Schriesheim - Isabel Bogdan liest aus ihrem ersten Roman "Der Pfau" in der Stadtbibliothek / Autorin spricht auch über die Entstehung des Werks

Sie überwand die Angst vor dem weißen Blatt

Von 
Stefanie Oemisch
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Aus ihrem Roman "Der Pfau", der in den schottischen Highlands spielt, las Isabel Bogdan in der Schriesheimer Stadtbibliothek.

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Einer Geschichte von einem verrückten Pfau, einer Gruppe steifer Banker und von einem ruhigen Örtchen im schottischen Hinterland, lauschten die Besucher der Lesung von Isabel Bogdan in der Schriesheimer Stadtbibliothek.

Die Autorin war von der Schriesheimer Stadtbibliothek, der Volkshochschule Schriesheim und Utes Bücherstube eingeladen worden. "Wir freuen uns, Isabel Bogdan heute bei uns begrüßen zu dürfen und hoffen, Sie alle lassen sich heute in die schottischen Highlands entführen", begrüßte Regine Hindorf von Utes Bücherstube.

Die Autorin war ein wenig aufgeregt - was aber kein Wunder ist, denn "Der Pfau" ist ihr erster Roman. Isabel Bogdan hat Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokio studiert und arbeitet als Übersetzerin für Romane und Sachbücher. 2006 erhielt Bogdan den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzungen, 2011 den für Literatur.

Das Übersetzen war dem Sprachtalent stets leicht gefallen, doch etwas selbst zu schreiben, hatte sie sich viele Jahre nicht getraut. "Ich hatte einfach Angst vor dem weißen Blatt", erzählte Isabel Bogdan lächelnd. Als jedoch bei ihren schottischen Freunden, bei denen sie und ihr Mann eine Zeit lang gelebt hatten, ein Pfau verrückt spielte und begann, blaue Dinge anzugreifen, dachte sie: "Diese Geschichte muss einfach veröffentlicht werden."

Aus einer Kurzgeschichte wurde ein Roman, und der ist mittlerweile ziemlich erfolgreich. "Der Pfau" spielt in den schottischen Highlands. Lord und Lady McIntosh betreuen in ihrem abgelegenen Landsitz Feriengäste, zusammen mit ihrer Haushaltshilfe Aileen. Da sie Tiere mögen, haben sie sich fünf Pfauen angeschafft, die neben dem Hund und der stets schlecht gelaunten Gans auf dem weitläufigen Gelände herumstolzieren.

Unerwartet beginnt einer der Pfauen verrückt zu spielen und alles anzugreifen, was die Farbe Blau hat. Als dann einige Investmentbanker mit einer eigenen Köchin und einer Psychologin anreisen, um abseits der Zivilisation Seminare über Teambuilding abzuhalten, beginnt Alles aus dem Ruder zu laufen. Sowohl die Umgebung als auch die Art der Veranstaltung kommen nicht bei alle Teilnehmern gut an. Für Abwechslung und Unterhaltung sorgen jedoch die Tiere. Die pragmatischen Problemlösungen durch Lord McIntosh setzen ein urkomisches Geschehen in Gang, das die Beteiligten an ihre Grenzen führt und sie einander näher bringt. Ein überraschender Wintereinbruch, eine Grippe und ein Kurzschluss tun ihr Übriges.

Mit viel Liebe zu den einzelnen Figuren und vor allem einer ordentlichen Portion Witz, erzählt Isabel Bogdan, wie sich ein Haufen Arbeitskollegen nach und nach zu Freunden entwickeln.

Auch bei den Zuhörern kam die Geschichte sehr gut an, und eine Dame lobte: "Sie sind nicht nur in der Lage, eine Geschichte zu erzählen, sondern auch die Gedankengänge und Gefühle von ihren Figuren einzufangen und wiederzugeben. Ihre Wahrnehmung ist wirklich außergewöhnlich gut." Bogdan freute sich über das Lob, denn mit den Figuren habe sie sich beim Schreiben sehr schwer getan. "Ich habe mir irgendwann überlegt, welche Schauspieler meine Figuren in einem Film spielen würden und so ihren Charakter und ihr Aussehen entwickelt." Von da an sei alles ganz einfach gewesen, erzählte die Autorin: "Wenn man eine Romanfigur kennt, weiß man auch, wie sie in bestimmten Situationen reagieren würde. Und ich habe die Handlung dementsprechend einfach laufen lassen."

Lachend verriet sie: "Ich brauche beim Schreiben immer Druck. Deshalb habe ich meiner Agentin gesagt, sie soll sich immer irgendwelche Termine ausdenken, zu denen ich Teile des Buches fertig haben muss." Funktioniert hat dieser Plan. Und das sogar so gut, dass die Autorin im Herbst ihren zweiten Roman veröffentlichen wird.

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