Die Stadt Schriesheim rückt einem zerstörten Hornissennest im Wald mit Gift zuleibe. Das geht aus einer Pressemitteilung des Rathauses hervor, die am Freitag kurz vor 14 Uhr per E-Mail in der Redaktion eintraf. Für Rückfragen waren weder die Pressestelle noch der Bürgermeister zu erreichen.
Wie die Stadt schreibt, wurde bereits am vergangenen Wochenende ein Hornissennest im Wald am Ölberg gesichtet, das durch einen umgekippten Baum freigelegt wurde. Die Feuerwehr der Stadt sperrte den daran vorbeiführenden Pfad mit Sperrbändern ab und brachte provisorische Schilder an, um Passanten auf die potentielle Gefahr hinzuweisen. Wie der Kommandant Oliver Scherer am Freitag auf Nachfrage erklärte, habe es zuvor bereits mehrere Fälle gegeben, in denen Menschen von Hornissen gestochen worden seien. Auch danach sei es mehrfach zu Stichen gekommen, weil die Menschen die Absperrung und die Warnhinweise missachtet hätten. Sie nutzten die Abkürzung auf dem Weg zwischen Strahlenburg und Steinbruch
Am Donnerstag nun wurde das Hornissennest laut Stadt „durch fachkundiges Personal hinsichtlich der Hornissenart sowie des weiteren Vorgehens“ geprüft. Nähere Angaben zur Herkunft des Fachpersonals machte die Stadt zunächst nicht. Erst auf Nachfrage hieß es, es sei ein ehrenamtlich beauftragter Schädlingsbekämpfer des Landratsamtes. Er habe die Befugnis, im Auftrag der zuständigen Naturschutzbehörde entsprechende Maßnahmen einzuleiten, sobald Gefahr im Verzug festgestellt und eine Umsetzung des Nestes ausgeschlossen wird: „Die erforderliche Genehmigung des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis als zuständige Naturschutzbehörde zur fachgerechten Beseitigung des Nestes liegt demnach vor.“ Nach Einschätzung des Fachprüfers sei eine Umsetzung des Nestes in diesem konkret vorliegenden Fall nicht möglich, weil das Nest zu tief im Baum liege.
Bis Sonntag ist Vorsicht geboten
Aufgrund der zentralen Lage des Nestes an einem Pfad, welcher kontinuierlich genutzt werde, würden nun „Maßnahmen zur fachgerechten Beseitigung des Nestes“ eingeleitet. Das hierbei eingesetzte Mittel sei „wasserlöslich, biologisch abbaubar und für Menschen sowie andere Tiere nicht toxisch“, heißt es in der Pressemitteilung. Die Maßnahmen dauerten noch bis einschließlich Sonntag.
Vor diesem Hintergrund bitte die Stadtverwaltung Schriesheim alle Bürgerinnen und Bürger, das Gebiet rund um das Hornissennest am Wochenende nochmals zu meiden. Bei Rückfragen könnten sie sich gerne per Mail (ordnungsamt@schriesheim.de) oder telefonisch unter 06203/60 21 30 an die Ordnungsamtsleiterin Julia Geiss wenden.
Nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) zählt die einheimische Hornisse wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zu den besonders geschützten Arten: „Sie darf nicht getötet, und ihr Nest darf nicht zerstört werden.“ Die Beseitigung eines an kritischer Stelle befindlichen Nestes sei nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden möglich.
Feuerwehr ist machtlos
Ängstliche oder nicht informierte Bürger, die sich durch Hornissen bedroht fühlen, wenden sich immer wieder an die Feuerwehr, wie der Nabu schreibt. Die darf allerdings gar nicht einschreiten, bestätigt der Schriesheimer Kommandant Oliver Scherer. Gemäß Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) zählt die Hornisse (vespa crabro) zu den besonders geschützten Arten. Das vorsätzliche oder fahrlässige Anlocken, Fangen oder Töten einer Hornissenkönigin beziehungsweise eines Hornissenvolkes ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro geahndet werden kann.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim_artikel,-schriesheim-stadt-schriesheim-laesst-hornissen-im-wald-am-oelberg-beseitigen-_arid,2130912.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html