Eine Gründungsurkunde des Altenbacher evangelischen Kirchenchors „Concordia“ aus dem Jahr 1897 gibt es nicht. Aber ein Schriftstück vom 31. Mai 1897 in Sütterlinschrift, das den gemischten Chor als Gesangverein ausweist und belegt, dass im Schriesheimer Ortsteil seit 125 Jahren kirchliche Lieder erklingen – ein Jahr vor der Einweihung der evangelischen Kirche in Altenbach. So feiern die Sängerinnen und Sänger mit Dirigent Christian Kurtzahn nun Jubiläum, das diesen Samstag mit einem Festgottesdienst beginnt.
Proben mit Geige
Es waren die Lehrer, die in den Anfangsjahrzehnten in Altenbach den Chor dirigierten. Einstudiert wurden die geistlichen Lieder mit Hilfe einer Geige. Irgendwann hat der Löwenwirt ein Tafelklavier angeschafft. Viel Schriftliches aus dieser Zeit ist nicht vorhanden, ein Protokollbuch fehlt.
Aber die Namen der bis heute bekannten Familien, die damals in der „Concordia“ gesungen haben, sind überliefert: Frank, Pfeifer, Bretschi, Bernd, Bauder, Trautmann, Jungmann, Sommer, Beckenbach, Reinhard und Weber. In all den Jahren setzte der Chor auf Kontinuität. Obmann Patrick Minkus berichtet: „Zwei Dirigenten haben uns über die Hälfte der Zeit geprägt.“ Walter Gärtner von 1951 bis 1987 und danach 31 Jahre lang Ernst Kratzer, der 1987 ankündigt hatte: „Ich kann euch aushelfen.“ 17 Vorsitzende hat der Chor seit Adam Jungmann 1897 gehabt, darunter von 2002 bis 2005 mit Roswitha Bernd eine Frau.
Seit 2019 hält nun Christian Kurtzahn (Jahrgang 1966), Bezirkskantor in Idar-Oberstein und unter anderem ehemaliger Musiklehrer am Carl-Benz-Gymnasium in Ladenburg, den Taktstock des Kirchenchors in der Hand. Zusammen mit Obmann Patrick Minkus sowie Vorstandsmitglied und GL-Stadtrat Christian Wolf stellt er am Donnerstagabend das Programm für das Jubiläumsjahr zum 125. Bestehen des Altenbacher Chores vor.
„Wir starten jetzt erst mit dem Jubiläum, damit wir möglichst ohne Einschränkungen durch Corona feiern können. Sonst hätten wir jedes Mal zittern müssen, ob’s auch was wird“, betont Minkus. Die Pandemie habe das Chorgeschehen der rund 30 aktiven Sängerinnen und Sänger schon massiv eingeschränkt, teilweise hätten die Proben über Whats-App und Zoom stattgefunden.
Doch nun kann das Jubiläum mit dem Festgottesdienst in der Kirche der Altenbacher Johannesgemeinde um 16 Uhr starten. „Sechs Stücke, eine bunte Palette populärer Musik“, sagt Kurtzahn. „Nicht alle sind es gewohnt, dass ein Kirchenchor so modern singt. Aber alles hat natürlich einen christlichen Bezug. Und es macht unseren Sängerinnen und Sängern viel Spaß“, ergänzt Minkus.
Ausstellung zur Historie
So wird das „Cantate Domino“ von Karl Jenkins gesungen, aber auch „Jesus is a solid Rock“ mit Anklängen an Abba erklingt. Im Anschluss an das Konzert wird in der Kirche eine Ausstellung zur 125-jährigen Geschichte des Chors eröffnet. „Eine kleinen Bildershow, alte Plakate, Zeitungsberichte, dazu gibt es ein kleines Heftchen – mal was anderes als eine traditionelle Chronik“, verspricht Obmann Minkus. Diese Ausstellung kann ohne Einschränkungen zu den gewohnten Öffnungszeiten der Kirche besucht werden.
Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr soll am Sonntag, 23. Oktober, 18 Uhr, die Misa-Tango-Messe von Martin Palmeri in der Stadtkirche Schriesheim werden. Neben der „Concordia“ sind auch andere Chöre, wie „Chorissimo“ aus Heidelberg, der Evangelische Kirchenchor Ladenburg sowie die Kammerphilharmonie Mannheim und die Sopranistin Theresia Aranowski dabei. „Der Vorverkauf für Misa Tango mit 18 Euro pro Karte beginnt am Samstag“, kündigt Christian Wolf an. Tickets gibt es bei „mittendrin“ in der Schriesheimer Kirchstraße und bei „PeLe“ in Altenbach.
Gesang im ganzen Ort
„Dream on“ heißt es am 6. November im Schriesheimer Zehntkeller. „Das wird ein fetziges Konzert“, so Kurtzahn. Weiterer Programmpunkt ist im Mai 2023 ein bunter Festabend mit Gesang. Voraussichtlich im Juli soll es in Altenbach ein Chorfest geben, zu dem verschiedene Chöre an verschiedenen Orten im Dorf singen werden. „In Planung, aber schon konkret, ist auch ein weißer und ein roter Jubiläumswein, den wir zusammen mit der Winzergenossenschaft ausschenken wollen“, erklärt Minkus.
Getränke, die Geist und Seele anregen, haben im Evangelischen Kirchenchor „Concordia“ seit 1897 Tradition. Auf dem ersten Schriftstück des Gesangvereins hat der damalige Wirt handschriftlich den Bierpreis notiert: 32 Pfennige.