesehenen Eröffnung des 1,8 Kilometer langen Straßentunnels eine Großübung mit über 160 Aktiven statt. Bereits zwei Tage zuvor wurde durch das Regierungspräsidium Karlsruhe die gesamte Betriebstechnik abgenommen (wir berichteten).

Zwar war das jüngste Manöver nicht als Schau-, sondern als Arbeitsübung konzipiert. Dennoch hatten sich etliche Zaungäste auf der Fußgängerbrücke an der westlichen Tunnelzufahrt in Höhe des Friedhofs eingefunden.

Aus der Nähe, genauer: mit Kameras vom Betriebsgebäude oberhalb des Tunnels aus, verfolgten Einsatzleiter Andreas Baar, Vizechef der Schriesheimer Feuerwehr, sowie Führungskräfte aus den Feuerwehr-Unterkreisen, wie die Aufgaben gelöst wurden.

Das Szenario: Zwei Lkw und ein Kleintransporter geraten in Brand, was in der Stahlbetonröhre enorme Hitze erzeugt. Durch die Rauchentwicklung kommt es im nachfolgenden Verkehr zu Unfällen mit Verletzten. Es gilt also, das Feuer im Fahrtunnel zu löschen und über Rettungstunnel und Fluchtwege hilflose Personen in Sicherheit zu bringen.

Realitätsnahes Szenario

"Der Tunnel ist eigentlich auf Selbstrettung ausgelegt, aber die Erfahrung zeigt: Viele schaffen das nicht, reagieren unter Stress anders als erwartet", erklärte Schriesheims Kommandant Oliver Scherer am Westportal. Hier erfolgten Lösch- und Sucheinsatz in mehreren Staffeln.

Außerdem zu beachten: "Wir fahren immer in Windrichtung ein, um die rauchfreie Zone zu nutzen", erläutert Scherer. Die Frauen und Männer arbeiteten komplett unter Atemschutz. Der Realitätsnähe dienten mit Folien beklebte Helmvisiere, um schlechte Sicht bei Rauch und Dunkelheit zu simulieren.

"Wir gehen von Tages-Alarmstärke und nicht von stärker besetzten Schichten aus", erläuterte Scherer, warum jeweils fünfköpfige Teams und "nur" 132 Mitglieder mit 25 Fahrzeugen aus neun Wehren der Umgebung auch am Ostportal des Tunnels an der Talstraße oberhalb von Kling-Malz im Einsatz waren.

Dazu kamen noch 27 Aktive des Deutschen Roten Kreuzes, die auch die geschminkten und teilweise schreienden "Verletzten" stellten, mit sechs Fahrzeugen sowie fünf Polizisten mit drei Wagen. Ebenso wirklichkeitsnah kam hinzu, dass einige Wehren und die Kreiskommandanten andernorts durch Unwettereinsätze gebunden waren.

Lob von Bürgermeister Höfer

"Ich bin sehr beeindruckt, wie harmonisch die Zusammenarbeit läuft, und finde es wichtig, dass Nachbarwehren hier Ortskenntnis erhalten", sagte Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer. "Die Schriesheimer Feuerwehr hat sich optimal auf das Übungsprojekt vorbereitet und die Vorgaben 1:1 umgesetzt", erklärte Reinhold Albrecht als Stadtbrandmeister und Übungsbeobachter der Feuerwehr Weinheim anerkennend, nachdem alle Unfallautos gründlich durchsucht sowie die Verletzten befreit worden waren.

"Alles, was nicht sofort ins Krankenhaus muss, kommt zu uns", sagte Tim Maiwald von der Schnell-Einsatz-Gruppe des DRK aus Weinheim im etwas unterhalb des Westportals errichteten Sanitätszelt am Friedhof. Dort wurden "Leicht- und Mittelschwerverletzte" betreut. Von "komplexen, aber gut gelösten Aufgaben" sprach Dr. Marcus Rudolph als Leitender Notarzt beim Abschluss.

Zufrieden zeigte sich auch Benjamin May vom Rhein-Neckar-Kreis, der für die technische Überwachung und Steuerung der Anlage verantwortlich ist: "Sehr wertvoll" seien die Videoanalysen gewesen. "Man konnte sich auf die Tunneltechnik verlassen", sagte Einsatzleiter Baar.

Oliver Scherer kündigte an, die Übung, die im Alarm- und Gefahrenabwehrplan zu dokumentieren ist, im Nachgang weiter auszuwerten. Künftig sei jährlich eine kleinere und alle vier Jahre eine Großübung im Tunnel abzuhalten.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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