Spätestens morgen um 6 Uhr wird der Branichtunnel für den Verkehr geöffnet. Auf diese Mitteilung des Regierungspräsidiums Karlsruhe reagierte Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern mit Erleichterung: "Das ist eine gute und klare Nachricht."
Als "richtige Entscheidung" bezeichnet er die Ankündigung, dass die Betriebszentrale des Tunnels durchgehend besetzt wird, falls es nicht gelingen sollte, das technische Problem zu beseitigen, das zur Verschiebung der Tunnelöffnung geführt hatte. Bekanntlich war am Sonntag festgestellt worden, dass nach dem Öffnen einer Fluchtür keine automatische Meldung an die Leitzentrale des Rhein-Neckar-Kreises erfolgt ist.
Nur eine Notlösung
Mit der Besetzung der Betriebszentrale wird dieses Problem sozusagen umgangen. Wobei das Regierungspräsidium in der Pressemitteilung betont, dass dies nur eine Notlösung sein kann. Zusammen mit einer Fachfirma arbeite die Behörde mit Hochdruck an der Fehlerbeseitigung und sei zuversichtlich, den Defekt "zeitnah" beheben zu können.
Etwas bedrückt wirkt Projektleiter Ralph Eckerle beim gestrigen Telefonat mit dem "MM". Das Versagen des Alarmsystems für die Fluchttüren kann er sich nicht erklären: "Es wurde natürlich vorher getestet. Aber am Sonntag hat es erstmals nicht funktioniert." Die Meldungen kamen zwar in der Betriebszentrale des Tunnels an, so der Projektleiter, aber nur teilweise im Landratsamt. "Und wir wissen noch nicht, woran es liegt."
Jemand muss es mitkriegen
Eigentlich sollte ja nur bei Bedarf jemand in der Betriebszentrale des Tunnels sitzen, erläutert der Projektleiter das Konzept. "Und deshalb muss natürlich jemand außerhalb mitkriegen, ob etwas Wichtiges, aber auch etwas Unwichtiges wie zum Beispiel der Ausfall einer Lampe, passiert." Wie Bürgermeister Hansjörg Höfer hält auch Ralph Eckerle die vom Regierungspräsidium verkündete Lösung für eine gute: "Der Verkehr kann laufen, während gleichzeitig die Experten nach dem Fehler suchen."
Via Facebook erreichten uns etliche Leserzuschriften. Auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Uli Sckerl meldete sich zu Wort: "Peinliche Veranstaltung! Da stecken 92 Millionen Euro Steuermittel drin. Nach 30 Jahren Warte- und acht Jahren Bauzeit mag das kein Drama sein. Aber eine klare Erklärung der Ursache will ich schon sehen. Bitte keine Fortsetzung der Never-Ending-Story des Saukopftunnels!"
Höfer ist froh, dass sich die die Angelegenheit nicht zu einer Hängepartie entwickelt. Gibt es eine zweite Einweihungsfeier? Der Bürgermeister lacht. "Schriesheim ist ja immer gut fürs Feiern. Aber das machen wir jetzt doch nicht." Stattdessen empfiehlt er, die Verzögerung bei der Tunnelöffnung wegzustecken und die deutsche Fußballnationmannschaft bei ihren kommenden Spielen zu unterstützen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim_artikel,-schriesheim-tunnel-spaetestens-morgen-offen-_arid,879568.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html